
Präsident Duterte gegen Washington Ärger mit dem Rüpel in Manila

Duterte (2.v.l. vorne) und Obama (im Hintergrund) beim Asean-Gipfel in Laos
Foto: JORGE SILVA/ REUTERSEs gibt Politiker, von denen werden wichtige, große Sätze bleiben. Wie etwa das "Ich bin ein Berliner" von John F. Kennedy oder auch das "Wir schaffen das" von Angela Merkel. Vom philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte wird, Stand jetzt, vor allem ein Ausdruck in Erinnerung bleiben: "Hurensohn."
Damit beschimpfte er nicht nur Papst Franziskus und Botschafter, sondern auch US-Präsident Barack Obama. Dabei ist unklar, ob Duterte wirklich ihn gemeint hatte - in der Pressekonferenz pöbelte er gegen die USA generell, Obama und Journalisten. In dieser verbalen Gemengelage fiel "Putang-Ina", was "Hurensohn" in der philippinischen Sprache Tagalog heißt. Wer nun wirklich gemeint war, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Aber auch dessen ungeachtet war seine Botschaft in Richtung Washington klar: Mischt euch gefälligst nicht in unsere Angelegenheiten ein.
Im Video: Dutertes verbale Entgleisungen
Die Entgleisungen machen es nicht einfacher, den philippinischen Präsidenten als politischen Akteur ernst zu nehmen. Was auf den Westen seltsam pubertär wirkt, muss tatsächlich als aufplusternde Macho-Pose eines Präsidenten verstanden werden, der sich in der Rolle des "Bestrafers" gefällt - und dafür von seinem Volk zu weiten Teilen gefeiert wird (mehr zu seinem blutigen Feldzug gegen die Drogenkriminalität im Land lesen Sie hier).
Ohnehin fühlt er sich eher den nationalen Interessen als denen seines Bündnispartners USA verpflichtet. Den Einfluss des einstigen Kolonialherrschers versucht Duterte einzudämmen. So forderte er nur wenige Tage nach der "Hurensohn"-Bemerkung Washington dazu auf, Soldaten aus dem Süden der Philippinen abzuziehen. Sie unterstützen dort seit mehr als zehn Jahren den Anti-Terror-Kampf gegen unterschiedliche islamistische Gruppierungen. Den Gemäßigten gegenüber hat Duterte Zugeständnisse gemacht, indem er Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte. Damit verfolgt er eine andere Linie als Washington.
Für die US-Regierung ist der Kurs von Duterte heikel. Sie hat eine strategische Hinwendung nach Asien proklamiert, es ist ein wichtiges Element der Außenpolitik. Die verstärkte Zusammenarbeit mit südostasiatischen Ländern soll offiziell nicht dazu dienen, den Einfluss Chinas zurückzudrängen - sehr wohl aber sind die Philippinen ein nützliches Bollwerk gegen die Volksrepublik.
Duterte (2.v.l. vorne) und Obama (im Hintergrund) beim Asean-Gipfel in Laos
Foto: JORGE SILVA/ REUTERSDie Wahl des Populisten Duterte gefährdet das Kalkül. Hat er mit der "Hurensohn"-Beleidigung nun den Bruch mit dem langjährigen Bündnispartner USA eingeleitet?
Nein, sagt Felix Heiduk von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, eine Kehrtwende werde es nicht geben. Selbst wenn er wollte, Duterte könne sich gar nicht komplett von Washington lossagen. Dafür gibt es gewichtige Gründe:
Hinzu kommt: Ein Bündnis mit Peking ist für Duterte - wenngleich er sich um eine Verbesserung des angespannten Verhältnisses bemüht - keine Alternative. Innenpolitisch würde er sich damit selbst ins Aus schießen. "Das China-Bild auf den Philippinen könnte kaum schlechter sein", sagt Asien-Experte Heiduk.
Die territorialen Streitigkeiten haben das in den vergangenen Jahren noch verschärft. Als Duterte Peking nach Streitigkeiten um das Südchinesische Meer und einer Gerichtsentscheidung in Den Haag Gespräche anbot, griff ihn die Opposition umgehend an. Sie sah nationale Interessen verletzt.
Daraus folgt für Duterte: Ohne die USA geht es nicht, mit China noch weniger und ein Alleingang ist schlicht nicht machbar. Vom Getöse des Populisten bleibt am Ende wenig übrig.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte ist für seine verbalen Aussetzer bekannt. Nach dem Papst und Botschaftern soll er nun auch den US-Präsidenten Barack Obama einen "Hurensohn" genannt haben.
Nach außen plustert sich Duterte mit solchen Entgleisungen auf, aber eigentlich hat er nicht viel zu melden: Er ist von seinem Bündnispartner USA nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch abhängig.
Die Obama-Regierung hat sich eine Hinwendung nach Asien weit nach oben auf die außenpolitische Agenda gesetzt. Einen meuternden Rüpel an der Spitze eines ihrer engsten Bündnispartner können sie da wenig gebrauchen.
Als eine erste Reaktion sagte Obama ein Treffen mit Duterte am Rande des Asean-Gipfels ab. Später sprachen die beiden doch noch unter vier Augen miteinander.
Duterte steht international vor allem für sein Durchgreifen gegen Drogenkriminelle auf den Philippinen in der Kritik. Mehr als 3000 Menschen wurden nach Polizeiangaben seit seiner Amtsübernahme vor zweieinhalb Monaten schon getötet.
Die Proteste dagegen haben noch keine große Wirkung gezeigt. Duterte überbietet sich selbst weiterhin mit Drohungen gegen Kriminelle und erklärt sie zu Vogelfreien. Menschenrechte seien ihm dabei egal.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden