

Wien - Er hat eine Kampagne mit ungültigen Stimmzetteln gefürchtet und seine rechtspopulistische Gegenkandidatin Barbara Rosenkranz - am Ende aber haben die Österreicher mit breiter Mehrheit für eine zweite Amtszeit wiedergewählt: Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erhielt der als unabhängiger Kandidat angetretene Fischer bei dem Wahlgang am Sonntag 78,9 Prozent der Stimmen. Die umstrittene Kandidatin der rechtspopulistischen FPÖ, , kam demnach nur auf 15,6 und Rudolf Gehring von der Christlichen Partei auf 5,4 Prozent der Stimmen.
Die Fotografen schießen Siegerbilder von Fischer und seiner Frau. "Ich freue mich nicht nur, sondern ich bin überaus glücklich und dankbar der österreichischen Bevölkerung", jubelte der alte neue Bundespräsident. Er habe sich einen klaren Ausgang gewünscht, aber eine Dreiviertel-Mehrheit habe er sich nicht träumen lassen. Einen Wermutstropfen gibt es für Fischer dennoch: Die Wahlbeteiligung lag auf einem historischen Tiefstand: Nur knapp jeder Zweite gab seine Stimme ab. Bei den Wahlen 2004 lag die Wahlbeteiligung noch bei 71,6 Prozent.
Der 71-jährige Fischer - der als Bundespräsident vor allem Repräsentationsaufgaben erfüllen muss - war von den Sozialdemokraten unterstützt worden. Die ebenfalls an der Regierung beteiligte konservative ÖVP hatte selbst keinen Kandidaten aufgestellt. Für Kritik sorgte die Partei, indem sie zur Abgabe eines leeren Stimmzettels aufrief. Der Aufruf wurde weitgehend nicht befolgt. Den ersten Auszählungsergebnissen zufolge gab es sieben Prozent ungültige Stimmen.
Fischer gilt hatte 2004 die Bundespräsidentenwahl gegen die konservative ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner knapp gewonnen und war erstmals in die Hofburg eingezogen. Der studierte Jurist gilt als zurückhaltender Politiker, der sich aus dem politischen Tagesgeschäft heraushält.
Er sei stolz darauf, dass er nicht immer hundertprozentig eine Meinung vertrete, sondern sich andere anhöre, sagte der Wahlsieger am Sonntag: "Ich bin vielleicht auch kein guter Redner in Bierzelten und Wirtshausveranstaltungen."
Unmut über Rosenkranz
Fischer genießt seinen Wahlsieg - für die Rechtspopulisten der FPÖ ist das schlechte Abschneiden ihrer Kandidatin Rosenkranz hingegen ein herber Rückschlag: Zu Beginn des Wahlkampfes hatte Parteichef Heinz-Christian Strache noch rund 35 Prozent als Wahlziel genannt. Jetzt gab die FPÖ den Medien die Schuld an dem schlechten Ergebnis: "Wir haben eine Hexenjagd erlebt", sagte Strache in einer ersten Reaktion.
Die 51-jährige Rosenkranz hatte im Wahlkampf mit ihrer Kritik am sogenannten Verbotsgesetz die Gemüter erhitzt. Dieses Gesetz untersagt die Leugnung des Holocaust und die Bildung von NS-Gruppierungen. Damit werde das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt, erklärte die zehnfache Mutter jüngst und musste sich nach einem Sturm der Entrüstung öffentlich von der Ideologie des Nationalsozialismus distanzieren. Auch dass sie nie deutlich von den politischen Aktivitäten ihres Mannes Abstand nahm, sorgte für Unmut. Horst Jakob Rosenkranz war einst Mitglied der inzwischen verbotenen NDP und gibt die rechtsextreme Zeitung "Fakten" heraus.
Auch Gehring, Kandidat der Christlichen Partei, stieß mit seiner Kampagne häufig auf Kritik. Gehring vertrat erzkonservative Ansichten und hatte Homosexualität als "Verirrung" bezeichnet. Der erklärte Abtreibungsgegner flocht immer wieder Gebete und Gottesdienste in seine Auftritte ein. Die katholische Kirche des Landes distanzierte sich schließlich deshalb von Gehring und verbat sich die Vermischung von Politik und Religion.
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Österreichs alter und neuer Bundespräsident: Heinz Fischer (mit seiner Frau Margit) bleibt das Staatsoberhaupt in der Alpenrepublik.
Ein Kuss für den Sieger: Fischer feiert mit seiner Gattin den Erfolg.
Heinz Fischer zuversichtlich an der Wahlurne: Mit mehr als 78 Prozent haben ihn die Österreicher wiedergewählt.
Fischer mit seiner Ehefrau auf dem Weg zur Stimmabgabe: Der 71-Jährige trat als unabhängiger Kandidat an, unterstützt wurde er von den Sozialdemokraten.
Deftige Schlappe: Die rechtspopulistische Kandidatin Barbara Rosenkranz, hier mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, kam nur auf 16 Prozent. Strache hatte das Ziel 35 Prozent ausgegeben.
FPÖ-Chef Strache beim Urnengang: Nach den Wahlen gab er den Medien die Schuld am schlechten Ergebnis für Rosenkranz. "Wir haben eine Hexenjagd erlebt", so Strache.
Rudolf Gehring: Sechs Prozent stimmten für den Mann von der Christlichen Partei Österreichs. Der erzkonservative Politiker hatte im Wahlkampf Homosexualität als "Verirrung" bezeichnet.
Proteste gegen Kandidatin Rosenkranz: Gegner der FPÖ-Politikerin hatten Blätter mit den Namen von KZ-Opfern vor der Wiener Hofburg verteilt. Rosenkranz hatte das sogenannte Verbotsgesetz kritisiert, das unter anderem die Leugnung des Holocaust oder die NS-Wiederbetätigung in Österreich unter Strafe stellt.