Pressestimmen "Radikaler Arafat-Nachfolger wäre für Israel besser"
Hamburg - Die russische Tageszeitung "Kommersant" schreibt:
"Die Frage, wer in Zukunft die Palästinenser führt, wird heute in Washington, Kairo, Amman und vielleicht auch in Moskau geklärt. Im Ausland ist die Versuchung groß, einen bequemen, gehorsamen und schwachen Politiker an die Spitze der Autonomiebehörde zu setzten.
Es wäre aber ein großer Fehler, die Macht an Mahmut Abbas und dessen Mannschaft zu übergeben. Die Legitimität der derzeitigen Palästinenser-Regierung wird von den eigenen Leuten angezweifelt.
Natürlich besteht die Gefahr, dass ein Radikaler die Wahlen gewinnt. Es gilt aber die Regel, dass ein Politiker an der Macht anders agiert als in der Opposition(...) Ein Radikaler dürfte Zugeständnisse an die Israelis im eigenen Lager leichter durchsetzen können."
Die konservative schwedische Tageszeitung "Svenska Dagbladet" meint zur politischen Bedeutung Arafats:
"Mit Jassir Arafat verschwindet die Person, die den Kampf der Palästinenser für einen eigenen Staat symbolisiert. Deshalb die Bilder der Trauernden aus Gaza und von der Westbank. Er wurde als Person in Frage gestellt, aber als Ikone gepflegt. (...) Arafat hätte als großer politischer Führer in die Geschichte eingehen können. Aber das wird nicht geschehen. Er hätte einen palästinensischen Staat Richtung Demokratie und zu gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu Israel führen können. Aber ihm fehlte der politische Mut oder der nötige Wille.
Als es wirklich darauf ankam, vermochte Arafat nicht über den Erhalt der eigenen Macht hinauszublicken. Der Weg nach vorn kann nur über demokratische Wahlen führen, die eine legitime politische Führung mit dem Mandat für das Wagnis ausstatten, vor dem Arafat zurückscheute: Frieden."
Der Kommentator des in Paris erscheinenden konservativen "Le Figaro" schreibt:
"Offiziell hat Frankreich nicht in die Vorbereitungen der Beerdigung des palästinensischen Präsidenten eingegriffen. Dennoch hat es diskret Botschaften übermittelt. Indem es Arafat nach Paris kommen ließ, hat Frankreich den Palästinensern die Demütigung erspart, ihn in seinem belagerten Hauptquartier Mukata sterben zu sehen. Das war auch ein Dienst an den Israelis, denn damit hat Frankreich ermöglicht, dass Arafats Agonie nicht von einer Entfesselung der Gewalt begleitet wurde. Die israelische Presse, die schnell bereit ist, Frankreichs Arabienpolitik zu kritisieren, hat sich diesmal der Kritik enthalten. Das ist ein Zeichen, dass nicht täuscht."