Operation Anaconda "Wie soll das jemand überleben?"
Gardes/Bagram - Nur wenige Stunden nach dem Rückzug eines Teils der US-Soldaten aus dem Kampfgebiet im Osten Afghanistans hat die US-Armee neue Angriffe in der Region geflogen. Von der etwa 32 Kilometer entfernten Stadt Gardes aus waren riesige Blitze der abgeworfenen Bomben zu sehen. Eingesetzt waren B-52-Bomber.
Zuvor hatte die US-Armee mit 400 Soldaten etwa ein Drittel ihrer bei der Operation "Anaconda" eingesetzten Truppe abgezogen und per Hubschrauber nach Bagram bei Kabul zurückgebracht. "Wir gruppieren uns um", sagte ein Sprecher der Armee. "Der Höhepunkt der Schlacht ist vorüber." Er fügte jedoch hinzu: "Wenn ich ein al-Qaida-Kämpfer wäre, würde ich nicht Pizza essen gehen. 'Anaconda' ist noch nicht vorbei." In den Bergen sollen sich Reste der Organisation al-Qaida des muslimischen Extremisten Osama Bin Laden gesammelt und versteckt haben. Die USA machen Bin Laden für die Anschläge am 11. September verantwortlich.
Der Widerstand der Gegner habe in den vergangenen Tagen nachgelassen, sagte der 23-jährige Kommandeur einer achtköpfigen Observierungseinheit nach seiner Rückkehr nach Bagram. Den Kämpfern sei offenbar die Munition ausgegangen. Zudem seien sie von den pausenlosen Bombardements zermürbt. "Zum Schluss waren sie regelrecht in Panik", sagte er. Das Bombardement ist so unglaublich stark, dass ich mit nicht vorstellen kann, wie jemand das überleben soll", sagte der afghanische Kommandeur Ismail Chan.
Am Samstag hatten die US-Armee und ihre Verbündeten ihre Offensive gegen die verschanzten Reste der Muslim-Extremisten nach dreitägiger Unterbrechung wegen schlechten Wetters wieder aufgenommen. Dabei wurde nach US-Angaben ein Bunker-Komplex der al-Qaida bombardiert und ausgeschaltet.
Unterdessen haben maskierte afghanischen Soldaten heute morgen in der Stadt Khost im Osten des Landes mit einer groß angelegten Operation begonnen, deren Ziel nach Medienberichten die Entwaffnung der Bevölkerung ist. Wie die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, hätten die Soldaten die Schließung der Märkte befohlen. Außerdem sei jeder Mann und jedes Fahrzeug auf den Straßen durchsucht worden. Die afghanischen Truppen seien von einigen US-Soldaten bei ihrer Aktion begleite worden.
Khost liegt nahe der pakistanischen Grenze und des Gebirgzugs bei Gardes, wo US-Truppen mit Unterstützung ihrer Verbündeten seit mehr als einer Woche die Operation "Anaconda" durchführen.