Endlich verständlich Alle Fakten zum Nordkorea-Konflikt

Alle Fakten zum Nordkorea-Konflikt
Nachdem Korea schon in den vergangenen Jahrhunderten unzählige Invasionen fremder Herrscher erlebt hatte, wurde es 1910 von Japan annektiert und zur Kolonialprovinz Chosen degradiert. Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg besetzten die Sowjets den Norden Koreas, die USA den Süden. Dort bauten die Amerikaner eine Militärregierung auf, eine Selbstverwaltung durch die Koreaner lehnten sie ab. Im Norden bildete sich unter sowjetischem Einfluss im Februar 1946 ein provisorischer Volksausschuss - an dessen Spitze stand der ehemalige Partisanen- und Kommunistenführer Kim Il Sung.
Nachdem die Verhandlungen der Sowjetunion und der USA über eine provisorische Regierung für das gesamte Land an dem zunehmend angespannten Verhältnis der beiden Großmächte gescheitert waren, fanden 1948 im von der Uno kontrollierten Süden freie Wahlen statt. Präsident der neu gegründeten Republik Korea wurde der Konservative Syngman Rhee. Wenig später gründete der Norden die Demokratische Volksrepublik Korea unter Führung Kim Il Sungs. Die amerikanischen und sowjetischen Besatzer zogen ihre Truppen aus dem nun geteilten Land ab.
Die Abwesenheit der US-amerikanischen Armee eröffnete Nordkorea die Möglichkeit, den Süden unter Kontrolle zu bringen. Am 25. Juni 1950 überschritten nordkoreanische Truppen die Demarkationslinie, Moskau und Peking billigten das. Schon drei Tage später nahmen sie Seoul ein. Uno-Truppen begannen im September 1950 unter Führung der USA mit der Gegenoffensive. Wenige Wochen später hatten sie die nordkoreanischen Truppen bis an die Grenzen der Volksrepublik China zurückgedrängt. Mit Unterstützung von chinesischen "Freiwilligenverbänden" konnten sich die Nordkoreaner gegen die überraschten Gegner jedoch behaupten, unter hohen Verlusten auf beiden Seiten.
Der Frontverlauf stabilisierte sich schließlich am 38. Breitengrad. Nach zweijährigen Verhandlungen schlossen die Kriegsparteien schließlich am 27. Juli 1953 einen Waffenstillstand. Der Koreakrieg, aus dem weder ein Sieger noch ein dauerhafter Frieden hervorging, kostete drei Millionen Menschen - vor allem Koreaner - das Leben, verwüstete die Halbinsel und besiegelte die Teilung Koreas.
Der Waffenstillstand, der 1953 den Koreakrieg beendet hatte, zementierte einen Status quo, der bis heute gilt: Am 38. Breitengrad verläuft die Grenze, die Nord- und Südkorea trennt. Ein endgültiger Friedensvertrag kam nie zustande. Nach dem Krieg brach die Kommunikation zwischen den beiden Ländern zunächst komplett ab. Das kommunistische Regime in Nordkorea etablierte eine eigene nationalistische Ideologie mit einem auf den "Großen Führer" Kim Il Sung ausgerichteten Personenkult und schottete sich nach Außen ab. In Südkorea putschte sich in den Sechzigerjahren das Militär an die Macht, das autoritär regierte und hart gegen Opposition und Aufständische vorging.
In den Siebzigerjahren nahmen Norden und Süden wieder Kontakt zueinander auf. Ein Nord-Süd-Kommuniqué legte die Bedingungen einer Wiedervereinigung ohne ausländische Einmischung fest, blieb jedoch als reine Absichtserklärung folgenlos. 1991 traten beide Länder der Uno bei, und im Dezember desselben Jahres unterzeichneten sie ein Nichtangriffs- und Kooperationsabkommen. Das Abkommen wurde von nordkoreanischer Seite jedoch mehrmals gebrochen.
