Luftmanöver über Nord- und Ostsee Russische Bomber lösen Nato-Alarm aus

Norwegischer F-16-Kampfjet verfolgt russische Tupolew Tu-95: Foto der norwegischen Luftwaffe - ohne Angabe der Position
Foto: DPA/ Royal Norwegian Air ForceBrüssel - Am Himmel über Europa kommt es derzeit zu deutlich mehr russischen Flugaktivitäten als sonst üblich. Laut Nato sind innerhalb von zwei Tagen zahlreiche Langstreckenbomber und Kampfjets bei "Manövern" über der Ostsee und der Nordsee sowie über dem Schwarzen Meer und dem Atlantik entdeckt worden.
Dies erklärte die Nordatlantische Allianz am Mittwoch in Brüssel. Von vier Orten aus seien Nato-Flugzeuge aufgestiegen, um die russischen Kampfverbände abzufangen. Die Häufung der Kontakte im internationalen Luftraum sei "ungewöhnlich" hieß es.
Ein Sprecher des Militärbündnisses betonte jedoch, dass der Nato-Luftraum bei den russischen Aktionen nicht verletzt worden sei. Eine derart hohe Zahl von Einsätzen habe es indes in den vergangenen Jahren nur selten gegeben, hieß es.
Wie die Nato mitteilte, wurden innerhalb von 24 Stunden insgesamt vier Gruppen mit mehreren Kampfjets und Langstreckenbombern registriert. Demnach wurden die Flugzeuge während der gesamten Dauer ihrer Flüge von Kampfjets verschiedener Nato-Staaten begleitet und von der Luftraumüberwachung verfolgt.
Unter anderem seien britische und auch deutsche Kampfjets im Einsatz gewesen. Die Entsendung von Kampfjets ist Standard, wenn sich nicht identifizierte Flugzeuge dem Nato-Luftraum nähern.
Einen Kontakt gab es laut dem Bündnis am Nachmittag des 28. Oktober über der Ostsee. Dort waren im internationalen Luftraum nahe Finnland sieben russische Militärflugzeuge unterwegs. Deren Flug war zwar angemeldet, allerdings reagierten die Piloten nicht auf Funksprüche. Als Reaktion seien zunächst mehrere deutsche "Eurofighter" aufgestiegen. Später hätten auch dänische, finnische und schwedische Maschinen die Russen begleitet. Diese seien schließlich Richtung Kaliningrad abgedreht.
Ein weiteres Ereignis meldete das Nato-Mitgliedland Norwegen: Russische Jets seien in der Arktis aufgestiegen und bis nach Portugal geflogen, in unmittelbarer Nähe der Nato-Grenzen. Obwohl die Flugzeuge auch hier über internationalen Gewässern blieben, lösten sie Alarm aus.
In der Nordsee machte die Nato zudem vier Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 und vier Tankflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-78 aus.
Russen testen neue Rakete
Die russischen Militärmaschinen hätten teilweise keine Flugpläne an die zivilen Luftfahrtbehörden übermittelt und keinen Funkkontakt mit ihnen gehalten. Dies stelle eine Gefahr für den zivilen Flugverkehr dar, erklärte die Nato.
Ungewöhnlich sind solche Vorgänge aber nicht. Seit Jahresbeginn wurden laut dem Militärbündnis in mehr als hundert Fällen russische Flugzeuge abgefangen, dreimal mehr als 2013. Die Häufung in den vergangenen Tagen war dann aber selbst für diese neuen Maßstäbe bemerkenswert.
In einem weiteren Manöver hat Russland offenbar erfolgreich eine neue Interkontinentalrakete getestet. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau sei der Flugkörper vom Typ "Bulawa" von einem U-Boot abgefeuert worden und auf einem Militärgelände auf der ostasiatischen Halbinsel Kamtschatka eingeschlagen. Der Raketentyp hatte bei früheren Tests große Probleme bereitet.