Terror in Christchurch Die Entwicklungen des Tages im Newsblog
Neuseeland erlebte am Freitag den folgenschwersten Terroranschlag seiner Geschichte. Zwei Moscheen in Christchurch wurden angegriffen, mehr als 40 Menschen starben. Entwicklungen und Reaktionen im Newsblog.

Überlebenden des Anschlags vor einem Krankenhaus
Foto: TESSA BURROWS/ AFP-
Bei einem Anschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch wurden mindestens 49 Menschen getötet, Dutzende weitere verletzt. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem "terroristischen Angriff". Die Attacke löste weltweit Entsetzen aus. SPIEGEL ONLINE hat die Geschehnisse von 10 bis 15 Uhr nachrichtlich live begleitet. Der Newsblog zum nachlesen.
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Weitere Reaktionen aus dem britischen Könighaus: Nach der Queen meldeten sich auch Prinz Harry und Herzogin Meghan, sowie Prinz William und Herzogin Kate mit einem gemeinsamen Statement zu Wort - sie alle hatten Christchurch in der Vergangenheit besucht. Sie seien sicher, dass die Menschen in Neuseeland sich zusammenschließen werden, um zu zeigen, dass dieses Böse niemals Mitgefühl und Toleranz besiegen könne. "Wir senden heute unsere Gedanken und Gebete zu jedem in Neuseeland."
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Das Wiesenthal-Zentrum hat den Angriff als Massenmord verurteilt. "Eine Attacke auf jedes Gotteshaus, sei es eine Kirche in Frankreich oder den USA, Synagogen in Jerusalem oder Pittsburg oder (...) der schreckliche Massenmord in zwei Moscheen in Christchurch, ist ein Angriff auf die Menschenwürde und unser Recht als Gläubige, zu Gott zu beten", hieß es in der Mitteilung. Die Motivation und der Hass der Angreifer ähnelten sich. Besonders beunruhigend sei es, dass die Attacke in Christchurch live über soziale Medien übertragen wurde. Das 1977 gegründete Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt geworden. Es bemüht sich aber auch um die Förderung von Toleranz und kämpft in aller Welt gegen Rassismus, Antisemitismus, Terrorismus und Völkermord.
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In dem Manifest des mutmaßlichen Täters hieß es, er habe mit der Tat unter anderem den Tod der elfjährigen Schwedin Ebba Akerlund bei einem islamistischen Anschlag im Jahr 2017 rächen wollen. Die Mutter des Mädchens verurteilte den heutigen Anschlag in einem Interview scharf. Die Tat widerspreche allem, für das ihre Tochter stand, sagte Jeannete Akerlund dem Fernsehsender STV. Ebba sei den Menschen zugewandt gewesen, sagte ihre Mutter. "Sie strahlte Liebe aus, keinen Hass". Sie leide mit allen Familien, die von dem Anschlag betroffen seien, fügte Akerlund hinzu. "Ich verurteile jede Form von Gewalt".
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Helen Clark, die ehemalige Premierministerin Neuseelands, verglich den Anschlag mit dem Attentat Anders Breiviks im Jahr 2011, wie der "The New Zealand Herald" berichtet. "Das ist unser vergleichbarer Moment", sagte sie.
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Mustafa Farouk, Präsident der neuseeländischen Islamverbände, sagte dem Sender TVNZ, muslimische Gläubige hätten sich in dem Land stets sehr sicher gefühlt. "Wir hätten nie erwartet, dass so etwas passiert", sagte er. Am Verhältnis der Muslime zu Neuseeland werde der Angriff aber nichts ändern: "Muslime leben seit über hundert Jahren in Neuseeland, so etwas ist uns noch nie zugestoßen. Es wird also überhaupt nichts daran ändern, wie wir zu Neuseeland stehen."
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Auch Nuha Assad ist laut „The Press“ noch auf der Suche nach ihrem Ehemann, der am Morgen sich auf den Weg in die Moschee machte. Sie selbst vergaß ihr Handy, als sie für Einkäufe das Haus verließ. Bisher konnte sie ihn nicht erreichen, um sich zu vergewissern, dass er noch lebt. „Ich habe Menschen auf der Straße gefragt, ob ich ihr Handy benutzen könne, doch mein Mann hat nicht abgehoben.“ Es sei ein Albtraum, sagte sie. „Neuseeland ist ein ruhiger und sicherer Ort. Manchmal gehen wir schlafen und vergessen den Schlüssel, der von außen im Türschloss steckt.“
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Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland mit mindestens 49 Toten hat Frankreich seine Sicherheitsvorkehrungen vor den Freitagsgebeten erhöht: Innenminister Christophe Castaner rief alle Präfekten am Freitag auf, die Überwachung der religiösen Stätten im Land zu erhöhen. Er kündigte verstärkte Patrouillen von Sicherheitskräften vor Moscheen und anderen Gotteshäusern an.