Erst dem südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung gelang mit seiner "Sonnenscheinpolitik" - für die er sogar den Friedensnobelpreis erhielt - der größte Erfolg unter den bisherigen Versöhnungsanstrengungen: Im Jahr 2000 traf er sich in Pjöngjang mit Kim Jong Il, der 1994 nach dem Tod des Vaters die Herrschaft übernommen hatte. Danach durften sich auf streng kontrollierten Treffen erstmals Familien wiedersehen, die durch die Trennung von Nord und Süd auseinandergerissen worden waren. Außerdem vereinbarten die Staatschefs die Einrichtung einer gemeinsamen Sonderwirtschaftszone im nordkoreanischen Kaesong. Auch mit humanitärer Hilfe unterstützte der Süden immer wieder den verarmten Nachbarn. Als sich die internationalen Spannungen mit Nordkorea über dessen Atompolitik verschärften, versuchte Südkorea als Vermittler zu fungieren.
Doch nach Provokationen seitens Nordkoreas und einem Regierungswechsel in Südkorea, der mit einer härteren Gangart Richtung Norden verbunden war, verschlechterte sich das Verhältnis erneut. 2010 schließlich erklärte Südkorea die "Sonnenscheinpolitik" für beendet, vor allem, weil Nordkorea nicht von seinen atomaren Plänen abrücken wollte. 2011 folgte Kim Jong Un auf seinen verstorbenen Vater und führt seither die atomare Aufrüstung fort. Nach einem dritten Atomtest kündigte das Kim-Regime als Reaktion auf die Uno-Sanktionen 2013 sämtliche Nichtangriffs- und Waffenstillstandsabkommen mit dem Süden auf. 2016 schloss Südkorea den gemeinsamen Industriepark Kaesong.
Ein Regierungswechsel in Südkorea im Jahr 2017 mit Moon Jae als neuem Präsidenten leitete wieder eine Phase der Entspannung ein. In seiner Neujahrsansprache im Januar 2018 deutete Kim Jong Un an, dass nordkoreanische Sportler bei den anstehenden Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teilnehmen würden. Zu dem Sportevent sendete Kim schließlich nicht nur Sportler, Künstler und Berichterstatter aus, sondern auch eine hochrangige politische Delegation, der unter anderem seine jüngere Schwester Kim Yo Jong angehörte. Die schüttelte Moon beim Auftakt der Spiele die Hand - eine historische Szene. Wenig später sendete Seoul auf Einladung des Diktators eine Delegation nach Pjöngjang. Nordkoreas Regime sei bereit, über sein Atomprogramm zu sprechen, hieß es im Anschluss.
Im April 2018 einigten sich schließlich beide Seiten auf das Ende aller Feindseligkeiten. Spannungen sind dennoch geblieben: So sieht Nordkorea die weiterhin - zwar in kleinerem Rahmen – durchgeführten Militärmanöver der südkoreanischen und US-Streitkräfte als Provokation an. Doch Nordkorea provoziert seinerseits nach wie vor mit Raketentests.
Heute unterscheiden sich die beiden koreanischen Staaten eklatant voneinander: Auf der einen Seite die isolierte Diktatur, deren Bevölkerung in den Neunzigerjahren bittere Hungersnot durchmachen musste und wirtschaftlich fast komplett von China abhängig ist. Auf der anderen Seite das fortschrittliche Südkorea, das zwar zuletzt eine Reihe von Politskandalen verkraften musste und unter Korruption leidet. Seit 2017 ist aber der linksliberale Moon Jae neuer Präsident des Landes. Seine Vorgängerin Park Geun Hye wurde wegen Amtsmissbrauchs und Korruption des Amtes enthoben und zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Auch beim durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner gehen die Kurven weit auseinander. Das BIP der Nordkoreaner verharrt seit mehr als 40 Jahren auf niedrigem Niveau. Glaubwürdige offizielle Statistiken aus Nordkorea zu Wirtschaftsdaten fehlen. Deswegen beruhen die Angaben auf Schätzungen. Gleichzeitig lässt sich aber eine vorsichtige wirtschaftliche Öffnung Nordkoreas im Innern ausmachen.
