Gewaltdebatte US-Waffenlobby gerät massiv in die Kritik

Gewaltdebatte: US-Waffenlobby gerät massiv in die Kritik
Foto: ANDREW KELLY/ REUTERSWashington - Die kruden Aussagen der US-Waffenlobby nach dem Blutbad von Newtown stoßen auf harsche Kritik. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg warf dem Lobbyverband NRA eine "paranoide Vision eines noch gewalttätigeren Amerikas" vor, in dem "jeder bewaffnet und kein Ort mehr sicher" sei. Der parteilose Politiker plädiert seit Jahren für schärfere Waffengesetze.
Senator Frank Lautenberg aus New Jersey sagte, der Verband liege weit von dem entfernt, was die US-Öffentlichkeit wolle. Die "New York Times" bezeichnete die Äußerungen des NRA-Vizepräsidenten Wayne LaPierre als "verlogen, wahnhaft" und eine "fast verwirrte Hasstirade".
LaPierre war am Freitag eine Woche nach dem Schulmassaker von Newtown vor die Presse getreten. Er sprach sich dabei für den Einsatz bewaffneter Polizisten an jeder Schule aus. "Das Einzige, was einen bösen Menschen mit einer Waffe aufhält, ist ein guter Mensch mit einer Waffe", sagte er in Washington.
Zugleich machte er die Medien, Videospiele, Filme und Musikvideos für die Gewalt in der Gesellschaft verantwortlich. "In einer Abwärtsspirale wetteifern Konzerne darum, zu schockieren und jeden Standard der zivilisierten Gesellschaft zu verletzen", sagte der NRA-Chef. Manche hätten versucht, politisches Kapital aus dem Massaker zu schlagen. Deshalb habe die NRA zunächst "respektvoll geschwiegen".

NRA: Kämpfer für noch mehr Waffen
Schauspieler fordern Verbot von Schnellfeuergewehren
Die stellvertretende Direktorin der Anti-Waffen-Gruppe Code Pink, Medea Benjamin, warf der NRA Realitätsverweigerung vor: "Sie haben die Schuld für die Gewalt auf alle möglichen Dinge geschoben - nur nicht auf die Waffen selbst."
Bei dem Amoklauf in der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown hatte ein 20-Jähriger am Freitag vor einer Woche 20 Kinder sowie sechs Erwachsene erschossen. Zuvor hatte der Attentäter zu Hause auch seine Mutter getötet. Nach der Bluttat erschoss er sich selbst. Das Verbrechen hatte die Debatte um Waffenbesitz in den USA neu entfacht.
Am Freitag veröffentlichten zahlreiche Hollywood-Stars, darunter Gwyneth Paltrow, Julianne Moore und Jamie Foxx, ein Video, in dem sie sich unter anderem für ein Verbot von automatischen Schnellfeuergewehren sowie eine schärfere Überprüfung von Waffenkäufern aussprechen. Die Schauspieler zählen die Amokläufe der vergangenen Jahre auf: "Columbine. Virginia Tech. Tucson. Aurora. Fort Hood. Oak Creek. Newtown. Newtown. Newtown." Und dann stellen sie die entscheidende Frage: "Wie viele mehr?"