Nordirland-Konflikt IRA-Splittergruppe nimmt Banker ins Visier

Anschlag der "Real IRA" 1998 in Omagh: Bei der Attacke gab es 29 Tote
Foto: ASSOCIATED PRESSLondon - Die nordirische Terrorgruppe "Real IRA" ist nach eigenen Angaben neu aufgestellt, wieder erstarkt - und droht nun mit Anschlägen auf Bankmanager. In einem schriftlichen Interview mit der britischen Tageszeitung "Guardian" bezeichneten Führer der Splittergruppe Banker als "Kriminelle".
"Die Banker bestechen die Politiker, die Politiker ihrerseits helfen den Bankern mit öffentlichen Geldern aus der Patsche", und dann würden sich die Bankmanager auch noch "dicke Boni" einstecken, so die "Real IRA". Die Rolle der Bankmanager bei der Finanzierung des britischen "Kolonial- und Kapitalismussystems" sei nicht unbemerkt geblieben.
Die Gruppe betonte, dass Ziele in England weiter auf ihrer Prioritätenliste für Terrorangriffe stünden. In Zukunft würden sich ihre Anschläge gegen "militärische, politische und ökonomische Ziele" richten.
Die Zahl der "Real IRA"-Aktivisten wird auf hundert geschätzt, Experten bezweifeln allerdings, dass die Gruppe über die logistische Fähigkeit für größere Attentate verfügt. Die Terrorgruppe betonte dagegen gegenüber dem "Guardian", dass sie bereits in der Vergangenheit bewiesen habe, Attacken etwa auf das britische Militär auszuführen. So bekannte sich die Gruppe zu dem tödlichen Anschlag auf zwei britische Soldaten im März 2009. Bei einem weiteren Anschlag der Gruppe starben 1998 in Omagh 29 Menschen.
Neue Drohungen der Extremisten
Die Splittergruppe sei dabei, sich neu zu organisieren, teilte die "Real IRA" dem "Guardian" mit und gab sich dabei kämpferisch-aggressiv: Man sei zuversichtlich, dass in diesem Prozess auch die "Stärke und Effektivität von Anschlägen" zunehmen werde.
Die "Real IRA" spaltete sich 1997 von der Irisch Republikanischen Armee (IRA) ab, als diese ankündigte, den Friedensprozess zu unterstützen. Während die IRA 2005 endgültig die Waffen niederlegte und ihre Zerstörung durch unabhängige Kontrolleure verifizieren ließ, will die "Real IRA" den bewaffneten Kampf fortsetzen.
Jahrzehntelang hatte es im Terror zwischen Katholiken und Protestanten gegeben, dabei wurden mehr als 3600 Menschen getötet. Während die Katholiken eine Vereinigung mit Irland anstrebten, wollten die Protestanten bei Großbritannien bleiben. Im Karfreitagsabkommen von 1998 einigten sich die Konfliktparteien auf eine gemeinsame Regionalregierung. Im April 2010 erhielt Nordirland einen eigenen Justizminister - mit der Eingliederung von Polizei und Justiz galt die Selbstverwaltung Nordirlands als komplett.
Auch damals machte die "Real IRA" auf sich aufmerksam: Sie bekannte sich zu einem Autobombenanschlag vor einer Kaserne in der Nähe von Belfast, bei dem allerdings niemand verletzt wurde. Dennoch wurde die Attacke als Signal dafür verstanden, dass die "Real IRA" auch nach der Vollendung der Selbstverwaltung weiter von einem britischen Einfluss auf Nordirland ausgeht. Die Real IRA lehnt den Friedensprozess ab und verlangt den vollständigen Verzicht der britischen Regierung auf Nordirland.
Dem "Guardian" sagte die "Real IRA" jetzt, dass sie grundsätzlich zu Verhandlungen bereit sei. Dabei müsse es allerdings um die Grundursache des Konflikts gehen: "die illegale britische Besetzung von Nordirland".