Nukleare Aufrüstung Nordkorea meldet neuen Atomtest

Kim Jong Il stellt den Westen auf die Probe: Nordkorea hat nach eigenen Angaben zum zweiten Mal unterirdisch eine Atombombe getestet - kurz danach soll eine Rakete gestartet worden sein. Experten bestätigen eine schwere Erschütterung, versuchen, die Dimension einzuschätzen. Nachbarländer reagieren alarmiert.

Seoul - Nordkorea hat am Montag nach eigenen Angaben einen weiteren unterirdischen Atomtest durchgeführt. Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete, der Test sei erfolgreich verlaufen. Das kommunistische Regime von Kim Jong Il hatte erstmals im Oktober 2006 einen Atomsprengsatz gezündet.

Der neue Test sei "Teil der Maßnahmen, um die nukleare Abschreckung zur Selbstverteidigung zu stärken", hieß es bei KCNA. Wenige Stunden später hat Nordkorea einem südkoreanischen Bericht zufolge dann noch eine Kurzstreckenrakete gestartet. Yonhap News berief sich dabei auf Diplomatenkreise. Es handele sich um eine Boden-Luft-Rakete mit einer Reichweite von 130 Kilometern. Sie sei von der Basis Musudan Ri aus gestartet worden.

Eine offizielle Stellungnahme dazu gibt es noch nicht. Südkoreas Militär überprüft den Bericht derzeit.

Ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak bestätigte, Nordkorea habe vermutlich tatsächlich einen Atomtest durchgeführt. Aus Moskau kam nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen die erste Bestätigung, dass Nordkorea den Test wirklich durchgeführt hat. Südkoreas Präsident Lee rief das Sicherheitskabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Uno-Sicherheitsrat beruft Dringlichkeitssitzung ein

Die südkoreanische Armee hat nun einen Krisenstab eingerichtet. Der Generalstab der südkoreanischen Armee versetzte die Truppen nach Angaben eines Sprechers in erhöhte Alarmbereitschaft. Truppenbewegungen im benachbarten Nordkorea würden genau beobachtet.

Das US-Außenministerium konnte den Test zunächst nicht bestätigen. Die Regierung in Washington nahm aber Kontakt mit ihren Verbündeten auf, um sich zu beraten und auszutauschen. Unter anderem sollen mehr Informationen über den angeblichen Atomtest zusammengetragen werden, sagte ein Mitarbeiter des Außenministeriums, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Geologen in den USA, Japan und Korea berichteten von Erderschütterungen in Nordkorea. US-Wissenschaftler registrierten im Nordosten des Landes ein Beben der Stärke 4,7 in einer Tiefe von zehn Kilometern. Die meteorologische Behörde in Japan bemühte sich zu überprüfen, ob die Erschütterungen von einem Atomtest verursacht sein könnten. Südkoreanische Seismologen maßen ein Beben der Stärke 4,5 bei Kilju in der Provinz Hamgyong.

Nord- und Südkorea

Nach Angaben des russischen Uno-Botschafters tritt der Weltsicherheitsrat noch am Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Unter anderem Japan hatte diesen Schritt gefordert. Japan plane, den Sicherheitsrat dazu aufzurufen, sagte Vize-Außenminister Mitoji Yabunaka am Montag, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Japan werde Nordkoreas Verhalten "nicht tolerieren", sagte ein Regierungssprecher. Ein Atomtest verstoße gegen Uno-Resolutionen.

"Sicherlich sehr, sehr beunruhigend"

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner äußerte sich am Montag während eines Besuchs in Thailand sehr besorgt. Ihr läge noch keine offizielle Bestätigung des Tests vor, "aber wenn es so ist, wäre das sicherlich sehr, sehr beunruhigend", erklärte sie. Ein solcher Schritt müsse verurteilt werden.

Nach dem ersten Atomtest 2006 hatten die Vereinten Nationen Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Im April dieses Jahres startete Nordkorea eine Langstreckenrakete. Nach ihrer Verurteilung im Uno-Sicherheitsrat kündigte die kommunistische Regierung eine Wiederaufnahme ihres Atomprogramms und einen Boykott der Sechs-Parteien-Gespräche mit Südkorea, Japan, China, Russland und den USA an.

Erst Anfang dieses Monats sprach das Regime in Pjöngjang von einem Ausbau seines Atomwaffenarsenals. Die feindliche Haltung der USA dauere an, teilte das Außenministeriums damals mit. Der US-Sondergesandte für Nordkorea, Stephen Bosworth, hatte dem Land daraufhin mit "Konsequenzen" gedroht, sollte es zu einem neuen Atomtest kommen.

plö/ffr/AP/dpa/Reuters/AFP
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