Palästinenser "Sie versuchen, Arafat lebendig zu begraben"
Paris - "Ich flehe sie an, sich des Ausmaßes der Verschwörung bewusst zu werden", sagte Suha Arafat heute in einem Interview des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira. "Sie versuchen, Abu Ammar (Arafat) lebendig zu begraben", rief sie offenbar in Anspielung auf ein Abstellen von lebenserhaltenden Maschinen. Tatsächlich gehe es dem PLO-Chef jedoch gut und er werde wieder nach Hause kommen. Suha Arafat erhob ihre Vorwürfe in einem Telefonat vom Krankenbett ihres Mannes aus, wie der arabische Sender berichtete. Eine israelische Zeitung hatte zuvor berichtet, Israel gehe davon aus, dass die Geräte zur Versorgung Arafats morgen abgestellt werden würden.
Palästinenser-Vertreter warfen Suha Arafat wiederum vor, den Zugang zu ihrem Ehemann einzuschränken und Informationen über seinen Gesundheitszustand zurückzuhalten. Jassir Arafat liegt seit Ende Oktober in einem Militärkrankenhaus bei Paris. Sein Zustand gilt als sehr ernst, eine genaue Diagnose ist jedoch nicht bekannt. Wie palästinensische Quellen gestern verlauteten, leide er an Leberversagen.
Gestern war zudem berichtet worden, der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kurei, Außenminister Nabil Schaath und Mahmud Abbas, Arafats Stellvertreter als Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), sollten nach Frankreich fliegen, um Arafat zu besuchen. Die Delegation sagte heute Morgen jedoch ihren Besuch ab. Sie reagierte damit nach Angaben aus Ramallah auf die Vorwürfe von Arafats Frau.
Die israelische Zeitung "Jeditoh Ahronoth" berichtete heute in ihrer Internet-Ausgabe, israelische Sicherheitsbehörden seien gestern am späten Abend zusammengekommen, um über die Folgen von Arafats Tod für die Sicherheitslage in der Region zu beraten. "In Israel wird bei der Planung davon ausgegangen, dass Arafat am Dienstag von den medizinischen Geräten getrennt werden wird", hieß es dazu auf YNet. Israelische Kommentatoren sagten, ein Besuch der drei Palästinenser-Vertreter würde als Zeichen von Führungsstärke gewertet werden und sei eine notwendige Voraussetzung, um Arafats Tod verkünden zu können.