Auch die Lebenserwartung unterscheidet sich zwischen beiden Ländern. Auch wenn es in den vergangenen Jahren nicht mehr zu großen Hungersnöten gekommen ist, leiden die Nordkoreaner immer wieder unter Versorgungsengpässen. Berichten zufolge werden im Winter selbst Schulen und Behörden teilweise kaum geheizt. Tomás Ojea Quintana, Uno-Sonderberichterstatter für das Land, geht davon aus, dass mehr als 40 Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung unterernährt sind. Das öffentliche Verteilungssystem funktioniere nicht, besonders Menschen in ländlichen Gebieten seien betroffen.
Aus Nordkorea dringen nur wenige gesicherte Informationen über seine militärischen Kapazitäten nach außen. Aber Pjöngjangs Machthaber sind vor allem aus machtpolitischen Gründen daran interessiert, ein Droh- und Abschreckungsszenario aufzubauen. Dazu gehört die Entwicklung eines Atomprogramms, das die Kim-Dynastie seit drei Generationen mit wechselndem Ehrgeiz verfolgt. Staatsgründer Kim Il Sung hatte nach dem Ende des Koreakriegs die ersten Fachleute in die Sowjetunion geschickt und sie mit der Entwicklung eines Raketen- und Atomprogramms beauftragt.
1986 nahm die zentrale Atomanlage in Yongbyon nördlich von Pjöngjang ihre Arbeit auf. Nordkorea hatte die Anlage zuvor der Atomenergiebehörde IAEA gemeldet. Das Regime soll in der Lage sein, in Yongbyon bis zu sechs Kilogramm Plutonium pro Jahr herzustellen - die Menge genügt für einen Atomsprengkopf. 2010 bestätigte Nordkorea den Verdacht der USA, dass das Land in Yongbyon auch eine Anlage zur Urananreicherung betreibt, angeblich rein für die Stromproduktion. Hochangereichertes Uran wird wie etwa Plutonium zur Herstellung von Atomwaffen verwendet.
Wie groß das Atomwaffenarsenal Nordkoreas tatsächlich ist, ist unklar. Die meisten Experten gingen bislang davon aus, dass das Regime derzeit über bis zu 20 Atomsprengsätze verfügt. Das Land hat sechs unterirdische Atomtests durchgeführt und baute deren Sprengkraft offenbar kontinuierlich aus. Der erste im Jahr 2006 soll noch relativ schwach gewesen sein mit einer Sprengkraft von weniger als einer Kilotonne. Der fünfte Test im September 2016 soll laut südkoreanischem Verteidigungsministerium eine Sprengkraft von annähernd zehn Kilotonnen offenbart haben, der Test im September 2017 mehr als 100 Kilotonnen. Zum Vergleich: Die Atombombe, die über Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von etwa 15 Kilotonnen.
Zwei Mal sollen zudem Wasserstoffbomben getestet worden sein. Diese gelten als wesentlich schlagkräftiger.
Mit großer Sorge wird gegenwärtig auch das parallel laufende Raketenprogramm Nordkoreas beobachtet. 2019 hat es nach einem Jahr Pause zwei Dutzend Raketen getestet, fast alle erfolgreich. Das Regime arbeitet weiter daran, Interkontinentalraketen zu entwickeln, die kleinere Nuklearsprengköpfe über weite Strecken transportieren können. Inwiefern die Ingenieure aber tatsächlich die Technologie komplett beherrschen, ist unklar. Allerdings wird nirgends angezweifelt, dass das Land früher oder später auch hier Erfolge verzeichnen wird, sollte es daran nicht gehindert werden. Im November 2017 testete das Land erfolgreich eine Interkontinentalrakete und erklärte sich danach zur Atommacht. Im April 2018 hatte Kim zwar ein Moratorium für Atom- und Interkontinentalraketentests verkündet, doch daran fühlt er sich aktuell nicht mehr gebunden. Mehrere Kurz- und Mittelstreckentests im Jahr 2019 dienten vor allem als Drohgebärde gegenüber den USA und Südkorea, die wieder gemeinsame Manöver abhielten. Im Oktober wurde aber eine Rakete getestet, die von einer Unterwasserplattform gestartet wurde, also theoretisch auch von einem U-Boot gestartet werden könnte. Die Fähigkeit, Atomsprengköpfe tragende Raketen vom Meer aus abzufeuern, ist ein weiterer wichtiger Schritt beim Aufbau eines nuklearen Abschreckungspotentials.
