Krieg in Syrien Niederländischer Priester in Homs erschossen
Der holländische Jesuitenpriester Frans van der Lugt wurde offenbar in der syrischen Stadt Homs von einem nicht identifizierten Schützen ermordet. Dies berichten die oppositionsnahe Organisation "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" und der regimenahe TV-Sender al-Majadin.
"Ich kann bestätigen, dass er getötet wurde", sagte Jan Stuyt, Sekretär der Jesuitenordens. "Ein Mann kam in sein Haus, nahm ihn nach draußen und schoss ihm zweimal in den Kopf."
Der 75-Jährige hatte seit 1966 in Syrien gelebt. Im syrischen Homs hatte er in den achtziger Jahren ein Landwirtschaftsprojekt für geistig Behinderte gegründet. Trotz der Gewalt war Frans van der Lugt im Jesuitenkloster von Homs geblieben, weil er seine Gemeinde nicht im Stich lassen wollte.
Das Kloster liegt in einem Teil der Stadt, der vom syrischen Regime belagert wird. Zuletzt waren Assad-treue Milizen in Homs auf dem Vormarsch. Wer ihn erschossen hat, ist unklar. Frans van der Lugt wollte als politisch neutral wahrgenommen werden und kritisierte beide Seiten gleichermaßen. Zu Beginn des Jahres wandte er sich jedoch mit Videobotschaften an die Welt, die den Zorn des Regimes hervorriefen.
"Hunger ist für uns das größte Problem. Die Menschen haben nichts zu essen", sagte Frans van der Lugt in einer YouTube-Botschaft im Februar. "Es gibt nichts Schmerzhafteres, als Mütter zu sehen, die für ihre Kinder Essbares auf der Straße sammeln. Wir werden es nicht hinnehmen, dass wir vor Hunger sterben müssen. Wir lieben das Leben und wollen am Leben bleiben."
Van der Lugt geißelte die grausame Belagerung von Homs
Das syrische Regime belagert seit über einem Jahr Teile von Homs und auch andere Orte in Syrien. So will es die Rebellen aushungern. Unter dieser kollektiven Bestrafung leiden allerdings auch die Zivilisten.
Nur ein einziges Mal, zu Beginn dieses Jahres, ließ Damaskus Uno-Hilfslieferung in manche belagerten Orte wie die Altstadt von Homs oder Jarmuk in Damaskus passieren. Zivilisten durften, wenn sie noch konnten, Alt-Homs verlassen. Jungs und Männer wurden jedoch als mutmaßliche Terroristen erst einmal von den Sicherheitskräften festgenommen. Viele von ihnen sind noch immer in Haft. Manche Familien scheuten sich daher, Homs zu verlassen und auf das Wohlwollen der Assad-treuen Milizen zu vertrauen.
Die Jesuiten zählten in Homs zu einigen der wenigen ausländischen Organisationen, die vor Ort blieben und versuchten, humanitäre Hilfe zu organisieren. Auch während des Bürgerkrieges im Libanon waren viele ausländische Jesuiten vor Ort geblieben, um zu helfen. In Homs war zuletzt allerdings nur Frans van der Lugt. Seine Angehörigen und Freunde fürchteten um sein Leben, wie sie in einem kürzlich ausgestrahlten niederländischen Dokumentarfilm erzählten.
Ein weiterer bekannter Jesuit, der jahrzehntelang in Syrien lebte, der 59-jährige Italiener Paolo dall'Oglio, wird seit über acht Monaten vermisst. Er hatte versucht, mit den Radikalislamisten von der Miliz "Islamischer Staat in Irak und Syrien" zu verhandeln und wurde dann von ihnen festgenommen.