Angebliches Atomtest-Moratorium USA nennt Nordkoreas Angebot "indirekte Drohung"

Nordkorea fühlt sich durch die Militärmanöver der USA und Südkoreas provoziert - und lockt überraschend mit dem Angebot, vorläufig keine Atomtests mehr zu unternehmen. Die USA reagieren ablehnend.
Grenze zwischen Nord- und Südkorea: "Angebot indirekte Drohung"

Grenze zwischen Nord- und Südkorea: "Angebot indirekte Drohung"

Foto: AP/dpa

Seoul - Im Streit um sein Atomprogramm hat Nordkorea einen vorläufigen Verzicht auf neue Kernwaffentests angeboten, falls die USA ihre Militärmanöver mit Südkorea in diesem Jahr aussetzen. Dieser Vorschlag sei den USA am Freitag über zuständige Kanäle übermittelt worden, berichteten nordkoreanischen Staatsmedien am Samstag. Sie sprachen von einem "wichtigen Schritt".

Nordkorea sei bereit, mit den USA über die Angelegenheit zu reden. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, nannte das Angebot allerdings eine "indirekte Drohung".

Die USA würden mit einem vorläufigen Stopp ihrer Militärübungen in Südkorea und Umgebung zur Entspannung beitragen, hieß es in Nordkorea. "In diesem Fall ist die Volksrepublik bereit, mit einer vorläufigen Aussetzung der Atomtests zu antworten, über die die USA so besorgt sind." Washington wurde wie gewöhnlich eine feindselige Politik unterstellt.

Neue Spannungen nach Hackerangriff

Psaki warf Nordkorea vor, die "Routine"-Manöver unpassenderweise mit der Möglichkeit eines neuen Atomtests in Verbindung zu bringen. Das Land solle alle Drohungen sofort einstellen und die nötigen Schritte zur atomaren Abrüstung unternehmen, wurde die Sprecherin von der "Washington Post" online zitiert. Die USA seien jedoch nach wie vor offen für einen Dialog.

Für Spannungen zwischen beiden Ländern hatte zuletzt ein Hackerangriff auf das Filmstudio Sony Pictures gesorgt. Washington warf Pjöngjang vor, hinter der Cyber-Attacke zu stehen. Anlass war die Filmkomödie "The Interview", in der es um einen fiktiven Anschlag auf den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un geht.

Nordkorea hat zwischen 2006 und 2013 drei Atomtests unternommen, auf die die Vereinten Nationen jeweils mit verschärften Sanktionen gegen das kommunistische Regime in Pjöngjang reagierten. Im Jahr 2012 hatte Nordkorea ein Abkommen mit den USA über ein Atomtest-Moratorium nach neuen Spannungen schon nach kurzer Zeit wieder aufgehoben.

Nordkorea wirft Südkorea und den USA regelmäßig vor, mit ihren gemeinsamen Manövern einen Angriff vorbereiten zu wollen, was beide Länder bestreiten. Forderungen Pjöngjangs, die Manöver zu stoppen, haben Washington und Seoul bislang stets mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass die Übungen der Verteidigung dienten.

nik/reuters/dpa
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