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Propagandavideo Al-Qaida zeigt Terrorcamps für Kinder

In einer Art Pfadfinderlager bildet al-Qaida Kinder als Dschihadisten für den Krieg gegen Syriens Regime aus. Ein Propagandavideo, das im Internet aufgetaucht ist, soll dies belegen. Die Jungen trainieren Nahkampf, Handgranaten-Weitwurf und singen Hasslieder.

Es ist ein schockierendes Beispiel für die Indoktrination von Kindern: Ein im Internet hochgeladener Videoclip zeigt, wie kleine Jungen zu Terroristen erzogen werden. Unter dem Titel "Das Jugendlager des Kalifats" hat der Autor gut sieben Minuten Material zusammengeschnitten, auf denen zu sehen ist, wie etwa zwanzig Kinder - einige von ihnen können nicht älter als neun oder zehn Jahre sein - für ihren Einsatz als Kämpfer gegen das Regime Baschar al-Assads in Syrien trainieren.

Die Jungen absolvieren unter anderem Schießübungen mit Kalaschnikow-Sturmgewehren, ein Bild des syrischen Präsidenten dient ihnen als Zielscheibe. Ein Gutteil ihrer Ausbildung muss der politisch-religiösen Gehirnwäsche vorbehalten sein: Immer wieder sind die Knirpse zu sehen, wie sie auswendig gelernte Hasstiraden gegen Andersgläubige und den Westen intonieren.

Damit kein Zweifel aufkommt, wes Geistes Kind sie sind, grüßen sie an einer Stelle des Clips Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri als ihren "Emir". Als ihren direkten Vorgesetzen scheinen die Jungen Abu Bakr al-Bagdadi anzusehen, den Führer der auch in Syrien agierenden Terrorgruppe al-Qaida im Irak. Auch er wird gegrüßt.

Das Video wurde Mittwoch auf der Internetseite LiveLeaks hochgeladen. Ob es authentisch ist, lässt sich nicht überprüfen. Auch ist unklar, wer es gepostet hat. Der proisraelische Übersetzungsdienst Memri hatte das Video am Donnerstag mit einer Übersetzung versehen.

Eindeutig auch auf ein internationales Publikum ausgelegt

Der Dreh des Films muss sich über mehrere Tage hingezogen haben, darauf lassen die im Verlauf des Clips unterschiedlichen Wetterbedingungen und Lichtverhältnisse schließen. Der Clip ist eindeutig auch für ein internationales Publikum ausgelegt: In einer Szene tragen die Jungen Banner durchs Bild, in denen auf Englisch der "Islamische Staat von Irak und Syrien" beschworen wird. Das Video kann nicht älter als fünf Monate sein: In einer Szene beziehen sich die Kinder in einem Slogan auf die Einnahme einer bestimmten Militärbasis nahe dem syrischen Aleppo. Sie wurde im Dezember 2012 von Rebellen erobert.

Laut dem Vorspann wurde das im Film gezeigte Training in Abu Kamal abgehalten. Abu Kamal ist ein kleiner Ort direkt an der syrisch-irakischen Grenze, was zum Verweis auf al-Qaida im Irak passen würde. Die paramilitärische Ausbildung wird im Film auf einer Art Farm absolviert, die Gruppe per Bus dort hingebracht.

Im Bus geben die Möchtegernterroristen das Gedankengut von al-Qaida wieder. Mit einem Erwachsenen als Einpeitscher skandieren sie: "Hier kommt der Staat des Islam. Er wird mit Baschar und Buschra aufräumen." Gemeint sind damit Präsident Assad und seine Schwester. Die Kinder beschimpfen die beiden auch als "Gesocks" und "Ungläubige". "Wir wollen das Regime heute stürzen, nicht morgen", beteuern sie.

Die etwa 20 Terrorrekruten tragen im gesamten Video Sturmhauben. Wenn sie nicht durch den Wüstensand robben, Nahkampf trainieren oder lernen, eine Waffe auseinanderzunehmen, singen sie. "Wir haben Amerika mit einem Passagierflugzeug zerstört, das World Trade Center lag in Ruinen. Wenn sie mich einen Terroristen nennen, so wird mir das eine Ehre sein. Unser Terror ist gesegnet, eine göttliche Berufung", trällern die Kinder.

Am Schluss des Films steht eine Episode im Stil der Bekennervideos von Selbstmordattentätern. Ein Junge liest das Pamphlet vor, während andere neben ihm knien und mit Sturmgewehren bewaffnet eine Art Ehrengarde abgeben. "Wir werden auf dem Pfad des Dschihad voranschreiten, bis wir den Sieg oder das Märtyrertum errungen haben", verspricht der Wortführer. "Allah, nimm von unserem Blut so viel du willst", wiederholen die anderen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
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