Präsidentschaftswahlen Italienischer Journalist in der Ostukraine getötet

Sein Tod überschattet die Präsidentschaftswahlen: Im Osten der Ukraine wurde ein italienischer Fotograf getötet. Der 30-jährige Journalist starb vermutlich durch einen Mörserangriff.
Rebellenhochburg Slowjansk: Andrea Ronchelli hielt sich in der Nähe der Stadt auf

Rebellenhochburg Slowjansk: Andrea Ronchelli hielt sich in der Nähe der Stadt auf

Foto: VIKTOR DRACHEV/ AFP

Rom/Hamburg - Er wollte den Konflikt in der Ukraine in den Tagen um die Präsidentschaftswahlen dokumentieren, jetzt ist der italienische Fotojournalist Andrea Ronchelli tot. Wie das Außenministerium in Rom bestätigte, wurde Ronchelli am Samstag in der Ostukraine getötet.

"Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist", sagte ein Ministeriumssprecher SPIEGEL ONLINE. "Die Kämpfe dauern noch an." Agenturberichten zufolge starb der 30-Jährige nahe der Rebellenhochburg Slowjansk durch Mörserbeschuss.

Wie der französische Fotograf William Roguelon der Nachrichtenagentur AFP sagte, war er am Samstag zusammen mit einem anderen westlichen Fotografen - mutmaßlich Ronchelli - und einem russischen Übersetzer unter Beschuss geraten. Dabei seien alle drei verletzt worden. Nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen starb auch der Russe.

Demnach hatten Ronchelli und sein russischer Begleiter Schutz in einem Straßengraben gesucht, bevor sie getroffen und getötet wurden. Die Leiche des Fotografen befindet sich in einem Krankenhaus, teilte das Außenministerium in Rom mit. Die Familie des Getöteten sei auf dem Weg nach Kiew. Ronchelli arbeitete demnach für die italienische Nachrichtenagentur Cesura.

Zwei russische Journalisten in der Nacht ausgeflogen

In der Ostukraine kämpfen seit Wochen prorussische Separatisten gegen die Übergangsregierung in der Hauptstadt Kiew. Bei den Gefechten wurden bereits zahlreiche Menschen getötet. Im April hatten prorussische Milizen in der Rebellenhochburg Slowjansk einen US-Journalisten verschleppt und mehrere Tage lang festgehalten.

Zwei russische Journalisten, die vor mehreren Tagen von ukrainischen Sicherheitskräften unter Terrorverdacht festgenommen worden waren, wurden in der Nacht in ihre Heimat ausgeflogen. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte mit Nachdruck die Freilassung der Reporter des regierungsnahen Fernsehsenders LifeNews TV gefordert.

Überschattet von Gewalt und Drohungen prorussischer Separatisten hat am Sonntag in der Ukraine auch die Wahl eines neuen Präsidenten begonnen. Im krisengeschüttelten Osten der Ex-Sowjetrepublik öffnete allerdings nur ein Bruchteil der Wahllokale.

Örtliche Medien berichteten am Sonntag von vereinzelten Übergriffen moskautreuer Kräfte auf Wahlstellen. Viele Einwohner der Gebiete Donezk und Luhansk, die von Separatisten am Vortag zu einem "Neurussland" vereint worden waren, trauten sich demnach nicht zur Wahl oder fanden keine Möglichkeit zur Stimmabgabe vor.

lgr/Reuters/AP/AFP
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