Protokoll eines Protesttages So demonstrierten Millionen gegen Mubarak

Protokoll eines Protesttages: So demonstrierten Millionen gegen Mubarak
Foto: AP+++ Obama wendet sich an Demonstranten +++
[01.07] Obama sprach nur wenige Minuten, aber seine Worte dürften die Demonstranten in Ägypten bestärken. Der US-Präsident richtete sich explizit an die ägyptische Bevölkerung, insbesondere an die jungen Ägypter: "Wir hören eure Stimmen." Die enormen Demonstrationen hätten ein neues Kapitel in der Geschichte Ägyptens eröffnet.
+++ US-Präsident: Veränderung bedeutsam, friedlich und sofort +++
[00.55] Die USA haben bisher immer betont, dass sie einen "geordneten Übergang" von der Ära Mubarak zur Nachfolgeregierung wollen. Diese Formulierung ließ viel Interpretationsspielraum. Obamas Rede bringt nur ein wenig mehr Klarheit. Obama sagte, die USA stünden für drei zentrale Prinzipien:
- Keine Gewalt: Er lobte die ägyptische Armee, weil sie gegenüber den Demonstranten friedlich geblieben sei. Er mahnte das Militär dazu, seine Bemühungen fortzusetzen, diese Zeit der Veränderung friedlich zu halten.
- Universell gültige Werte: Dazu gehörten die Versammlungsfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Informationsfreiheit.
- Die Notwendigkeit der Veränderung: Er habe nach Mubaraks TV-Ansprache mit dem ägyptischen Präsidenten gesprochen. Dieser sei sich bewusst, dass die jetzige Situation nicht haltbar sei. Obama sagte, er habe deutlich gemacht, dass ein geregelter Übergang bedeutsam und friedlich sein und sofort beginnen müsse. Ziel müssten freie und faire Wahlen sein.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP ging Obama nicht auf die Frage eines Journalisten ein, ob Mubarak sofort zurücktreten solle anstatt die Wahlen im September abzuwarten.
+++ Obamas Rede lässt sich auf sich warten +++
[00.28] Obamas Wort hat für Ägypten Gewicht - politisch und finanziell. Die USA geben Ägypten jährlich 1,5 Milliarden Dollar. Obamas Rede verzögert sich - die "New York Times" berichtet allerdings, dass es nur noch wenige Minuten dauern wird, bis der US-Präsident vor die Öffentlichkeit tritt.
+++ Obama äußert sich in Kürze +++
[00.17] Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien wird sich US-Präsident Barack Obama in wenigen Minuten zu Mubaraks Rede äußern. Laut "New York Times" hat Obama die TV-Ansprache mit seinen außenpolitischen Beratern im Weißen Haus verfolgt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Obama und Mubarak sich telefonisch Dienstagabend eine halbe Stunde lang unterhalten haben. Worüber sie genau gesprochen haben, ist unbekannt. Vielleicht gibt Obamas Rede darüber Aufschluss.
+++ Mubaraks Anhänger machen sich in Kairo bemerkbar +++
[00.02] Auf dem Tahrir-Platz in Kairo bereiten sich viele Demonstranten darauf vor, dort die Nacht zuzubringen. Ein Reporter von al-Dschasira berichtet, dass Personen auf Motorrädern und Fußgänger die Szene betreten und schreien: "Wir lieben Husni!" Laut al-Dschasira sind die Soldaten auf und um den Platz in Alarmzustand - sie wollen offenbar verhindern, dass es auch in Kairo zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern Mubaraks gibt. Auch ein Korrespondent des Nachrichtensenders al-Arabija berichtet laut BBC, dass Mubarak-Anhänger auf dem Weg zum Tahrir-Platz sind. Zudem meldet der britische Sender, dass in der Stadt Port Said Männer in Zivil mit Waffen Demonstranten angriffen, nachdem sich die Armee von den Straßen zurückgezogen hatte.
+++ ElBaradei nennt Mubaraks Rede Trick zur Machterhaltung +++
[23.45] Der führende Oppositionelle und Friedensnobelpreisträger glaubt nicht, dass Präsident Mubarak den Forderungen der Demonstranten weit genug entgegengekommen ist. Mubaraks Schritte seien "ein Trick", um an der Macht zu bleiben, sagte ElBaradei CNN. Die Äußerungen des ägyptischen Präsidenten seien "offensichtlich ein Akt der Täuschung" durch eine "Person, die nicht loslassen will, einen Diktator, der nicht die klare Stimme des Volkes hören will". Laut dem TV-Sender deuten ElBaradeis Aussagen darauf hin, dass er überlegt, im September bei den Präsidentschaftswahlen anzutreten. Allerdings sei dies nicht sein Fokus. Laut CNN würde ElBaradei einen sofortigen Rücktritt Mubaraks und die Übergabe der Macht an eine provisorische Regierung bis zur Wahl bevorzugen.
