Proteste gegen Irans Regime Blutige Zusammenstöße in Teheran

Erneut kommt es in Irans Hauptstadt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Nach Angaben der Opposition sollen mehrere Menschen erschossen worden sein.
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Iran im Dezember 2009: Brutale Gewalt gegen Demonstranten

Foto: AMIR SADEGHI/ AFP

Teheran - Nachdem sich bereits am Samstag Tausende Demonstranten erbitterte Gefechte mit der Polizei geliefert hatten, kam es am Sonntag erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Oppositionellen und der Polizei. Augenzeugenberichten zufolge soll mindestens ein Anhänger der Oppositionsbewegung ums Leben gekommen sein, meldet die Nachrichtenagentur AP. Auf der Internetseite Jaras heißt es, drei Demonstranten seien getötet worden. Auch die der Opposition nahestehende Web-Seite Rah-e-Sabz berichtet von drei Toten. Eines der Opfer, ein älterer Mann, sei mit einer Schusswunde in der Stirn zusammengebrochen. Eine unabhängige Bestätigung gibt es derzeit nicht, weil die iranischen Behörden ausländischen Journalisten die Berichterstattung über Kundgebungen untersagt haben.

Über dem Demonstrationsgebiet steigen den Berichten zufolge schwarze Rauchwolken auf, Sirenen von Rettungswagen sind zu hören. Auch Polizeihubschrauber sind im Einsatz, Schüsse seien zu hören. Die Auseinandersetzungen hatten sich Augenzeugenberichten zufolge zugespitzt, nachdem Regimekritiker begonnen hatten, regierungsfeindliche Parolen zu skandieren.

Irans Führung hatte den Berichten zufolge am Vormittag begonnen, Einheiten der Sicherheitskräfte an neuralgischen Punkten der Hauptstadt zusammenzuziehen. Protestkundgebungen sollten so unterbunden werden. In Teheran findet zur Zeit auch das schiitische Aschura-Fest statt, für das viele tausend Menschen auf die Straßen gehen.

Wie die Nachrichtenagentur AFP von mehreren Augenzeugen erfuhr, versammelten sich dem Polizeiaufgebot zum Trotz mehrere tausend Gegner der Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad auf dem Enghelab-Platz in Teherans Innenstadt. Eine ähnlich große Menschenmenge soll Augenzeugenberichten zufolge zum Imam-Hossein-Platz geströmt sein.

An ihren Versammlungsorten angekommen, riefen die Demonstranten aus Protest gegen die umstrittene Wiederwahl Ahmadinedschads die Parole "Tod dem Diktator" und zündeten Mülleimer an. Auch das Motorrad eines Polizisten soll dabei in Flammen aufgegangen sein.

Zu den Versammlungen am Samstag hatte die Opposition per SMS ausgerufen. Dabei sollte ursprünglich des verstorbenen Großajatollah Hossein Ali Montaseri gedacht werden. Montaseri, der am vergangenen Wochenende im Alter von 87 Jahren gestorben war, galt als Mentor der Reformbewegung und war einer der schärfsten Kritiker Ahmadinedschads.

mak/AFP/dpa/APD
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