Präsident Emmanuel Macron verurteilte "die schändlichen Taten" in Christchurch. Vertreter des Islam in Frankreich äußerten sich schockiert über den Anschlag und riefen die Gläubigen zur Wachsamkeit auf. Ein Vertreter des Islamrats CFCM, Abdallah Zekri, sprach von einem "beispiellosen Verbrechen" gegen Muslime. -
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Trauer über den mutmaßlichen Terrorangriff auf zwei Moscheen in Neuseeland ausgedrückt. «Es handelt sich hier um einen perfiden Angriff auf Betende und ihre Gotteshäuser», sagte Merkel. «Das ist ein Anschlag, der gegen Muslime gerichtet ist. Er ist damit auch ein Anschlag auf die neuseeländische Demokratie und auf die offene und tolerante Gesellschaft.»
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Zahlreiche Familienmitglieder und Freunde von möglichen Opfern warten laut "New Zealand Herald" vor einem Krankenhaus auf Nachricht von ihren Angehörigen. "Wir haben gerade sehr schlechte Nachrichten bekommen", sagte Mahdi Zougub demnach. Er befürchte, dass sein Freund nie wieder nach Hause kommen werde. Zougub selbst sei gerade auf dem Weg zur Moschee gewesen, als ein Freund ihn angerufen und von den Schüssen berichtet habe. Er habe das Gebäude nicht betreten dürfen. "Ich konnte Leichen sehen. Jetzt warten wir nur noch darauf, zu erfahren, was mit den Vermissten ist", sagt er. "Wir wollen nur reingehen und sie finden."
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Ein Mann mit Wunden an Händen und Beinen habe dem "New Zealand Herald" zufolge das Krankenhaus verlassen dürfen. „Ich kann es nicht glauben“, sagte er der Zeitung. „Meine Kinder… Ich bin einfach nur erleichtert, dass ich sie heute nicht mit zum Gebet genommen habe.“
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Der Attentäter von Christchurch hat dem bosnischen Botschafter in Neuseeland zufolge auf dem Weg zum Tatort ein Lied über den früheren Serbenführer Radovan Karadzic gehört, sagte Mirza Hajric dem Sender N1 TV. Das gehe aus einem Video der Tat hervor. Das nationalistische Kampflied "Karadzic, führe deine Serben" kursiert im Internet seit einigen Jahren im Zusammenhang mit einem anti-muslimischen Meme. Karadzic gilt als einer der Kriegstreiber des Balkans in den 1990er Jahren und als politisch Hauptschuldiger für den Völkermord von Srebrenica. Das Uno-Kriegsverbrechertribunal hatte ihn 2016 zu 40 Jahren Haft verurteilt - derzeit läuft ein Berufungsprozess.
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Die britische Königin, Elizabeth II., meldete sich nun ebenfalls zu Wort: "Ich bin zutiefst betrübt über die schrecklichen Ereignisse in Christchurch heute. Prinz Philipp und ich sprechen den Familien und Freunden derer, die ihr Leben verloren haben, unser Beileid aus", hieß es in einer Erklärung. "Ich möchte auch den Rettungsdiensten und Freiwilligen meine Anerkennung aussprechen, die die Verletzten unterstützen. In dieser tragischen Zeit sind meine Gedanken und Gebete bei allen Neuseeländern."
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Iran hat die Angriffe aufs Schärfste verurteilt. Man verurteile Terrorismus in jeder Form und unter welchem Motiv auch immer. «Daher fordern wir von der neuseeländischen Regierung auch eine lückenlose Aufklärung dieses brutalen und unmenschlichen Terrorakts», sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi. Rassismus im Allgemeinen und Islamfeindlichkeit im Besonderen bedrohten die Sicherheit von Menschen weltweit und sollten daher auch weltweit verurteilt und bekämpft werden, so der Sprecher nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Generalgouverneurin von Neuseeland, Dame Patricia Lee Reddy, sein Beileid ausgesprochen. Die Nachrichten von den vielen Opfern "erfüllen mich mit tiefer Trauer", schrieb Steinmeier Angaben des Präsidialamts zufolge. "Besonders verachtenswert ist, dass Menschen Opfer dieser feigen Anschläge wurden, die friedlich ihrem Glauben nachgingen", hieß es. "Deutschland trauert mit Ihnen. Wir wünschen Ihrem Land die Kraft, sich in dieser schweren Stunde seine Offenheit und Zuversicht zu bewahren."
