Präsidentschaftswahlen Chirac gibt Sarkozy Rückendeckung
Paris - Da Sarkozy Kandidat der Regierungspartei UMP sei, empfinde er es als "ganz natürlich, dass ich ihm meine Stimme und meine Unterstützung gebe", sagte Chirac heute in einer kurzen Fernsehansprache. Sarkozy wird am kommenden Montag sein Amt als Innenminister niederlegen, "um sich vollständig dem Wahlkampf zu widmen". Sein Nachfolger wird nach Angaben aus der Regierung der 41-jährige Übersee-Minister François Baroin.
Der 52-jährige Sarkozy war Mitte Januar zum Präsidentschaftskandidaten der UMP gewählt worden und führt seitdem fast ununterbrochen die Umfragen vor der Sozialistin Ségolène Royal an. Der 74 Jahre alte Chirac hatte aber bis zur vergangenen Woche damit gewartet, auf eine eigene Kandidatur für eine dritte Amtszeit zu verzichten. Ihn verbindet mit Sarkozy seit einem politischen Seitenwechsel seines einstigen Ziehsohns Mitte der 90er Jahre eine Intimfehde. Sarkozy hatte in der Anfangsphase seines Wahlkampfs seinerseits offen einen "Bruch" mit der Zeit unter dem seit 1995 regierenden Chirac propagiert.
Beobachter halten es deshalb nicht für ausgemacht, dass die nun erfolgte Unterstützung durch Chirac dem scheidenden Minister im Kampf um die Stimmen der Franzosen tatsächlich helfen wird. Der sozialistische Ex-Kulturminister Jack Lang erklärte, mit Chiracs Unterstützung sei Sarkozy nun klar "der Kandidat des scheidenden Präsidenten und der scheidenden Mehrheit". Damit könne er "sich nicht mehr von der negativen Bilanz der Regierung absetzen". Die UDF des liberalen Kandidaten François Bayrou erklärte, mit Chiracs Rückendeckung sei Sarkozys angeblicher "Kampagne des Bruchs klar widersprochen worden".
Sarkozy erklärte, er sei "sehr berührt" von der Entscheidung Chiracs. Die Unterstützung des Staatschefs sei für ihn "politisch und auch persönlich" wichtig. Er hatte das Amt als Innenminister erstmals 2002 übernommen. Im März 2004 wurde er dann Wirtschafts- und Finanzminister, musste das Amt aber schon acht Monate später auf Druck Chiracs wieder abgeben, als er UMP-Chef wurde. Nach dem gescheiterten Referendum über die EU-Verfassung holte ihn Chirac dann im Juni 2005 als Innenminister zurück ins Kabinett.
In dieser Funktion war Sarkozy dann für die Eindämmung der Vorstadt-Krawalle im Herbst 2005 zuständig, während denen erstmals seit dem Algerien-Krieg der Ausnahmezustand verhängt wurde. Kritiker werfen Sarkozy bis heute vor, die Unruhen selbst durch seine harte Linie im Kampf gegen die Kriminalität und Verbalattacken gegen die Vorstadt-Jugend ("Gesindel") geschürt zu haben.
Das Innenressort, das auch für die Ausrichtung der Präsidentschaftswahl zuständig ist, soll nun Baroin führen. Der 41-jährige ist seit Juni 2005 Minister für die Überseegebiete und gilt im konservativen Lager als Kompromisskandidat: Baroin ist zwar ein treuer Anhänger Chiracs, hat sich bei Angriffen gegen Sarkozy aber immer zurückgehalten. Für Chirac war er schon im Wahlkampf 1995 Sprecher gewesen, später Regierungssprecher der Regierung von Alain Juppé.
Mit Sarkozy wird auch Gesundheitsminister Xavier Bertrand am Montag die Regierung verlassen, der schon seit Januar Wahlkampfsprecher des UMP-Kandidaten ist. Nachfolger des 42-Jährigen wird nach Angaben aus Regierungskreisen der beigeordnete Minister für soziale Sicherheit, Philippe Bas. Die Präsidentschaftswahlen werden in zwei Durchgängen am 22. April und am 6. Mai abgehalten.
phw/AFP