+++ Warnschüsse bei Ausschreitungen in Alexandria +++
[23.24] In Alexandria gibt es auf dem Mahatit Masr-Platz gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Mubarak-Gegnern und Anhängern des Präsidenten. Die Gruppen gehen mit Fäusten aufeinander los und Werfen mit Steinen. Auf TV-Bildern von al-Dschasira ist ein gepanzertes Armee-Fahrzeug ist zu sehen, das versucht, die Kämpfenden zu trennen. Eine al-Dschasira-Reporterin vor Ort berichtet, dass mehrmals Schüsse gefallen seien - offenbar Warnschüsse in die Luft, um die Kämpfe aufzulösen. Auf dem Platz herrsche "Panik".
+++ Proteste in Alexandria +++
[23.12] In Alexandria sind die Reaktionen auf Mubaraks Rede offenbar genauso wie in Kairo. Eine Mitarbeiterin von al-Dschasira berichtet, Mubaraks Worte seien mit Schmähungen bedacht worden.
+++ US-Offizielle schreiben Mubarak ab +++
[22.50] Hat sich Husni Mubarak mit seiner Rede Luft verschafft? Wohl eher nicht. Nach Angaben der BBC sind hochrangige US-Offizielle skeptisch. Mubaraks Aussagen und Zugeständnisse seien "zu wenig, zu spät". Dieses Urteil scheint nicht zu hart, wenn man die Reaktionen der Demonstranten sieht. "Er hat uns 30 Jahre lang gedemütigt, jetzt wollen wir ihn demütigen", sagt ein Demonstrant auf dem Tahrir-Platz dem "Telegraph".
+++ Oppositionelle lehnen Mubaraks Vorschläge ab +++
[22.38] Der ägyptische Oppositionelle George Ishak sagt der BBC: "Wir sind sehr enttäuscht und wütend." Man habe klare Forderungen und und Mubarak habe sie alle abgelehnt. Der Präsident müsse jetzt gehen. "Ich fürchte mich, was nun geschehen wird." Auch die oppositionelle ägyptische Jugendbewegung 6. April lehnt einen politischen Kompromiss mit Mubarak ab. Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition scheinen erst möglich, wenn Mubarak nicht mehr im Amt ist.
+++ Mubarak: Präsidenten-Amtszeit soll begrenzt werden +++
[22.22] Mubarak will offenbar die Verfassung so ändern, dass die Amtszeit des Präsidenten begrenzt wird und die strikten Regeln für die Zulassung von Kandidaten gelockert werden.
+++ Demonstranten reagieren enttäuscht +++
[22.20] Die Menschen auf Kairos Tahrir-Platz reagieren enttäuscht und wütend auf Mubaraks Rede. Tausende halten einen Schuh empor, ein Zeichen ihrer Verachtung für den Staatschef, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Erneut skandieren sie Parolen: "Hau ab, Hau ab!". Oder: "Das ist nicht genug, das ist nicht genug!" Besonderen Ärger löste Mubaraks Satz aus, dass er in Ägypten sterben werde - und damit dem Wunsch seiner Gegner nach einem schnellen Gang ins Exil nicht entsprach. Das wurde als arrogantes Verhalten ausgelegt.
Mubarak tritt nicht mehr zur Wahl an
+++ Mubarak gibt sich unbeirrt +++
[22.15] Von Nachgeben keine Spur: Mubarak sagt, er werde nicht ins Exil gehen, sondern in Ägypten sterben. Das Land sei in einer schwierigen Situation. "Meine erste Priorität ist es, Frieden und Stabilität in unserem Land wiederherzustellen, die friedliche Tradition der Führung fortzusetzen und sicherzustellen, dass Verantwortung an diejenigen geht, die die Ägypter in der nächsten Wahl wählen. Er werde die Polizei anweisen, die Bürger zu schützen und ihnen würdig zu dienen.
+++ Mubarak: Proteste "politisch manipuliert" +++
[22.13] Mubarak sagt in seiner zehnminütigen Ansprache, Bürger hätten von ihrem Recht Gebrauch gemacht, ihre Meinung auszudrücken. Doch dieser Gebrauch des Rechtes auf Meinungsfreiheit werde von Personen manipuliert und kontrolliert, die Chaos sähen und die die Stabilität und Sicherheit des Landes angreifen wollten. Die Bürger müssten zwischen Chaos und Stabilität wählen.
