Skandal um Nazilieder Österreich will Burschenschaft Germania auflösen

Österreichs Regierung plant ein Verfahren gegen die deutschnationale Burschenschaft Germania. Die Truppe steht wegen eines volksverhetzenden Liederbuchs in der Kritik.
Sebastian Kurz

Sebastian Kurz

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

In der Affäre um ein Buch mit Naziliedern will die österreichische Regierung die Burschenschaft Germania auflösen. Ein entsprechendes Verfahren solle eingeleitet werden, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Vize-Vorsitzender der Burschenschaft war Udo Landbauer, der bei der Landtagswahl in Niederösterreich am Sonntag als Spitzenkandidat der FPÖ angetreten war. In Wien bilden ÖVP und FPÖ seit Dezember eine Koalition.

Das Liederbuch von Landbauers Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt" enthielt bis zur Aufdeckung durch das österreichische Magazin Falter judenfeindliche und volksverhetzende Lieder. Nach Bekanntwerden der Affäre ließ der 31-jährige Landbauer seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft ruhen. Er gibt an, die Texte nicht gekannt zu haben.

An seiner Kandidatur in Niederösterreich hielt Landauer fest, trotz Rücktrittsforderungen unter anderem von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Die FPÖ legte bei der Landtagswahl um rund sechs Prozentpunkte zu und kam auf 14,8 Prozent.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Liederbuches gegen vier Verdächtige, allerdings nicht gegen Landbauer. Die niederösterreichische Regierungschefin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat eine Zusammenarbeit mit Landbauer ausgeschlossen.

Der Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht keinen Grund, den FPÖ-Spitzenpolitiker Udo Landbauer aus der Partei zu verbannen. Er selbst hatte Anfang Juni 2017 an einer Veranstaltung teilgenommen, die unter anderem zu Ehren des 100-jährigen Bestehens der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt stattfand. Vor der Ehrung der Burschenschaft hatte Strache die Veranstaltung verlassen (einen Faktencheck zu dem umstrittenen Treffen der Burschenschaften finden Sie hier). Die FPÖ will zur Aufarbeitung der Rolle der Burschenschafter in der Partei eine Historikerkommission einsetzen.

NDR-Reportage "7 Tage in der Studentenverbindung"

NDR
cte/dpa/AFP
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