In Österreich läuft die Suche nach den Fahrern des Lastwagens, in dem an der Autobahn nahe Wien Dutzende tote Flüchtlinge gefunden wurden, auf Hochtouren. Unter Führung eines Krisenstabs fahnden die österreichischen Beamten nach den Schleppern.
Die Staatsanwaltschaft nahm inzwischen nach eigenen Angaben Kontakt zu den ungarischen Strafverfolgungsbehörden auf. "Wir werden nichts unversucht lassen, den Fahrer und seine Hintermänner auszuforschen und das Verbrechen aufzuklären", versicherte der leitende Staatsanwalt Johann Fuchs. Für den Abend wurde eine weitere Pressekonferenz mit der österreichischen Innenministerin angekündigt.
Nach ersten Erkenntnissen sei der in Ungarn zugelassene Kühl-Lastwagen am Mittwochvormittag in der Nähe von Budapest gestartet und habe die Nacht im Grenzbereich zu Österreich verbracht. Wann genau der Lkw am Fundort abgestellt wurde, sei noch nicht klar, so die österreichische Polizei. Beamte der Autobahnpolizei hatten bemerkt, dass aus dem Fahrzeug Verwesungsflüssigkeit drang und den Lkw daraufhin geöffnet.
Genauere Angaben zu den Opfern wird es erst am Freitag geben: Eine Bergung der toten Flüchtlinge noch an der Autobahn sei nicht möglich, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland. Das Fahrzeug mit einem Überführungskennzeichen des ungarischen Zolls sollte daher für die erforderlichen gerichtsmedizinischen Untersuchungen an einen anderen Ort gebracht werden. Die Ladefläche des Lkw solle erst in der Nacht geöffnet werden, die Leichen dann bis zum Freitagvormittag geborgen werden.
Der Sprecher erklärte weiter, er gehe davon aus, dass die Zahl von 20 Toten überstiegen werde. Er sprach weiter von bis zu 50 Toten. Unklar ist demnach auch, ob sich Frauen und Kinder unter den Opfern befinden. Der Lastwagen mit den Toten befindet sich der Polizei zufolge inzwischen in einer Veterinärgrenzdienststelle, in der es auch eine Kühlmöglichkeit gibt. Nach der Bergung sollten die Toten nach Wien in die Gerichtsmedizin überstellt werden. Die Polizei wollte sich auch noch nicht dazu äußern, ob die Flüchtlinge möglicherweise erstickt seien - wie es österreichische Medien zuvor vermutet hatten.
EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos hat einen Besuch in Österreich angekündigt. Er plane, am 7. September in das Land zu reisen. Die Zeitung "Presse" berichtete, Avramopoulos wolle das Flüchtlings-Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen südlich von Wien besuchen. Dort müssen Asyl-Suchende - darunter Frauen und Kinder - unter freiem Himmel auf dem Boden übernachten, weil es nicht genügend Quartiere gibt. Das hat bereits Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International auf den Plan gerufen.
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Grausige Entdeckung: Die österreichische Polizei hat nach eigenen Angaben in einem Schlepperfahrzeug die Leichen von mindestens 20 Flüchtlingen gefunden.
Ein Sprecher meldete sogar bis zu 50 Tote, die genaue Zahl wird noch ermittelt. Das Fahrzeug sei auf der Autobahn A4 südlich von Wien unterwegs gewesen, teilte die Polizei mit. Die Leichen seien in einem Lastwagen auf einem Pannenstreifen in der Nähe von Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) gefunden worden.
Auch die "Kronenzeitung" berichtet von bis zu 50 toten Flüchtlingen, die in dem Lastwagen entdeckt worden seien - möglicherweise seien die Menschen in dem Fahrzeug erstickt. Die Polizei wollte sich zu den Todesursachen noch nicht äußern.
"Es ist ein Lastwagen voller Leichen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Tatortarbeit und die Bergung der Toten laufe, nach den Schleppern werde mit Hochdruck gefahndet.