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Adolf Eichmann: Hitlers Schreibtischtäter

Foto: GPO/ Getty Images

NS-Verbrecher Israelis wollten Eichmann aus Österreich entführen

Der berüchtigte NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann wurde jahrelang vom israelischen Geheimdienst gejagt. Bereits 1949 wähnten Agenten sich am Ziel: Mit einem Flugzeug wollten sie ihn nach SPIEGEL-Informationen aus Österreich entführen. Die Maschine stand bereit - doch die Operation schlug fehl.

Adolf Eichmann

Berlin - Erst 1960 hatte der israelische Geheimdienst Erfolg: Nach jahrelanger Suche konnte er den NS-Kriegsverbrecher in Argentinien aufspüren. Bislang geheime Unterlagen aus dem Bundesarchiv, die dem SPIEGEL vorliegen, offenbaren nun neue Details zur Jagd auf Eichmann. Dieser war während des Nationalsozialismus in Deutschland maßgeblich für die Organisation der Deportation und Ermordung europäischer Juden verantwortlich.

Ein israelisches Kommando wollte Eichmann 1949 aus Österreich entführen. Auf dem Flugplatz Salzburg wartete bereits eine gecharterte Maschine, um ihn nach Israel zu bringen. Die Verhaftung sollten Mitglieder der österreichischen Sicherheitspolizei übernehmen. Israels Konsul in Wien übergab einem leitenden Beamten 50.000 Schilling für die Fahndung und setzte eine Million Schilling auf das Ergreifen des ehemaligen SS-Obersturmbannführers aus.

All dies geht aus Akten der Organisation Gehlen (Org.) hervor, des Vorläufers des Bundesnachrichtendienstes. Damals ging das Gerücht um, Eichmann besuche seine Frau in Bad Aussee. Doch der in Norddeutschland untergetauchte Verbrecher erschien nicht. Die Entführung gelang somit nicht.

Der Hinweis auf Eichmann stammte demnach von Josef Adolf Urban, einem dubiosen Informanten der Österreicher, der zugleich mit dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und mehreren Geheimdiensten kooperierte, auch der Org. Urban behauptete, Mitarbeiter Eichmanns gewesen zu sein. Nach 1945 galt er lange als Kopf eines Netzwerks von Alt-Nazis in Österreich und Süddeutschland und erzählte, er habe "die Flucht Eichmanns organisiert".

Bereits vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) wohl schon Jahre vor der Verhaftung Eichmanns dessen Aufenthaltsort kannte. Der "Bild"-Zeitung zufolge wusste der deutsche Geheimdienst schon seit 1952, wo sich der SS-Mann aufhielt - behielt die Information aber für sich.

Erst 1958 soll der BND einen US-Agenten über Eichmanns Flucht nach Argentinien informiert haben. Das geht aus CIA-Dokumenten hervor, die 2006 freigegeben wurden. Tatsächlich versteckte sich Eichmann unter dem falschen Namen Ricardo Klement in Argentinien. Auch Frau und Kinder holte er heimlich aus Österreich zu sich.

Nach seiner Festnahme 1960 wurde Eichmann nach Jerusalem gebracht und nach einem Prozess hingerichtet.

kgp
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