Holocaust-Streit mit Polen Visegrad-Gipfel in Israel abgesagt

Andrej Babis, tschechischer Regierungschef
Foto: MARTIN DIVISEK/EPA-EFE/REXEin Treffen der vier osteuropäischen Staaten Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei in Israel findet nicht statt.
Zunächst hatte erst Polens Regierungschef und dann die gesamte polnische Delegation ihre Teilnahme in Jerusalem abgesagt. Nun teilten Israel und Tschechien mit, der Gipfel der Visegrad-Staaten falle aus.
Anstelle des Treffens der Visegrad-Gruppe - welche Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei ursprünglich als Freihandelszone gründeten - und die heute eine Interessenvertretung der Länder innerhalb der EU darstellt - werde es nun bilaterale Treffen mit Vertretern der Slowakei, Tschechiens und Ungarns geben, teilte Israel mit.
Beteiligung von Polen am Holocaust zu erwähnen, ist in Polen verboten
Polens nationalkonservative Regierung reagiert besonders empfindlich, wann immer es um die Rolle Polens im Holocaust geht: Sie ließ gesetzlich verbieten, darauf hinzuweisen, dass auch Polen an der Judenvernichtung des nationalsozialistischen Deutschland beteiligt waren. Polnische Bürgerrechtler und Wissenschaftsvereinigungen hatten das Gesetz hingegen als Geschichtsklitterung kritisiert.

Polens Mateusz Morawiecki (l.) und Benjamin Netanyahu bei einer Nahostkonferenz in Warschau
Foto: Michael Sohn/ APDer israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte in einem Interview gesagt: "Die Polen haben sicherlich mit den Nazis zusammengearbeitet." Nach einer Absage durch Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hatte Israels neuer Außenminister Israel Katz am Sonntagabend die Worte Netanyahus sinngemäß wiederholt.
Katz sagte in einem Fernsehinterview, es habe "viele Polen gegeben, die mit den Nazis kooperierten, und wie Jizchak Schamir, dessen Vater ermordet wurde, sagte: Polen saugen Antisemitismus mit der Muttermilch auf". Daraufhin hieß es am Montag aus Warschau, Polen werde gar nicht mehr an dem Visegrad-Treffen in Jerusalem teilnehmen.