+++ Mubarak tritt nicht mehr zur Wahl an +++
[22.06] Ägyptens Präsident Mubarak lehnt einen schnellen Rücktritt weiter ab. Bei den Wahlen im September wolle er jedoch nicht mehr antreten, sagte Mubarak am Dienstagabend in einer Rede. Er bietet seinen Gegner zudem eine Verfassungsänderung an.
+++ Mubarak hält Rede an das Volk +++
[22.00] Präsident Husni Mubarak äußert sich zum zweiten Mal seit Beginn der Proteste im Fernsehen geäußert. Wie schon bei seinem ersten Auftritt dürften seine Worte die Demonstranten nicht zufriedenstellen. Ein "Guardian"-Reporter berichtet, dass die überwältigende Mehrheit der Personen auf dem Tahrir-Platz der Meinung sei, dass Mubaraks Ankündigung, im September nicht erneut als Präsident zu kandidieren, "absolut nicht genug sei".
+++ Staatliches Fernsehen "ein Parallel-Universum" +++
[21.55] Millionen Ägypter demonstrieren gegen Präsident Husni Mubarak - doch im staatlichen Fernsehen ist davon nichts zu sehen. Der Nachrichtensender al-Dschasira berichtet, das Staats-TV sei ein "Parallel-Universum". Kaum eine Erwähnung der Massenproteste, dafür Berichte über Mubarak-Anhänger. Es werde interessant sein zu beobachten, wie sehr die staatlichen Medien die Wahrheit dehnen werden. Die offiziellen Fernsehsender seien als Informationsquelle nicht zu gebrauchen - die Ägypter informieren sich laut al-Dschasira durch mündlich weitergegebene Informationen und Telefongespräche.
+++ US-Diplomat: Mubarak soll sofort zurücktreten +++
[21.39] Ein BBC-Reporter hat nach eigenen Angaben mit einem ranghohen US-Diplomaten gesprochen. Dieser habe das Treffen zwischen Mubarak und dem US-Sondergesandten Frank Wisner bestätigt - ebenso wie das Drängen Wisners, Mubarak solle sich nicht zur Wiederwahl stellen oder seinen Sohn Gamal als Nachfolger auswählen. Der Diplomat sagte der BBC zufolge außerdem, dass selbst ein Verzicht auf eine weitere Amtszeit Mubarak nicht retten könne. Er müsse sofort zurücktreten - und die USA hofften, dass Mubarak das selbst begreife. Diese Einschätzung teilt auch ein Reporter des "Guardian". Er hat sich mit Demonstranten auf dem Tahrir-Platz unterhalten. Deren eindeutiges Urteil: Ein Rücktritt Mubaraks erst bei den nächsten Wahlen im September sei "absolut nicht genug".
+++ "Freiheit, Freiheit!" +++
[21.06] Laute Sprechchöre sind auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu hören. Die Demonstranten klatschen, sie rufen "Freiheit, Freiheit". Andere hoffen auf Mubaraks sofortigen Rücktritt: "Es soll heute Nacht passieren."
+++ Gespanntes Warten auf Mubaraks Erklärung +++
[20.59] Etwa 20.000 Menschen harren auf dem Tahrir-Platz in Kairo aus, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Die Menge wartet vor einem riesigen Fernsehbildschirm gespannt auf die Ansprache von Präsident Mubarak. Dort läuft das ägyptische Staatsfernsehen und die Ankündigung: "Wichtige Rede in wenigen Minuten." Bereits vor einer Stunde wurde über Megafon bekannt gegeben, dass Mubarak vermutlich auf eine weitere Amtszeit verzichten werde. Die Demonstranten skandierten daraufhin: "Das reicht uns nicht, er soll das Land verlassen."
+++ "Wichtige Mubarak-Rede in Kürze" +++
[20.44] Das staatliche ägyptische Fernsehen berichtet nun, dass Mubarak sich bald erklären wird. Es werde in Kürze ein wichtiges Statement geben.
Obama verlangt von Mubarak Zugeständnisse
+++ Obama drängt Mubarak zu Zugeständnissen +++
[20.38] Die USA entziehen dem ägyptischen Präsidenten offenbar immer stärker ihre Unterstützung. Amerikanische Diplomaten in Washington und Kairo erklärten gegenüber der "New York Times" , US-Präsident Barack Obama habe Mubarak zu einem Verzicht auf eine weitere Amtszeit gedrängt. Am Abend hat der frühere US-Botschafter in Ägypten und jetzige Sondergesandte, Frank Wisner, Mubarak in Kairo getroffen.
