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Razzia in Brüssel Festnahme bei Durchsuchungen in Molenbeek

Der Brüsseler Stadtteil Molenbeek gilt als Islamistenhochburg. Einer der Drahtzieher und mehrere Verdächtige der Anschläge von Paris lebten da. Nun hat die Polizei dort mehrere Wohnungen durchsucht. Berichten zufolge wurde ein Mann festgenommen.

Auf der Jagd nach den Attentätern von Paris haben die Ermittler erneut den Brüsseler Stadtteil Molenbeek ins Visier genommen. Am Montagvormittag durchsuchten Polizisten dort mehrere Wohnungen. Das Viertel gilt als eine Hochburg von Islamisten in Belgien. Der Terrorist und mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, hat in Molenbeek gelebt. Reporter des belgischen Senders RTL berichteten von Schüssen und Detonationen während der Stürmung.

Der öffentlich-rechtliche Sender RTBF und die belgische Nachrichtenagentur Belga berichteten übereinstimmend, bei der Razzia sei ein Mann festgenommen worden. Dessen Identität war zunächst unklar. Es handle sich aber nicht um den gesuchten mutmaßlichen Paris-Attentäter Abdeslam Salah, hieß es bei RTBF. Auch die Staatsanwaltschaft dementierte Berichte über eine Verhaftung Salahs. Zuvor hatte der belgische Rundfunksender RTL gemeldet, der Gesuchte sei in der belgischen Hauptstadt aufgegriffen worden.

Bewaffnete Spezialkräfte forderten nach Informationen des belgischen Rundfunks RTBF in der Rue Delaunoy Bewohner per Lautsprecher auf, die Fenster zu öffnen und herauszukommen. Die Straße wurde für den Verkehr gesperrt. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten am Montagmittag, die Polizeiaktion dauere an. Von den Behörden war zunächst keine Information darüber zu erhalten.

Zwei der getöteten Attentäter sollen zuletzt im Großraum Brüssel gelebt haben - beide sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen französischen Pass besessen haben. Bereits am Wochenende hatte die Polizei bei Razzien in Molenbeek mehrere Menschen festgenommen.

Belgien hat seit Längerem ein Problem mit islamischen Extremisten. Die Zahl der Menschen, die als Dschihadisten nach Syrien gezogen sind, ist in Belgien im Verhältnis zur Bevölkerungszahl so hoch wie wohl in sonst keinem Land der EU: Nach Schätzungen von Sicherheitsbehörden stammen rund 500 Kämpfer in dem Krisengebiet aus Belgien, das etwa elf Millionen Einwohner zählt. Und einige kehren zurück, weiter radikalisiert durch den Krieg.

Bereits am Freitag hatten Ermittler die Wohnung eines mutmaßlichen Islamisten in Frankfurt durchsucht. Gegen den 27-Jährigen werde wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt, teilte die Polizei am Montag mit. Einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris gebe es nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen nicht.

Der Mann soll unter anderem seinem zwei Jahre jüngeren Bruder finanziell geholfen haben, der die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien zusammen mit anderen Anhängern unterstützt haben soll. Der 27-Jährige sei nicht festgenommen worden.

brk/mmq/dpa/Reuters
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