Bestechungsprozess Nicolas Sarkozy in Polizeigewahrsam

Die französische Polizei hat Nicolas Sarkozy in Gewahrsam genommen. Der Ex-Präsident Frankreichs steht unter Verdacht, sich illegal Informationen aus einem laufenden Gerichtsverfahren verschafft zu haben.
Bestechungsprozess: Nicolas Sarkozy in Polizeigewahrsam

Bestechungsprozess: Nicolas Sarkozy in Polizeigewahrsam

Foto: GONZALO FUENTES/ REUTERS

Paris - In der Affäre um die mutmaßliche Bestechung eines Top-Juristen ist der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy am Dienstag in Polizeigewahrsam genommen worden. Dies teilten Justizkreise in Paris mit.

Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Sarkozy zusammen mit seinem am Vortag ebenfalls in Gewahrsam genommenen Anwalt Thierry Herzog versucht haben könnte, sich illegal Informationen aus einem laufenden Gerichtsverfahren zu beschaffen. Angezapfte Telefonate zwischen dem Ex-Präsidenten und Herzog hatten Ende Februar zu neuen Ermittlungsverfahren wegen Bestechung und Verletzung des Ermittlungsgeheimnisses geführt.

Sarkozy darf nun bis zu 24 Stunden festgehalten werden. Dieser Zeitraum lässt sich anschließend gegebenenfalls um einen weiteren Tag verlängern. Es ist das erste Mal in der französischen Landesgeschichte, dass ein früherer Staatschef von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde.

Nach Medienberichten erklärte sich Sarkozy in den Telefonaten bereit, dem am Kassationsgerichtshof tätigen Top-Juristen Gilbert Azibert einen einflussreichen Posten in Monaco zu beschaffen. Im Gegenzug soll der leitende Staatsanwalt Sarkozy über ein Verfahren um ihn unterrichtet und versucht haben, auf dieses Einfluss zu nehmen.

Das Verfahren am Kassationsgerichtshof drehte sich um die beschlagnahmten Terminplaner Sarkozys. Dabei ging es um den Vorwurf illegaler Wahlkampfspenden aus dem Vermögen der L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt. Ein Ermittlungsverfahren gegen Sarkozy wurde später aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Sarkozy, dem Ambitionen auf eine Rückkehr in die Politik nachgesagt werden, forderte seine Terminplaner zurück. Der Gerichtshof entschied aber im März, dass er darüber nicht befinden könne. Nun darf die französische Justiz die Aufzeichnungen weiterhin auswerten, die Sarkozy auch in anderen Affären gefährlich werden könnten.

kes/AFP
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