Nuklearprogramm Experten fürchten Neustart von Nordkoreas Atomreaktor

Hat Nordkorea die Atomanlage von Yongbyon wieder in Betrieb genommen? Laut US-Experten legen neue Luftaufnahmen diesen Verdacht nahe. Demnach schmilzt der Schnee rund um den Reaktor schnell, Renovierungen laufen.
Atomanlage von Yongbyon (Archivbild): Verdächtige Aufnahmen

Atomanlage von Yongbyon (Archivbild): Verdächtige Aufnahmen

Foto: REUTERS/Kyodo

Gerade erst hatten chinesische Experten laut "Wall Street Journal" vor einem wachsenden Nukleararsenal in Nordkorea gewarnt - nun haben auch US-Forscher beunruhigende Signale aus dem international isolierten Land registriert. Laut einem US-Thinktank gibt es Anzeichen dafür, dass das Regime den Reaktor in Yongbyon wieder in Betrieb genommen haben könnte.

Noch Ende 2014 hatten laut dem Institute for Science and International Security in Washington Satellitenbilder darauf hingewiesen, dass die Anlage teilweise oder sogar komplett stillgelegt worden sein könnte. Nun legen neue Bilder offenbar einen anderen Schluss nahe.

Dabei verweist das US-Institut vor allem auf charakteristische Schmelzmuster in dem Schnee, der Teile der Anlage bedeckt. Offenbar ist dieser vor allem am Reaktor- und Turbinengebäude so rasch geschmolzen, dass von einer größeren Wärmeentwicklung im Inneren dieser Gebäude ausgegangen werden kann. Man habe außerdem Anzeichen, dass heißes oder zumindest warmes Wasser aus dem Reaktor geleitet werde.

Diese Indizien, zusammen mit Hinweisen auf Renovierungsarbeiten an der Anlage, lassen einen Neustart in Yongbyon möglich erscheinen, so der Bericht der Forscher David Albright und Serena Kelleher-Vergantini.

In Yongbyon im Westen des Landes verfügt das Regime von Diktator Kim Jong Un über Möglichkeiten zur Urananreicherung und zur Produktion von Plutonium. Der Zustand der Anlage ist jedoch immer wieder Gegenstand von Spekulationen.

Wächst das Arsenal - oder blufft Pjöngjang?

In der vergangenen Woche hatten Nuklearexperten aus China vor einer wachsenden Zahl nordkoreanischer Atomwaffen gewarnt. Pjöngjang könnte nach Schätzungen bereits über 20 Sprengsätze verfügen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf US-Experten. Diese hatten kürzlich mit chinesischen Vertretern hinter verschlossenen Türen beraten.

Erst im Februar hatte zudem das U.S.-Korea Institute (USKI) der renommierten Johns Hopkins School of Advanced International Studies in Washington die schnellen Fortschritte Nordkoreas bei der nuklearen Aufrüstung angemerkt. Im schlimmsten Fall, hieß es, könnte sich Pjöngjangs Atomarsenal binnen fünf Jahren auf hundert Bomben nahezu verzehnfachen.

Andere Experten wiederum halten Pjöngjangs Drohungen und Waffen-Inszenierungen für nicht viel mehr als politisch motivierten Bluff. Mitunter könne Nordkorea nicht einmal überzeugende Attrappen bauen. Zudem müssten Raketen - und nuklear bewaffnete ganz besonders - in zahlreichen Tests erst noch ihre Zuverlässigkeit beweisen.

jok/Reuters
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