Die enormen technologischen Fortschritte werfen Fragen auf, wie sich das Land derart schnell das entsprechende Können aneignen konnte. Beobachter vermuten, dass es aus dunklen ausländischen Kanälen, etwa aus Russland oder der Ukraine, stammen könnte.
Als Kim Jong Un Ende 2011 den Posten als Machthaber Nordkoreas von seinem verstorbenen Vater übernahm, war vielen Beobachtern unklar, welche konkreten Ziele er verfolgen würde. Spätestens als er 2013 die Ermordung seines Mentors und Onkels Jang Song Thaek - damals zweitmächtigster Mann im Staat - anordnete, war aber klar, dass der junge Diktator für seinen Machterhalt vor kaum etwas zurückschrecken würde. Zudem verfügt er offenbar über einen ausgeprägten Drang zur Selbsterhöhung und Inszenierung. So bizarr das erscheinen mag, ist Kim in seinem Rüstungswahn und seinem Mut zum Risiko durchaus berechenbar.
Als Drohmittel dient dabei vor allem das Atomprogramm. Schon sein Großvater Kim Il Sung und sein Vater Kim Jong Il wollten die stalinistische Dynastie durch den Besitz von Nuklearwaffen vor einer Intervention der Großmächte bewahren. Anlass für die wachsende Sorge der Machthaber war der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. Damals verlor Pjöngjang einen wichtigen Verbündeten. Das Regime reagierte, indem es dem Land eine Doktrin namens Songun verordnete, wörtlich: "Zuerst das Militär". Die Armee sollte dabei nicht nur der Landesverteidigung dienen, sondern auch interner Unruhe vorbeugen.
Kim Jong Un hat seine Herrschaft auf zwei Säulen aufgebaut: der militärischen Aufrüstung und dem wirtschaftlichen Fortschritt des Landes. Diese Doktrin wird als Byungjin-Politik bezeichnet. Die atomare Aufrüstung ist dabei ein zentraler Bestandteil, der die Nation letztlich in die Riege der Atommächte katapultieren soll. Die Erfolgsmeldungen dazu sind wichtiges Propagandamaterial: Die militärischen Fortschritte sollen das Volk mit Stolz erfüllen und zur nationalen Einheit beitragen.
Dass Kim sein Arsenal tatsächlich einsetzen will, bezweifeln Experten. Der Machthaber handle nicht in selbstmörderischer, sondern in strategischer Absicht, wenn er mit dem Atomkrieg drohe.
Für Überraschung sorgte sein Kursschwenk Anfang 2018. In den Monaten zuvor hatten er und US-Präsident Donald Trump noch für eine Zuspitzung des Konflikts gesorgt, indem sich beide gegenseitig beleidigten und mit Angriffen drohten. Im Zuge der Annäherung an Südkorea sendete Kim auch Zeichen der Entspannung nach Amerika. Drei Treffen zwischen US-Präsident Trump und Kim haben bislang jedoch wenig konkrete Ergebnisse gebracht, obwohl Kim eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel versprach. Zuletzt verschärfte er wieder den Ton gegenüber den USA und Südkorea.
US-Präsident Donald Trump sieht Nordkoreas Atomwaffenarsenal als eine der größten Gefahren für die nationale Sicherheit seines Landes.
Das nordkoreanische Atomprogramm wird schon lange von US-Präsidenten als Bedrohung wahrgenommen. In seiner Rede zur Lage der Nation im Jahr 2002 zählte George W. Bush nicht nur den Irak und Iran zur "Achse des Bösen", sondern auch Nordkorea. Pjöngjang warf Washington daraufhin vor, das Regime zum Ziel von Militäroffensiven zu machen. Vor diesem Hintergrund habe Nordkorea keine andere Wahl, als sich mit "mächtigen Angriffs- und Verteidigungswaffen auszurüsten".
Ein Jahr später marschierten die USA im Irak ein und stürzten Saddam Hussein - das Albtraumszenario des Regimes in Pjöngjang, das bis heute von der Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden, angetrieben wird. Doch Bush entschied sich wie seine Vorgänger im Fall von Nordkorea für den diplomatischen Weg.
