Latifa bint Mohammed al-Maktoum, Scheicha
»Ich bin eine Geisel. Diese Villa ist in ein Gefängnis verwandelt worden. Alle Fenster sind verriegelt, ich kann kein Fenster öffnen. «
Es ist der heimlich aufgenommene Hilferuf von Prinzessin Latifa, Tochter von Mohammed bin Raschid al-Maktoum, seines Zeichens Emir von Dubai.
Latifa bint Mohammed al-Maktoum, Scheicha
»Ich bin allein, in Einzelhaft, ohne Zugang zu medizinischer Hilfe. Es gab keinen Prozess, keine Anklage, nichts.«
Das Video, vermutlich aufgenommen in Dubai, wurde dem britischen Sender BBC zugespielt. Die Regierung in London sieht sich deshalb veranlasst, zu reagieren.
Dominic Raab, Außenminister Großbritannien
»Ich habe einiges von dem Videomaterial gesehen. Es ist zutiefst beunruhigend, wir sehen eine junge Frau in großer Verzweiflung. Wie Sie wissen, gab es in dem Fall bereits familienrechtliche Prozesse hier in Großbritannien. Wir sprechen Probleme der Menschenrechtsfragen mit unseren Partnern im Nahen Osten und auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten an. Und das werden wir auch weiterhin tun.«
Latifas Stiefmutter Haya war 2019 die Flucht nach London gelungen, wo sie die Scheidung vom Emir von Dubai einreichte. Ein Londoner Gericht stellte Entführungsversuche und Einschüchterung fest, sprach in einem Fall sogar von Folter.
Latifa ist eines von mindestens 30 Kindern des Emirs, der sie offenbar gegen ihren Willen in Dubai festhält. Die britische Regierung hat nun Beweise verlangt, dass sie am Leben ist und es ihr gut geht. Ein Anliegen, dass die Organisation »Free Latifa« seit Jahren in die Öffentlichkeit trägt.
Auf ihrer Website zeigen die Unterstützer ein weiteres Video, aufgenommen vor ihrer letzten Flucht aus dem Emirat.
Latifa bint Mohammed al-Maktoum, Scheicha, März 2018
»Ich zeichne das jetzt auf, weil es das letzte Video sein könnte, das ich aufnehmen werde. Bald werde ich irgendwie von hier weggehen. Ich weiß noch nicht wie es ausgehen wird, aber ich bin zu 99 % sicher, dass es klappt. Und wenn es nicht klappt, dann kann mir dieses Video helfen. Denn mein Vater kümmert sich nur um seinen Ruf. Er würde Menschen umbringen, um seinen Ruf zu schützen.«
Der Fluchtversuch 2018 ist filmreif: organisiert wird er von ihrer finnischen Personal Trainerin Tiina Jauhiainen.
Tiina Jauhiainen
Freundin, Leiterin der Kampagne #FreeLatifa
»Sie fragte mich im Sommer 2017, ob ich ihr helfen könnte, aus Dubai zu fliehen.«
Die Fahrt führte über die Grenze nach Oman und weiter auf ein Boot, das sie ins indische Goa bringen sollte. Doch die Häscher ihres Vaters stellten das Boot in internationalen Gewässern.
Tiina Jauhiainen
Freundin, Leiterin der Kampagne #FreeLatifa
»Das letzte Mal als ich sie sah, wurde sie tretend und schreiend vom Boot gezerrt.«
Im Video, das sie vor ihrer Flucht und Festnahme aufnahm, erzählt Latifa, wie sie bereits nach ihrem ersten Fluchtversuch mit 17 Jahren für drei Jahre von ihrem Vater eingesperrt wurde. Damals zeigte sie sich trotzdem furchtlos – und hoffte auf Gerechtigkeit.
Latifa bint Mohammed al-Maktoum, Scheicha, März 2018
»Egal, was er mir antut, all die Folter, ich habe keine Angst vor ihm. Er macht mir keine Angst, er ist ein erbärmlicher Mensch. Und er wird die Konsequenzen tragen müssen für alles, was er getan hat, nicht nur mir gegenüber, sondern gegenüber allen anderen auch.«
Latifa ist nicht das einzige Opfer des Emirs. Ihre ältere Stiefschwester Shamsa wurde bereits 2001 gegen ihren Willen zurück ins Emirat gebracht – seitdem wurde sie nicht öffentlich gesehen.
Dank des Handys, das Latifas Unterstützer 2019 in die Villa schmuggeln konnten, gibt es von ihr zumindest ein Lebenszeichen. Doch der Kontakt ist seit 2020 abgerissen. Nach der Veröffentlichung der BBC interessieren sich nun nicht mehr nur die Gruppe ihrer Freunde und Unterstützer für Latifas Schicksal.
Hi, my name is Tiina. Thank you for your interest in our campaign to free my friend Latifa al-Makhtoum.
Jetzt wollen Vertreter der Vereinten Nationen sich um den Fall Latifa kümmern. Die Arbeitsgruppe für erzwungenes Verschwinden sehe sich die Sachlage derzeit an – das teilte die UN in New York mit.