Neue Datenaffäre E-Mails über Schmutzkampagne blamieren britische Regierung

Erneute Datenpanne in der britischen Regierung: Ein hochrangiger Berater von Premierminister Gordon Brown hat E-Mails über eine geplante politische Schmutzkampagne an einen Blogger geschickt. Prompt landeten die Schreiben in der Presse.

London - Wenn es um sensible Daten und geheime Dokumente geht, sind britische Behörden offenbar ein hoffnungsloser Fall. Nach einer Reihe von Skandalen in den vergangenen Monaten und Jahren ist der Regierung in London nun erneut ein peinlicher Fehler unterlaufen. Ein hochrangiger Berater von Premierminister Gordon Brown hat E-Mails über eine geplante Schmutzkampagne gegen die Opposition von seinem offiziellen Downing-Street-Konto an einen Blogger geschickt. Später gelangten die Schreiben an die Presse.

In den Mails stünden Anzüglichkeiten und intime Details unter anderem über David Cameron, den Chef der Konservativen, schrieb die Zeitung "Daily Telegraph" am Samstag. Der Autor Damian McBride - Browns Strategieberater und früherer Pressesprecher - trat am Abend zurück. Für "Verbreitung solchen Materials" sei kein Platz in der Politik, sagte ein Regierungssprecher. Niemand außer McBride habe von dem Inhalt der E-Mails gewusst. Der Autor habe sich für die "kindischen und unangebrachten" Mails entschuldigt.

Die konservativen Tories erklärten, es sei "absurd", dass sich Regierungsmitarbeiter "Verleumdungskampagnen ausdenken, statt sich um Menschen zu kümmern, die von der Wirtschaftskrise betroffen sind". "Warum um Himmels Willen frönt Gordon Browns Mannschaft dieser Politik der Gosse, wenn sie doch die Probleme der Menschen in diesem Land lösen soll", sagte Chris Grayling, Schatten-Innenminister der Konservativen.

Datenpannen und kein Ende

Erst am Donnerstag musste Großbritanniens Anti-Terror-Chef Robert Quick sein Amt aufgeben: Er trug Ermittlungsakten offen mit sich herum, die daraufhin von Journalisten fotografiert wurden. Ende März geriet Innenministerin Jacqui Smith in Bedrängnis: Auf ihren Spesenabrechnungen waren Porno-Filme ihres Mannes aufgetaucht.

Es waren bei weitem nicht die einzigen peinlichen Vorfälle der jüngeren Vergangenheit. Im September 2008 verschwanden die Daten von 5000 Justizbeamten. Im Oktober 2007 gingen CDs mit den persönlichen Details von 25 Millionen Kindergeldempfängern verloren. Im Dezember desselben Jahres wurde der Verlust von Krankenberichten von 160.000 Kindern und Zehntausenden Erwachsenen bekannt.

Im Januar 2008 entdeckte ein Bürger in der Grafschaft Devon die Akten Tausender Bürger in einem Gebüsch. Erst einen Monat zuvor war das gleiche schon einmal geschehen. Nur Tage später wurde dann auf einem bewachten Militärgelände ein Laptop angeblich gestohlen, der die persönlichen Details von 600.000 Rekruten enthielt.

mbe/dpa
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