Sein Nachfolger Barack Obama verfolgte später das Prinzip der "strategischen Geduld" gegenüber Pjöngjang. Er verurteilte die nordkoreanischen Raketentests - in seiner Amtszeit gab es mehr als 50 davon, zudem vier Nukleartests - und setzte sich für neue Sanktionen ein. So lieferten die US-Amerikaner in seiner Amtszeit nur noch gelegentlich Nahrungsmittel wie Getreide nach Nordkorea. Nach Recherchen der "New York Times" ordnete Obama zudem Cyberattacken gegen Pjöngjang an. Demnach sollte schon vor möglichen Tests die Elektronik der nordkoreanischen Raketen manipuliert werden. Tatsächlich soll es daraufhin zu vermehrten Fehltests gekommen sein. Diese könnten allerdings auch an technischen Mängeln gelegen haben. Davon abgesehen ignorierte Obama die Provokationen des Regimes weitgehend.
Unter Trump änderte sich das. Der Ton gegen Nordkorea wurde entschlossener, auf Drohgebärden aus Pjöngjang reagierte Washington mit harschen Worten. So drohte der US-Präsident dem nordkoreanischen Machthaber mit "Feuer und Zorn", seine Berater schlossen auch militärische Optionen nicht mehr aus. Der damalige Verteidigungsminister James Mattis kündigte eine "massive militärische Antwort" an, sollte Nordkorea die USA oder deren Verbündete bedrohen.
Zunächst setzt die Trump-Regierung aber vor allem auf Sanktionen und übt Druck auf China aus. Die Volksrepublik ist der letzte Verbündete Pjöngjangs und als einziges Land wirklich in der Lage, dem Regime nachhaltig zu schaden, fast der gesamte nordkoreanische Außenhandel ist an China gebunden. Trump wollte zudem durch einen direkten Dialog konkrete Zugeständnisse abringen - so traf er sich bereits drei Mal mit dem nordkoreanischen Diktator (mehr dazu lesen Sie unter Punkt 9). Diese Treffen haben bislang aber keinen echten Durchbruch gebracht, zuletzt verschärfte sich der Tonfall zwischen beiden Ländern.
China ist nicht nur geografisch, sondern auch historisch mit Nordkorea verbunden. Die Länder teilen sich im Osten Chinas eine Grenze. Zudem hatte die Volksrepublik im Koreakrieg zwischen 1950 und 1953 an der Seite Pjöngjangs gekämpft. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist China Nordkoreas einziger offizieller Verbündeter und fast alleiniger Öllieferant. Auch finanziell ist Pjöngjang vom Bruderstaat abhängig: Rund 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels werden über China abgewickelt. Die Regierung in Peking ihrerseits hält an dem Bündnis fest, weil es Nordkorea als Puffer zum US-Verbündeten Südkorea behalten will.
Allerdings sieht Peking das Nuklearprogramm Pjöngjangs kritisch; ein atomar hochgerüstetes Nordkorea läuft den strategischen Interessen Chinas zuwider. Noch mehr fürchtet die chinesische Regierung aber einen Zusammenbruch des Kim-Regimes. Das könnte einen Ansturm von Flüchtlingen aus Nordkorea zur Folge haben. Ebenso will China eine Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel unter Führung von Seoul und Washington verhindern. Peking fürchtet, dass US-Soldaten an der eigenen Grenze stationiert werden könnten. Deshalb wird es auch längerfristig nichts tun, was das nordkoreanische Regime ernsthaft gefährden würde.
Russland unterstützte Pjöngjang ebenso wie China im Koreakrieg. So schickte die damalige Sowjetunion Panzer und Kampfflugzeuge nach Pjöngjang. Russland und Nordkorea teilen sich eine rund 20 Kilometer lange Grenze. Wladimir Putin geht es in dem Konflikt vor allem um eines: Stabilität. Seit Jahrzehnten stehen die Staaten im Dialog, unter Präsident Wladimir Putin intensivierte sich das nochmals. Als deutliches Zeichen des Entgegenkommens erließ die russische Regierung Nordkorea 2012 90 Prozent seiner Schulden - mehr als zehn Milliarden US-Dollar. Russland ist neben China einer der wichtigsten Handelspartner Nordkoreas, das zum Beispiel Fisch und Meeresfrüchte liefert und russische Rohstoffe importiert.
