Verdächtiges Schiff im Panama-Kanal Kuba gesteht Waffenlieferung nach Nordkorea

Zerlegte Raketen, Kampfflugzeuge und Flugabwehr - an Bord des im Panama-Kanal gestoppten Schiffs aus Nordkorea befinden sich Waffen aus Kuba. Das hat die Regierung in Havanna eingeräumt. Angeblich ist das Kriegsgerät veraltet und sollte nur repariert werden.
Verdächtiges Schiff im Panama-Kanal: Kuba gesteht Waffenlieferung nach Nordkorea

Verdächtiges Schiff im Panama-Kanal: Kuba gesteht Waffenlieferung nach Nordkorea

Foto: RODRIGO ARANGUA/ AFP

Panama-Stadt - Es war ein überraschender Fund, unter Tonnen von Zucker entdeckten Panamas Behörden in dem nordkoreanischen Schiff "Chong Chon Gang" Waffen. Jetzt hat sich Kubas Regierung zu Wort gemeldet: Man habe den Frachter mit Kriegsgerät beladen. Es handele sich um 240 Tonnen "veraltetes defensives Gerät", das zur Reparatur nach Nordkorea verschifft werden sollte, teilte das Außenministerium in Havanna am Dienstagabend mit.

An Bord des Schiffes befinden sich nach Angaben der kubanischen Regierung Waffen, die während der Sowjet-Ära gebaut worden seien. Dazu zählten unter anderem zwei Flugabwehr-Raketenbatterien, neun zerlegte Raketen und zwei MiG-21-Kampfjets.

Das Material sei unter einer Zucker-Ladung versteckt gewesen, berichteten panamaische Medien. Der Frachter sei in einem Hafen in Kuba auch mit 10.000 Tonnen Zucker beladen worden, sagte das Außenministerium.

Nicht deklarierte raketenförmige Objekte an Bord

Panama hatte am Montag das nordkoreanische Schiff bei der Einfahrt in den Kanal gestoppt und die Besatzung festgenommen. An Bord waren nicht deklarierte raketenförmige Objekte gefunden worden. Staatspräsident Ricardo Martinelli bat die USA und Großbritannien um Hilfe. Experten beider Länder sollten klären, was für Geräte sich an Bord des Schiffes befanden, zitierte der Sender TVN-Noticias den Staatschef.

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Frachter mit Waffen aus Kuba: Unter der Flagge Nordkoreas

Foto: CARLOS JASSO/ REUTERS

Am Dienstag hatte er Radio Panama gesagt, die Polizei in Colón an der atlantischen Zufahrt des Panama-Kanals habe den Verdacht gehabt, der Frachter könnte Drogen geladen haben. Daraufhin sei das Schiff, das große Mengen Zucker transportierte, durchsucht worden. Der Kapitän habe versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Mannschaft habe Widerstand gegen die Einsatzkräfte der Polizei geleistet, so Martinelli. Über seinen Twitter-Account  veröffentlichte er ein Bild aus dem Inneren des Containers.

Der Präsident verwies darauf, dass Kriegsmaterial nicht undeklariert durch den Panama-Kanal transportiert werden dürfe: "Der Panama-Kanal ist ein Kanal des Friedens und nicht des Krieges." Der knapp 80 Kilometer lange Kanal ist eine der wichtigsten internationalen Wasserstraßen.

Im Raum steht nun der Verdacht eines Verstoßes gegen Sanktionen, die die Uno im Zusammenhang mit Nordkoreas Atomprogramm gegen das Regime verhängt hatte. Das kommunistische Kuba ist einer der wenigen Verbündeten des abgeschotteten Nordkorea.

Nordkorea testete heimlich Raketenantrieb

Vergangene Woche kam heraus, dass Nordkorea offenbar im Frühjahr insgeheim einen Antrieb für Langstreckenraketen getestet hat. Darauf deuten Aufnahmen von der Basis Sohae hin, erklärte das US-Korea-Institut der Johns-Hopkins-Universität. Auf den von den Experten ausgewerteten Bildern seien verdächtige Aktivitäten zu sehen. Darunter seien ein Tanklastwagen und ein Zug mit sieben Waggons, der den Antrieb geliefert haben könnte. "Der jüngste Test deutet darauf hin, dass Pjöngjang trotz Uno-Sanktionen sein Langstreckenraketenprogramm vorantreibt."

Der Test von Raketenantrieben ist weniger auffällig als der Start ganzer Raketen. Nordkorea ist wegen seines Atomprogramms international weitgehend isoliert. Der Atomtest des Staates im Februar hatte selbst den Verbündeten China aufgebracht; die Regierung in Peking unterstützte im Uno-Sicherheitsrat schärfere Sanktionen. Im April hatten Luftmessungen den Atomwaffentest bewiesen: Messstationen in Japan und Russland hatten radioaktive Isotope des Edelgases Xenon nachgewiesen.

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Tests für Raketenantriebe in Nordkorea: Bluff im Abrüstungspoker

Foto: Astrium/ 38 North
heb/dpa/Reuters
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