Pressestimmen "Ewige Blutrachen"
So kommentierten ausländische Zeitungen die neue Eskalation der Gewalt im Nahen Osten:
"Iswestija" (Moskau): "Dieses Mal fällt die Antwort Israels härter als je zuvor aus. Geschieht dies nicht, würde der Zorn der Bevölkerung selbst die rechte und militarisierte Scharon-Regierung hinwegfegen. Beginnen die Kriegshandlungen, wird man die Existenz von Autonomiegebieten der Palästinenser auf lange Zeit vergessen können. Scharons Logik ist einfach: Wenn (Palästinenserpräsident) Arafat seine Verpflichtungen nicht erfüllen kann oder will, sieht sich Israel gezwungen, die Sicherheit im Land auf eigene Art und Weise wiederherzustellen."
"L'Humanite" (Paris): "Es ist die israelische Regierung, die den Schlüssel zur Lösung des Konflikts in ihrer Hand hält. Sie steht jedoch nicht so geschlossen da, wie es scheinen mag. Damit die Regierung Scharon ihre Politik ändert, müssen die öffentliche Meinung und die internationale Gemeinschaft Entschlossenheit und Fantasie zeigen. Sie müssen auch Mut aufbringen: Eine internationale Friedenstruppe unter Uno-Vorsitz muss zweifellos heute eingreifen, um die Durchsetzung der Bestimmungen des Mitchell-Berichts zu garantieren, damit man auf den Weg der Vereinbarungen von Oslo zurückkehren kann. Ab jetzt kann man nicht mehr damit rechnen, dass die Zeit Probleme regelt. Je länger man wartet, desto mehr Blut wird vergossen".
"Le Figaro" (Paris): "Ariel Scharon handelt so, als wolle er seinen strategischen Fehler der Invasion des Libanon 1982 wiederholen. Damals musste Jassir Arafat, der bereits 1970 aus Jordanien gejagt wurde, nach Tunesien ins Exil gehen. Doch die erste Intifada hat sehr bald gezeigt, dass dieser Umzug nur ein Zwischenspiel war. Die politischen Führer der Palästinenser denken heute wieder daran, in den Untergrund abzutauchen. Selbst wenn sie angesichts der militärischen Übermacht der Israelis nur darauf hoffen können, dass das Match unentschieden ausgeht. Kriege enden irgendwann. Es sind die Blutrachen, die ewig fortgesetzt werden."
"The Sun" (London): "Man kann sich schwer etwas Schrecklicheres vorstellen als einen Selbstmordbomber, der ein Restaurant voll mit Familien ins Visier nimmt. Es ist unvermeidlich, dass die Israelis zurückschlagen. Das arme Israel muss diese furchtbaren Anschläge beinahe wöchentlich erdulden. Es ist die einzige Demokratie in einem Teil der Welt, der sonst von Despoten beherrscht wird. Diejenigen, die Israel kritisieren, verstehen weder seine Geschichte noch seine Bedeutung für den Westen - besonders für die Vereinigten Staaten."
"Corriere della Sera" (Rom): "Die Kamikaze-Kämpfer des islamischen Dschihad werden geboren und angeworben in den Flüchtlingslagern der Territorien. Es sind junge, oft verzweifelte Menschen, Opfer oder Zeugen von Gewalt, erzogen in den Schulen des Hasses. Für sie gehören die Israelis ausgerottet, der jüdische Staat vom Gesicht der Erde ausgelöscht. Es gibt nichts Halbes, es existieren keine Kompromisse. Es gibt nur den totalen Kampf gegen die "Zionisten".