Japan unterhält keine diplomatischen Beziehungen mit Nordkorea und ist ebenso wie Südkorea ein US-Verbündeter. Das Verhältnis ist historisch belastet, seit Japan die koreanische Halbinsel von 1910 bis 1945 als Kolonialmacht beherrschte. Heute wird das nordkoreanische Regime von den Japanern als große Bedrohung wahrgenommen. Immer wieder flogen nordkoreanische Raketen bei Tests über Japan hinweg oder landeten in japanischem Gewässer. Mit Raketenabwehrsystemen will sich Tokio vor möglichen Angriffen schützen.
Die nationalkonservative Regierung von Shinzo Abe ist bislang wenig in die Entspannungsbemühungen zwischen Nord- und Südkorea involviert. Anfang 2019 beschloss sie mit Blick auf Nordkorea, aber vor allem auf China, die Verteidigungskapazitäten signifikant auszubauen, was von Beobachtern als Aushöhlung der pazifistischen japanischen Verfassung gewertet wurde.
Südkorea sieht sich am unmittelbarsten vom kommunistischen Norden bedroht. Die Hauptstadt Seoul mit etwa zehn Millionen Einwohnern liegt nur 50 Kilometer von der Grenze entfernt. Auch ohne Atomwaffen wären die Menschen bei einem Angriff aus dem Norden in Gefahr. Pjöngjang hat bis zu 15.000 Artilleriegeschütze an der Demarkationslinie stationiert.
Die USA dienen den Südkoreanern als Schutzmacht. Mehr als 28.000 US-Soldaten sind in Südkorea stationiert, regelmäßig werden gemeinsame Militärmanöver absolviert.
Doch auch die südkoreanischen Streitkräfte selber rüsten nach. Vor allem bei der Luftüberwachung bessert die Regierung in Seoul ständig auf. Militärische Hardliner fordern eine nukleare Bewaffnung des Südens. Der seit 2017 regierende Präsident Moon Jae In bemüht sich allerdings intensiv um eine Aussöhnung beider Länder. Dreimal trafen sich beide Landesführer im Jahr 2018. 2019 kamen die Bemühungen allerdings kaum voran.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten versucht die internationale Gemeinschaft, Nordkorea von seinen nuklearen Ambitionen abzubringen. Das Regime pendelte dabei stets zwischen Phasen der Kooperation und der Totalverweigerung. Der Regierung in Pjöngjang geht es immer um Machterhalt. Da das Land allerdings auch immer wieder unter Versorgungsengpässen leidet, ließ es sich in der Vergangenheit auf Abkommen zur Abrüstung ein - brach die Vereinbarungen aber meist nach kurzer Zeit.
Das Genfer Rahmenabkommen von 1994 entspannte die Situation zwischenzeitlich. Darin erklärte sich Pjöngjang bereit, sein Atomprogramm einzufrieren und die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) wieder ins Land zu lassen. Im Gegenzug wurden Öllieferungen und der Bau zweier Leichtwasserreaktoren für die Stromproduktion bis 2010 zugesagt. Die Vereinbarung scheiterte nach der Jahrtausendwende, als sich der Verdacht erhärtete, dass Nordkorea ein geheimes Programm zur Urananreicherung betreibt. Die Energiehilfen und der zugesagte Bau der Reaktoren wurden 2002 eingestellt. Nordkorea trat kurz darauf aus dem Atomwaffensperrvertrag aus.
