Anschläge in Nigeria Terror zur Präsidentenwahl

Überschattet von Angriffen haben in Nigeria die Präsidentschaftswahlen begonnen. Amtsinhaber Goodluck Jonathan muss sich gegen den früheren Militärdiktator Buhari behaupten.
Checkpoint im Bundesstaat Bayelsa: "Wir haben euch gewarnt"

Checkpoint im Bundesstaat Bayelsa: "Wir haben euch gewarnt"

Foto: AFOLABI SOTUNDE/ REUTERS

Bei mutmaßlich von der Islamistengruppe Boko Haram verübten Angriffen auf Wahllokale sind im Nordosten Nigerias mehrere Menschen getötet worden. Die Anschläge am Samstag ereigneten sich in mindestens zwei Dörfern im Bundesstaat Gombe. Einem Wahlhelfer zufolge riefen die Angreifer: "Wir haben euch davor gewarnt, zur Wahl zu gehen!"

In der ostnigerianischen Stadt Enugu explodierte eine Bombe vor einem Wahllokal. Dabei wurde nach Angaben der Polizei niemand getötet.

Im Bundesstaat Borno sollen bei einem Boko-Haram-Überfall 15 Menschen ums Leben gekommen sein.

Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau hatte mit Anschlägen auf die Parlaments- und Präsidentschaftswahl gedroht. Die Islamisten halten den Urnengang für "unislamisch".

Rund 360.000 Polizisten sind im Einsatz, um Zusammenstöße zwischen Anhängern der großen politischen Lager sowie mögliche Anschläge der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram zu verhindern.

Knapper Ausgang erwartet

In Afrikas größter Demokratie sind rund 70 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, entweder den christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan oder seinen muslimischen Herausforderer Muhammadu Buhari zu wählen. Belastbare Ergebnisse werden nicht vor Montag erwartet.

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Boko Haram in Nigeria: Mordende Sekte, hilflose Jäger

Foto: Sunday Alamba/ ASSOCIATED PRESS

Die Wahl war ursprünglich bereits für den 14. Februar angesetzt, wurde aber wegen des Terrorfeldzugs von Boko Haram verschoben.

Beobachter rechnen mit einem knappen Wahlausgang. Sie räumen dem 72 Jahre alten früheren Militärdiktator Buhari gute Chancen auf einen Sieg ein. Sollte der 57 Jahre alte Amtsinhaber Jonathan tatsächlich unterliegen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Lands zur Demokratie 1999.

Zu den Terrordrohungen kommen technische Probleme: Hacker kaperten die Webseite der Wahlkommission. Geräte zum Einlesen der neuen biometrischen Wählerkarten versagten ausgerechnet, als Jonathan sich registrieren wollte.

Angeblich Hauptquartier erobert

Wähler müssen sich zunächst in einem der rund 150.000 Wahllokale registrieren lassen. Vom frühen Nachmittag bis zum späten Abend können sie dann ihre Stimme abgeben. Nigerianer wählen meist nach ethnischer Abstammung und Religionszugehörigkeit. Ungefähr die Hälfte der 178 Millionen Nigerianer sind Muslime und etwa 45 Prozent sind Christen, hauptsächlich im Süden des Landes.

Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram mittlerweile von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.

Einen Tag vor den Parlamentswahlen hatte die Armee einen spektakulären Coup verkündet: Sie meldete, das Hauptquartier der Terrorgruppe Boko Haram erobert und zerstört zu haben.

Vor der Wahl hatte Nigeria für drei Tage seine Landesgrenzen geschlossen. Dadurch solle der friedliche Ablauf gewährleistet werden. Auch der Autoverkehr am Wahltag wurde auf Anordnung der Polizei bis auf wenige Ausnahmen verboten.

Die einflussreichsten Terrorgruppen Afrikas im Überblick:

sha/AFP/dpa/Reuters
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