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Die Polizei hat im Zusammenhang mit den Ermittlungen ein Wohngebiet in der 350 Kilometer von Christchurch entfernt gelegenen Stadt Dunedin evakuiert. Einige Anwohner seien vorsichtshalber in Sicherheit gebracht worden, hieß es von der Behörde. Das Haus sei im Zusammenhang mit den Ermittlungen "von Interesse", hieß es. Nähere Einzelheiten wurden nicht genannt.
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Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat den blutigen Anschlag scharf verurteilt: "Wir sind erschüttert über das Ausmaß des schlimmsten Terrorangriffes in der Geschichte Neuseelands, den offenbar rechtsradikale Terroristen von langer Hand geplant und mit ideologisch verbrämtem Muslimhass, Rassismus und Menschenverachtung ausgeführt haben", sagte er. "Wir beten für die Opfer, trauern um sie und sind in Gedanken in diesen schweren Stunden bei den Angehörigen und Hinterbliebenen", sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. Er rief dazu auf, die Freitagsgebete in Deutschland mit Totengebeten und Mahnwachen zu verbinden.
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Khaled Al-Nobani, wie Ali ein Überlebender des Anschlags, beschrieb gegenüber dem "New Zealand Harald" wie er den Anschlag und den Attentäter erlebte. Der Terrorist habe ungefähr zwei Minuten dagestanden: "Danach hat er auf jeden, jeden geschossen. Junge Leute, alte Frauen", sagte er.
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet den Anschlag als "das jüngste Beispiel des wachsenden Rassismus und der Islam-Phobie."
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Auch bei einer Konferenz über Rüstungskontrolle war der Anschlag Thema: "Wir können heute Morgen keine Konferenz über neue Waffensysteme durchführen, ohne auch an das zu erinnern, was heute Nacht in Neuseeland geschehen ist", sagte Deutschlands Außenminister Heiko Maas.
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Der 62-jährige Ali sagte, dass zum Zeitpunkt des Angriffs ungefähr 300 Menschen in der Al Noor Moschee waren: "Ich sah Leute, die zu allen Türen rannten. 300 Leute aus den Türen zu bekommen war nicht einfach."
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Die Bluttat bestimmt die Berichterstattung in Neuseeland - lokale Medien sprachen mit Überlebenden. "Ich war der Letzte, der lebend rauskam", sagte Ramzan Ali der Zeitung "The New Zealand Herald" und bezeichnete sich als "gesegnet".
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Auch die EU-Spitzen versichern ihre Solidarität: "Unsere Gedanken in Europa sind mit den Opfern und ihren Familien", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. "Der brutale Angriff wird die Toleranz und den Anstand, wofür Neuseeland berühmt ist, niemals schmälern." Premierministerin Jacinda Ardern könne auf die Solidarität der Europäer zählen. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker drückte ebenfalls seine Anteilnahme aus. "Die Europäische Union trauert heute mit euch und wir werden immer gegen jene an eurer Seite stehen, die auf abscheuliche Weise unsere Gesellschaften und unsere Art zu leben zerstören wollen.» Der Anschlag auf unschuldige Menschen könne den Werten und der Kultur von Frieden und Einigkeit, die die EU und Neuseeland teilten, nicht mehr entgegenstehen. "Wir wünschen den Verletzten und ihren Familien Kraft und Tapferkeit."
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Londons Bürgermeister Sadiq Khan bezeichnete die Nachrichten als "herzzerreißend". London stehe den Menschen in Christchurch zur Seite. "London wird immer die Vielfalt feiern, die einige zu zerstören versuchen", sagte er. Die Polizei werde verstärkt an Moscheen eingesetzt werden.
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Das Video, um das es geht, wurde vermutlich von dem mutmaßlichen Angreifer selbst gefilmt und soll den Angriff auf die erste Moschee zeigen. Der neuseeländische Rechtsprofessor Alexander Gillespie von der Universität von Waikato warnte, die Verbreitung des Videos könne Nachahmungstäter anstiften.
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In Frankreich wurden nach dem Anschlag die Sicherheitsmaßnahmen in der Nähe religiöser Stätten erhöht. "Patrouillen werden in der Nähe von religiösen Standorten durchgeführt" schrieb Innenminister Christophe Castaner auf Twitter .
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Auch der Bundesrat gedachte zu Beginn seiner Sitzung der Opfer mit einem kurzen Schweigen. «Wir verurteilen die sinnlose Gewalt auf das Äußerste», sagte Präsident Daniel Günther.
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Auch Großbritanniens Premierministerin Theresa May meldete sich zu Wort:"Meine Gedanken sind bei allen, die von diesem abscheulichen Gewaltakt betroffen sind", schrieb sie bei Twitter.
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"Die Gefahr ist noch nicht gebannt", sagte Polizeichef Mike Bush. Die Menschen sollten nach Möglichkeit zu Hause bleiben.
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