Im August 2003 folgte ein neuer Versuch: In Peking begannen die sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche, an denen neben Nord- und Südkorea auch China, Japan, Russland und die USA teilnahmen. In der fünften von insgesamt sechs Verhandlungsrunden wurde die Grundidee deutlich: ein Stopp des Nuklearprogramms im Tausch gegen humanitäre Hilfe und Treibstofflieferungen sowie eine Normalisierung der Beziehungen Nordkoreas zu Japan und den USA. Zwei Jahre später ließ Pjöngjang auch diesen Deal platzen. Dann sagte die Kim-Regierung im Februar 2012 zu, die Nuklear- und Raketentests sowie die Urananreicherung im Tausch für humanitäre Hilfen auszusetzen. Doch auch diese Vereinbarung verletzte das Regime nur kurze Zeit später. Im Zuge der Entspannung zwischen Nord- und Südkorea und der kurzzeitigen Annäherung zwischen Trump und Kim kündigte der Diktator 2018 ein Moratorium für Interkontinental- und Atomtests an. Doch 2019 verstärkte das Land wieder die Arbeit an seinem Raketenprogramm. Zuletzt testete es eine Rakete, die von einem U-Boot abgefeuert werden kann.
Die zahlreichen Resolutionen des Uno-Sicherheitsrats führten bislang ebenfalls nicht zu einer dauerhaften Lösung. Seit 2006, als Nordkorea seinen ersten Nukleartest verkündete, wurden neun Sanktions-Resolutionen formuliert. In der ersten wurde ein Waffenembargo festgehalten. Die beiden folgenden 2009 und 2013 erlaubten es Uno-Mitgliedern, Frachten nach Nordkorea zu untersuchen und mögliche Materialien zur Förderung des Atomprogramms zu zerstören. 2016, nachdem diese Maßnahmen mehrfach verschärft worden waren, untersagte man den Uno-Staaten zudem jegliche technische Zusammenarbeit und Unterstützung Nordkoreas, außer im medizinischen Bereich.
Eine der härtesten Sanktionsrunden gab es im Sommer 2017. Demnach soll der Export von Kohle, Stahl und Eisen, Blei, Fisch und Meeresfrüchten aus Nordkorea gestoppt werden. Das soll der Regierung in Pjöngjang rund eine Milliarde Dollar (rund 843 Millionen Euro) an Einnahmen aus Exporten entziehen; das entspricht einem Drittel des gesamten nordkoreanischen Außenhandels. Die Uno-Resolutionen werden von zahlreichen unilateralen Sanktionen der USA, der EU, Südkorea und Japan begleitet. Zwar haben all diese Maßnahmen einen Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, doch noch immer finden ausländische Firmen Schlupflöcher, um sie zu umgehen.
Erst die ganz große Inszenierung, dann die Ernüchterung: Im Juni 2018 trafen der nordkoreanische Machthaber und der 45. US-Präsident in Singapur aufeinander. US-Außenminister Mike Pompeo hatte vor dem Gipfel gefordert, Nordkorea solle sich auf eine "vollständige, verifizierbare und unumkehrbare nukleare Abrüstung" einlassen.
Nach mehreren Gesprächen unterschrieben Trump und Kim tatsächlich ein gemeinsames Papier. Demnach erklärte Kim sein "festes und unerschütterliches Bekenntnis" zu einer umfassenden atomaren Abrüstung. Das hatte er allerdings auch schon bei seinem ersten Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In im April beteuert. Konkrete Schritte wurden nicht vereinbart.
Weit weniger Aufmerksamkeit erregte dann auch das zweite Treffen der beiden Politiker in Hanoi im Februar 2019. Selbst Trump zeigte sich von den Verhandlungen enttäuscht - und reiste vorzeitig ab. Als Grund für die gescheiterten Gespräche gab Trump überzogene Forderungen Kims an. Der verlange von den USA, dass sie alle Sanktionen gegen Nordkorea aufheben sollten - im Gegenzug für nur halbherzige Maßnahmen zum Abbau seines Atomprogramms: "Das", sagte Trump, "war nicht genug." Ein drittes Treffen im Juni 2019, bei dem Trump sogar als erster US-Präsident kurzzeitig nordkoreanischen Boden betrat, blieb symbolischer Natur.
Hinter den Kulissen gingen die Gespräche um eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel halbherzig weiter. So hatten sich Vermittler der nordkoreanischen und der US-amerikanischen Regierung im Oktober 2019 zu Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm in Schweden getroffen. Auch diese gingen ohne Ergebnis zu Ende.