Neue Atom-Deals
Sarkozy wirbt in Indien um Milliardenaufträge
Indien hat großen Energiehunger - und Nicolas Sarkozy will ihn stillen: Auf seiner Asienreise bietet Frankreichs Präsident der aufstrebenden Wirtschaftsmacht unbegrenzte Zusammenarbeit bei der Atomkraft an. Er hofft auf Milliardenaufträge für den Konzern Areva.
Präsident Sarkozy mit Gattin Bruni in Indien: Umstrittene Atomforderung
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Bangalore/Paris - Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat zum Auftakt einer viertägigen Asienreise einen unbegrenzten Zugang Indiens zur Atomenergie gefordert. Bei einer Rede in der südindischen Technologie-Metropole Bangalore nannte es Sarkozy am Samstag widersprüchlich, von dem Land umweltfreundliche Industrien zu verlangen, aber seinen Zugang zur zivilen Nutzung der Kernkraft zu beschneiden.
Frankreich sei zu unbegrenzter Kooperation bereit, bekräftigte der Staatschef. "Indien und Frankreich teilen den Glauben, dass Atomenergie eine beispiellose Antwort auf diese Herausforderung darstellen kann", sagte Sarkozy.
Hintergrund von Sarkozys Forderungen ist das große Interesse der französischen Atomindustrie an Aufträgen aus Indien. Der Konzern Areva würde in dem energiehungrigen Schwellenland gerne mehrere moderne Druckwasserreaktoren (EPR) bauen.
Derzeit verfügt Indien über knapp 20 Atommeiler. Indiens Umweltministerium hatte erst vergangenes Wochenende den Bau von sechs Druckwasserreaktoren der dritten Generation genehmigt. Das Projekt mit einem Volumen von knapp 17 Milliarden Euro wird von dem staatlichen französischen Atomunternehmen Areva ausgeführt.
Hoffnung auf milliardenschwere Rüstungsdeals
Sarkozy wird auf seiner Asienreise unter anderen von Außenministerin Michèle Alliot-Marie, Verteidigungsminister Alain Juppé und Wirtschaftsministerin Christine Lagarde begleitet. Auf dem Programm der Indienreise stehen in den kommenden Tagen Gespräche mit Premierminister Manmohan Singh und Staatspräsidentin Pratibha Patil.
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Unter Sarkozys rund 60-köpfigen Wirtschaftsdelegation befinden sich die Chefs der Konzerne Dassault und EADS. Sie erhoffen sich den Zuschlag für die Überholung von 56 Mirage-Kampfjets im Wert von 900 Millionen Euro, die Frankreich vor fast zwei Jahrzehnten an Indien verkauft hatte.
Zudem hat sich Frankreich mit der Rafale an einer Ausschreibung über 126 neue Kampfjets beteiligt. Der Auftrag soll rund neun Milliarden Euro wert sein und wäre der erste Exportauftrag überhaupt für den von Dassault hergestellten Jet.
Sarkozy sprach sich zudem erneut für einen ständigen Sitz des Landes im Weltsicherheitsrat aus. "Es ist wichtig, dass Indien an allen für die Welt wichtigen Debatten teilnimmt", sagte er. Anfang November hatte auch US-Präsident Barack Obama seine Unterstützung für eine entsprechende Initiative angekündigt. Sarkozy setzt sich bereits seit Beginn seiner Amtszeit 2007 für einen ständigen Sitz Indiens in der Organisation ein.