Johannesburg - Südafrika trauert um Nelson Mandela. "Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren, unser Volk seinen Vater", sagte Präsident Jacob Zuma am Donnerstagabend in einer Rede an die Nation. Mandela sei friedlich eingeschlafen.
"Er hat wie kein anderer den Geist einer gemeinsamen südafrikanischen Nation verkörpert", sagte Zuma. "Das ist der Moment unseres tiefsten Schmerzes. Nelson Mandela hat uns zusammengeführt. Und zusammen werden wir ihm Lebewohl sagen."
"Lasst uns die Werte leben, für die Mandela gekämpft hat", sagte der sichtlich bewegte Zuma an das südafrikanische Volk gerichtet. Er ordnete an, dass alle Flaggen auf Halbmast gesetzt werden, und gab bekannt, dass es für Mandela ein Staatsbegräbnis geben werde.
Mandela sei um 20.50 Uhr im Kreise seiner Familie verstorben, sagte Zuma weiter. "Auch wenn wir wussten, dass dieser Tag kommen würde, kann uns niemand den Schmerz dieses Verlustes nehmen", so der Präsident.
Der britische Premier David Cameron hatte bereits kurz nach der Todesmeldung auf Twitter gesagt: "Ein großes Licht in der Welt ist erloschen. Nelson Mandela war ein Held unserer Zeit. Ich habe angeordnet, dass die Flagge an Downing Street Nummer 10 auf Halbmast wehen soll."
Am Donnerstag hatten sich bereits zahlreiche Mitglieder der Familie im Hause Mandelas versammelt. Mandelas Tochter Makaziwe hatte vor wenigen Tagen gesagt, ihr Vater liege auf dem Sterbebett. Enkel Ndaba sagte kürzlich, es gehe Mandela "zu Hause im Bett nicht gut".
Nach fast dreimonatigem Aufenthalt war Mandela Anfang September aus dem Krankenhaus in der Hauptstadt Pretoria entlassen und in sein Haus in Johannesburg gebracht worden. Dort wurde er weiter intensivmedizinisch betreut. Mandela war seit dem 8. Juni wegen einer Lungenentzündung behandelt worden.
Mandela hatte wegen seines Kampfs gegen die Rassentrennung in Südafrika 27 Jahre lang im Gefängnis gesessen. Im Jahr 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten seines Heimatlands gewählt, bis zum Jahr 1999 blieb er im Amt.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Nelson Mandela ist tot. Südafrikas Präsident Jacob Zuma sagte in einer Rede an die Nation: Das Land habe "seinen größten Sohn verloren". Das wohl bekannteste Bild von Mandela ist von 1994: Er blickt noch einmal aus dem Fenster seiner ehemaligen Zelle auf Robben Island.
Frühe Jahre des wichtigsten afrikanischen Politikers: Nelson Mandela (Mitte) gründete zusammen mit Walter Sisulu (links) 1944 die Jugendliga des African National Congress, weil ihm die Politik des ANC zu gemäßigt erschien. Rechts Harrison Motlana, der später als Sekretär der neuen Organisation fungierte.
Kampf gegen die Apartheid: In dieser Aufnahme aus dem Jahre 1959 spricht Mandela mit einer Gruppe von Frauen, die gegen die bestehenden Ausweis-Gesetzgebung in Südafrika demonstrieren.
Mandela (rechts) mit seinen Mitstreitern Robert Resha (links) und Patrick Molaoa (eine Aufnahme aus dem Jahre 1958)
1958 heiratete Mandela die 18 Jahre jüngere Nomzamo Winnie Madikizela. Aus dieser Ehe - seiner zweiten - gingen zwei Töchter hervor. Winnie war auch dabei, als es 1962 zum Prozess gegen ihren Mann kam. Wegen mehrerer Protestaktionen wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Verfahren 1964 endete dann mit lebenslangen Zuchthausstrafen für Mandela und sieben Mitangeklagte.
Schon 1962 machten sich die Menschen für eine Freilassung des inhaftierten Mandela stark. Doch erst 1990 wurde er aus der Haft entlassen.
Auch Winnie Mandela (hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1986) wurde zu einer radikalen Gegnerin des Apartheid-Regimes. Mit vielen Äußerungen zog sie sich aber auch oft den Unmut des ANC zu.
Im Londoner Wembley-Stadion gab es am 11. Juni 1988 ein in mehr als 60 Länder auf der ganzen Welt ausgestrahltes Rockkonzert, mit dem ebenfalls die Freilassung Mandelas gefordert wurde.
Die Wende: Südafrikas Präsident Frederik Willem de Klerk öffnete den Dialog mit der schwarzen Opposition, als er im Februar 1990 in einer historischen Rede nicht nur die Freilassung Mandelas, sondern auch die Legalisierung des ANC und anderer bislang verbotener Organisationen ankündigte. Es war das Ende der Apartheid.
Am 11. Februar 1990 wurde Nelson Mandela endgültig aus der Haft entlassen.
Mandelas Landsleute feierten die Freilassung ihres Helden überschwänglich.
In dem legendären Gefängnis auf der Felseninsel vor Kapstadt, Robben Island, war Mandela bis 1981 inhaftiert.
De Klerk und Mandela (eine Aufnahme aus dem Mai 1990): Nach mehreren Treffen zwischen den beiden verpflichtete sich der ANC, den bewaffneten Kampf sofort auszusetzen. Die Regierung ließ im Gegenzug rund 3000 politische Gefangene frei.
Für ihren Kampf um den Frieden und das Ende der Apartheid in Südafrika wurden Mandela und de Klerk schließlich 1993 in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Doch die Verhandlungen zwischen dem ANC und der weißen Regierung wurden belastet durch die Gewalt zwischen ANC und der ebenfalls schwarzen Inkatha-Bewegung, einer Zulu-Organisation.
Erst nach zähen Verhandlungen erklärte sich die Inkatha-Freiheitspartei mit ihrem Anführer Mangosuthu Buthelezi (r.) bereit, an den erstmals stattfindenden freien Wahlen teilzunehmen. Von links: Mandela, de Klerk und der Zulu-König Goodwill Zwelithini.
Nelson Rolihlahla Mandela: Am 10. Mai 1994 wurde er als erster schwarzer Präsident Südafrikas vereidigt.
Vor Freude tanzte Mandela bei einem Konzert in Pretoria, mit dem seine Amtseinführung gefeiert wurde.
Ende März 1999 verabschiedete sich Mandela unter dem Beifall der Abgeordneten vom ersten demokratisch gewählten Parlament Südafrikas.
Sein Nachfolger wurde Thabo Mbeki (rechts), der bei den Wahlen 1999 mit dem ANC die Zweidrittelmehrheit im Parlament nur um ein Mandat verfehlt hatte.
Mandela hatte natürlich auch großen Anteil daran, dass die Fifa die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 im Jahr 2004 nach Südafrika vergab.
Und deshalb ließ er es sich auch nicht nehmen, an der Abschlussfeier des Turniers teilzunehmen. Mit Pelzmütze und im Wintermantel wurde er in einem offenen Golfwagen vor dem Finale ins Stadion gefahren. Rechts seine Frau Graca Machel.
Rebell, Freiheitsheld, Politiker - jetzt trauert Südafrika um Nelson Mandela.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden