Protest von Muslimbrüdern
Studenten sollen Uni-Gebäude in Kairo angezündet haben
In Kairo liefern sich Muslimbrüder weiter Straßenkämpfe mit der Polizei. Nun brach auf dem Gelände der Azhar-Universität Feuer aus. Laut Sicherheitskräften wurde es von Demonstranten gelegt. Ein Student kam ums Leben.
Kairo - Auf dem Gelände der Azhar-Universität in Kairo ist es zu Zusammenstößen zwischen islamischen Studenten und der Polizei gekommen. Dabei brach in einem Gebäude ein Feuer aus. Laut Sicherheitskräften legten protestierende Studenten den Brand. Zwei Etagen des Gebäudes wurden verwüstet, bevor die Feuerwehr die Flammen unter Kontrolle brachte.
Bei den Auseinandersetzungen kam offenbar auch einer der Demonstranten ums Leben. Das teilte eine Sprecherin der Studenten mit. Laut Gesundheitsministerium wurde der 19-Jährige erschossen, als die Polizei gegen die Regierungsgegner vorging.
Laut der staatlichen Zeitung "al-Ahram" hatten Anhänger der Muslimbrüder anderen Studenten den Zutritt zur Universität verwehrt. Die Polizisten setzten demnach Tränengas ein, die Demonstranten hätten Steine geworfen und Reifen angezündet. Rund hundert Studenten wurden festgenommen. Die Azhar-Universität, ein Zentrum sunnitisch-islamischer Studien, war in den vergangenen Wochen ein Brennpunkt der Muslimbrüder-Proteste gegen die Absetzung des Präsidenten Mohammed Mursi.
Nach einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeistation hatte die Regierung die Muslimbrüder am Mittwoch als Terrororganisation eingestuft und anschließend den Kurs verschärft. Innerhalb von zwei Tagen wurden mindestens 200 Anhänger der Organisation festgenommen. Bei den folgenden Unruhen kamen mindestens drei Menschen ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt. Die Regierung machte die Muslimbrüder für die Gewalt verantwortlich.
Auch an der Sagasig-Universität im Norden Kairos kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas gegen Demonstranten einsetzte. Zudem wurde nach Angaben der Polizei in Kairo eine Bombe in einem Bus entschärft.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich besorgt über die jüngste Entwicklung. "Ich befürchte nur, dass die Einstufung der gesamten Muslimbruderschaft als Terrororganisation und die Kriminalisierung aller ihrer Mitglieder Ägypten dem inneren Frieden nicht näherbringen wird", sagte Steinmeier SPIEGEL ONLINE. "Ägypten wird nur zur Ruhe kommen, wenn es gelingt, alle gesellschaftlichen Gruppen an einem politischen Prozess teilhaben zu lassen, der zu neuer verfassungsmäßiger und demokratischer Legitimität führt."