Grenze zu Indien Nepalesische Polizei löst Blockade gewaltsam auf

Sie kämpfen gegen die neue Verfassung und blockierten deshalb die Grenze: Nun hat Nepals Polizei die Demonstranten mit Gewalt von einem Grenzübergang nach Indien vertrieben. Rund 15 Menschen sollen verletzt worden sein.
Brennende Reifen an der Grenze zu Indien: Nach Polizeieinsatz wieder offen

Brennende Reifen an der Grenze zu Indien: Nach Polizeieinsatz wieder offen

Foto: AP/dpa

Nepalesische Polizisten sind gewaltsam gegen Gegner der neuen Verfassung vorgegangen, die einen Grenzübergang nach Indien, knapp 90 Kilometer südlich der Hauptstadt Kathmandu, blockiert hatten. Rund 200 Fahrzeuge, die bis zu 40 Tage auf die Passage nach Indien warten mussten, konnten daraufhin nach Indien fahren.

Bei der Auflösung der Blockade wurden laut Shiva Patel, Generalsekretär der nepalesischen Sadbhawana-Partei und Mitveranstalter der Blockadeaktion, etwa 15 Demonstranten verletzt. Fünf weitere wurden demnach festgenommen, als sie sich weigerten, ihre Aktion zu beenden. Die Polizei habe Zelte niedergebrannt und Schlagstöcke eingesetzt. Patel kündigte weitere Proteste an.

Die im September in Kraft getretene nepalesische Verfassung sieht die Aufteilung des Himalaya-Staats in sieben Provinzen vor. Vor allem die ethnischen Minderheiten der Tharu und Madhesi im Süden Nepals fühlen sich dadurch ausgegrenzt. Sie befürchten, durch den neuen Zuschnitt der Provinzen künftig noch weiter an den Rand gedrängt und nicht angemessen politisch repräsentiert zu werden. Bei gewaltsamen Ausschreitungen wurden bereits mehr als 40 Menschen getötet.

Mit der Blockade nach Indien behinderten die Verfassungsgegner Treibstoff- und Nahrungsmittellieferungen nach Nepal, das noch immer unter den Folgen des schweren Erdbebens im April leidet. Fast 8900 Menschen kamen damals ums Leben.

Durch ihren Protest an dem Grenzübergang südlich von Kathmandu sowie an anderen Grenzübergängen war zuletzt der Treibstoff an Tankstellen knapp geworden. Ein ranghoher nepalesischer Zollbeamter teilte mit, nach dem Polizeieinsatz seien nun mehr als hundert leere indische Lastwagen, die wegen der Grenzblockade in Nepal festsaßen, nach Indien unterwegs. Aus Indien seien aber noch keine Lastwagen über die Grenze gefahren.

Auch Indien ist mit der neuen Verfassung unzufrieden. Die Regierung in Kathmandu hatte dem Nachbarland vorgeworfen, die Demonstranten an der Grenze zu unterstützen und damit eine inoffizielle Blockade zu verhängen. Indien wies die Vorwürfe strikt zurück.

apr/AFP/AP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten