Ausschreitungen in Brasilien Zehntausende protestieren auch nach Zugeständnissen weiter

Ausschreitungen in Belo Horizonte: Krawalle am Stadion
Foto: Victor R. Caivano/ AP/dpaRio de Janeiro - Am Rande des ersten Halbfinal-Spiels des Conf Cup in Brasilien haben sich Randalierer und Polizei erneut Straßenschlachten geliefert. Während 50.000 Demonstranten friedlich gegen Korruption und soziale Missstände protestierten, versuchten vermummte Krawallmacher die Absperrgitter vor der Sicherheitszone rund um das Mineirao-Stadion in Belo Horizonte einzureißen. Dort spielte Brasilien gegen Uruguay.
Sie warfen Molotow-Cocktails, zündeten ein Auto an und versuchten auch, ein Geschäft in Brand zu setzen. Unterdessen traf der Kongress erste Entscheidungen, mit denen er den Forderungen der Demonstranten entgegenkam.
Die Polizei setzte in Belo Horizonte Tränengas ein. Ein 21-Jähriger wurde nach Medienangaben schwer verletzt, als er von einer Straßenüberführung stürzte. In Recife und der Hauptstadt Brasília versammelten sich je 2000 Menschen zu Demonstrationen. Auch in neun weiteren Städten kam es zu neuen Protesten.
Die Proteste richten sich gegen die Verschwendung von Steuermitteln für prestigeträchtige Sportveranstaltungen sowie die Kürzung der Sozialausgaben und die Korruption in der Politik. Als Reaktion hatte Präsidentin Dilma Rousseff am Mittwoch das größte und umfassendste Reformpaket seit der Verabschiedung der Verfassung von 1988 angekündigt.
Im Kongress erfüllte das Abgeordnetenhaus mehrere Forderungen der Demonstranten. Die Kammer kassierte eine geplante Gesetzesänderung, die Ermittlungsbefugnisse der Staatsanwaltschaft einschränken sollte. Auch sollen Milliardeneinnahmen aus dem Ölgeschäft ausschließlich in Bildung und Gesundheit fließen. Der Senat stimmte am Mittwoch zudem einer Verschärfung von Strafen für Korruption vor. Geplant ist auch eine Volksabstimmung über zentrale Fragen einer Politikreform.
Der Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa, Joseph Blatter, sagte dem Internetportal UOL kurz vor dem Spiel mit Blick auf die Proteste: "Das sind soziale Probleme Brasiliens und nicht des Fußballs. Der Fußball bringt nur Freude, nicht nur für Brasilien, sondern für die ganze Welt."