Uno-Bericht
Nordkorea baut Atomprogramm offenbar weiter aus
Nordkorea treibt laut einem Bericht von Uno-Experten sein Atomprogramm voran. Trotz der internationalen Sanktionen suche das Regime im Ausland nach Material und Know-how.
Nordkorea meldete im vergangenen Jahr zwar keine Tests mit Atomwaffen. Aber Experten der Vereinten Nationen sind überzeugt, dass Machthaber Kim Jong Un das Atomprogramm ausbaut, obwohl gegen das Land internationale Sanktionen verhängt wurden.
Die Autokratie habe »ihre Nuklear- und ballistischen Raketenprogramme mit Verstoß gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates« weiter unterhalten und entwickelt, heißt es in einem Bericht eines Expertengremiums der Vereinten Nationen, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nordkorea produziere unbeirrt »spaltbares Material, unterhalte Kernanlagen und verbessere seine Infrastruktur für ballistische Raketen«.
Zusammenarbeit mit Iran
Im Ausland suche das Regime nach notwendigen Materialien und Know-how, hieß es weiter. So hätten Nordkorea und Iran im vergangenen Jahr ihre geheime Kooperation bei der Entwicklung von Langstreckenraketen wieder aufgenommen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit seien »wesentliche Bauteile« von Raketentechnologie geliefert worden. In dem Report der Uno-Experten wird auch eine Stellungnahme der iranischen Regierung zitiert, in der sie eine Kooperation mit Pjöngjang beim Raketenprogramm abstreitet.
Finanziert werde das Atomprogramm offenbar unter anderem mit Hacker-Aktivitäten, die direkt vom nordkoreanischen Geheimdienst ausgeführt würden. Diese hätten zuletzt »virtuelle Vermögenswege und Verwalter von Vermögenswerten« sowie Verteidigungsunternehmen ins Visier genommen. Zudem habe Pjöngjang die Uno-Sanktionen unter anderem zum begrenzten Import mit verarbeitetem Erdöl und anderen Stoffen systematisch umgangen, beispielsweise mit einem Transfer der Güter zwischen Schiffen auf dem Meer.
Kim nennt USA wieder »Hauptfeind«
Die Uno-Experten betonen in dem Bericht außerdem, dass die Führung in Pjöngjang bei Militärparaden »neue ballistische Raketensysteme mit kurzer Reichweite, mittlerer Reichweite, U-Boot-Startmöglichkeiten und Interkontinentalraketen« zeige. Auch habe die Regierung die Erprobung und Produktion neuer Sprengköpfe für ballistische Raketen sowie die Entwicklung taktischer Atomwaffen angekündigt.
Das wegen seines Atomwaffenprogramms isolierte Land entwickelt und testet seit vielen Jahren verschiedene Raketentypen jeglicher Reichweite, die vom Land oder vom Wasser aus gestartet werden können. U-Boot-Raketen sind dabei schwerer vom Gegner zu erfassen.
Die jüngste Militärparade Nordkoreas und zuvor der achttägige Parteikongress wurden kurz vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden abgehalten – zu einem Zeitpunkt, da die Verhandlungen der USA mit Nordkorea über sein Atomprogramm nicht mehr vorankamen. Während des Kongresses hatte Kim die USA als »Hauptfeind« bezeichnet. Auch kündigte er an, sein Land werde die nukleare Abschreckung mit neuen Waffen einschließlich neuer Interkontinentalraketen stärken. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte es trotz mehrerer Treffen mit Kim nicht geschafft, Einfluss auf dessen Atomprogramm zu nehmen.