Proteste gegen Irak-Krieg "Genug Heuchelei, genug Lügen"
New York -"Genug Heuchelei, genug Lügen, unsere Soldaten müssen jetzt nach Hause kommen", sagte Wael Musfar von der Arabisch-Muslimisch-Amerikanischen Vereinigung auf einer Kundgebung auf dem New Yorker Times Square. "Stoppt die amerikanische Kriegsmaschine", riefen einige Teilnehmer.
In Boston gingen mehrere hundert Menschen auf die Straße, in New Hampshire versammelten sich rund 300 Friedensaktivisten zu einem Protestmarsch. Er fühle sich betrogen, weil "ich mein Leben für eine Lüge riskiert habe", erklärte der 26 Jahre alte ehemalige Marineinfanterist Joseph Turcott, der bei Kriegsbeginn im Irak stationiert war. Die Kriegsgegner erhielten immer mehr Zulauf, sagte eine der Demonstrantinnen in Boston, Susan McLucas: "Der Krieg wird immer unpopulärer."
100.000 rote Punkte für die Toten
Auch in Europa versammelten sich zahlreiche Gegner des Irak-Kriegs. In London zogen nach Polizeiangaben mindestens 15.000 Demonstranten vom Parlament in Richtung Trafalgar Square. Die Organisatoren des Protests sprachen sogar von bis zu 100.000 Teilnehmern. Die Demonstranten hielten zu Beginn des Protestzugs vor dem Parlament kurz inne: Dort lagen 1000 Papierblätter mit je einhundert roten Punkten am Boden.
Die Punkte symbolisierten die vom britischen Medizinfachblatt "The Lancet" jüngst geschätzten rund 100.000 Toten des Irak-Kriegs. Großbritannien ist der wichtigste Verbündete der USA im Irak und hat dort rund 8000 Soldaten stationiert. Etwa 800 sollen in den kommenden Wochen abgezogen werden. Zu dem Marsch hatten mehrere pazifistische Organisationen aufgerufen, darunter Stop the War.
In Rom gingen zehntausende Menschen auf die Straße. Demonstranten hielten Pappschilder, auf denen "Nein zum Ölkrieg", "Stoppt den Krieg" und "Nicht in unserem Namen" stand. Auch ein Papppferd mit Reiter, der den Regierungschef Silvio Berlusconi darstellte, war in dem mehrere Kilometer langen Demonstrationszug zu sehen. Zu dem bunten Protest drei Wochen vor der Parlamentswahl in Italien hatten die führenden Linksparteien aufgerufen. Die Regierung Berlusconi hat gegen den Willen der Mehreit im Land rund 3000 Soldaten in den Irak entsandt.
In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen zählten Polizei und Organisatoren etwa 3000 Demonstranten. In Athen waren es rund 2000 Teilnehmer, die sich auf dem zentralen Syntagma-Platz im Stadtzentrum versammelten. Einige hielten Transparente, auf denen US-Präsident George W. Bush als "Weltweiter Terrorist Nummer eins" gebrandmarkt wurde.
Bush: "Wir werden diese Mission zu Ende bringen"
Der US-Präsident verteidigte in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache die Entscheidung zum Irak-Krieg. "Wir werden diese Mission zu Ende bringen", sagte Bush in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. "Indem wir die Terroristen besiegen, machen wir unser eigenes Land sicherer." Die Entscheidung der USA und ihrer Bündnispartner zur Entmachtung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein sei schwierig, aber "die richtige Entscheidung" gewesen, betonte Bush. Die Welt sei hierdurch sicherer geworden. Bush ging in seiner Ansprache nicht auf die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen ein, mit deren Existenz er 2003 den Krieg gerechtfertigt hatte.
"Operation Schwärmer": "kein politisches Marketing"
Unterdessen setzte das US-Militär seine Razzia gegen Aufständische im Norden des Iraks fort. Im Rahmen der vor drei Tagen begonnenen "Operation Schwärmer" seien nun 83 Verdächtige festgenommen worden, teilte die Armee mit. Zudem hätten die Soldaten 15 Waffenverstecke ausgehoben. Ein Sprecher wies die Kritik zurück, der Einsatz sei kurz vor dem Jahrestag der US-geführten Invasion auch aus Gründen des politischen Marketings befohlen worden. "Diese Operation sollte militärische Ziele erreichen. Sie war keine PR-Aktion", sagte Oberstleutnant Edward Loomis.
dpa/ap/Reuters