+++ Google-Manager in Ägypten vermisst +++
[20.28] Das Internetunternehmen Google hat laut Reuters eine Vermisstenmeldung herausgegeben: Der Manager Wael Ghonim sei seit Donnerstag nicht mehr gesehen worden. An dem Tag wurde die Zentrale von Google in Kairo verwüstet. Berichten zufolge hatte Ghonim die Proteste unterstützt.
+++ Mubarak-Zugeständnisse besänftigen Demonstranten wohl nicht +++
[20.03] Würde Mubaraks Verzicht auf eine weitere Amtszeit die aufgebrachten Menschenmassen beruhigen? Reporter auf dem Tahrir-Platz in Kairo sind skeptisch. Das würde bedeuten, dass Mubarak noch bis zur Präsidentenwahl im September im Amt bleiben würde. Die Demonstranten in ganz Ägypten aber fordern seit Tagen seinen sofortigen Rücktritt. Mit Sprechchören wie "Hau ab, hau ab, Revolution überall" oder "Wach auf, heute ist Dein letzter Tag" machen sie ihrem Ärger über Korruption, Misswirtschaft und Unterdrückung Luft.
+++ ElBaradei trifft US-Botschafterin +++
[19.46] Die US-Botschafterin in Kairo, Margaret Scobey, hat Kontakt zu Oppositionsführer Mohamed El Baradei aufgenommen. In einem Gespräch mit ihm habe sie Unterstützung für einen geordneten Übergang zur Demokratie bekundet, bestätigt US-Außenamtssprecher Philip Crowley.
+++ Ägyptens Vizepräsident kontaktiert Opposition +++
[19.39] Der neue ägyptische Vizepräsident, Omar Suleiman, hat laut al-Dschasira Kontakt zu Oppositionellen aufgenommen. Weitere Details gibt es noch nicht.
+++ Mubarak will laut Bericht auf weitere Amtszeit verzichten +++
[19.37] Husni Mubarak will nach Informationen des Nachrichtensenders al-Arabija in seiner Fernsehansprache auf eine Kandidatur für eine weitere Amtszeit verzichten. Er werde dies in den kommenden Stunden verkünden, meldet der Sender. Im September sind in Ägypten Präsidentenwahlen. Bis dahin wolle der Staatschef an der Macht bleiben. Eine offizielle Bestätigung für eine Ansprache gibt es noch immer nicht.
+++ Plant Mubarak eine Fernsehansprache? +++
[19.25] Der TV-Sender al-Arabija meldet, Ägyptens Präsident Husni Mubarak wolle sich noch Dienstag in einer Fernsehansprache ans Volk wenden. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bislang nicht. Mubarak regiert Ägypten seit 30 Jahren.
+++ Britischer Premier lobt friedliche Proteste +++
[19.16] Der britische Premierminister David Cameron hat mit dem ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Schafik gesprochen. Cameron habe begrüßt, dass die Armee sich zurückgehalten und friedliche Proteste ermöglicht habe, erklärt sein Sprecher laut BBC. "Der Premierminister hat auch sehr deutlich gemacht, dass die ägyptische Regierung nun dringend auf die Forderungen des Volkes hören muss." Nun müsse eine neue Regierung gebildet werden, in die auch die Opposition eingebunden werde.
+++ Die Ägypter überraschen sich selbst +++
[18.52] Millionen demonstrieren in diesen Minuten friedlich und einträchtig in den Städten Ägyptens - und überraschen damit auch sich selbst. "Es ist ein fröhlicher, disziplinierter und optimistischer Aufstand", sagt SPIEGEL-Reporter Daniel Steinvorth. "Das hätten nur wenige erwartet." Manche Ägypter sprächen bereits von einem "arabischen Frühling".
"Fröhlich und glücklich"
+++ Keine Spur von Mubarak +++
[18.27] Er hat sich seit Beginn des Aufstands in Ägypten bislang nur einmal geäußert: Staatschef Husni Mubarak. Das nährt Gerüchte und Spekulationen. Warum reagiert er nicht auf den politischen Flächenbrand, den er verursacht hat? Sitzt er allein in seiner Residenz in Kairo oder vielleicht in seiner Villa in Scharm el Scheich? Viele Demonstranten hoffen, dass Mubarak in seiner nächsten Fernsehansprache seinen Rücktritt erklärt - doch konkrete Hinweise gibt es darauf bislang nicht.
+++ "Fröhlich und glücklich" +++
[18.20] BBC-Reporter berichten, die Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo seien "fröhlich und glücklich". Viele Familien seien nun ins Zentrum geströmt. Die Menschen würden erzählen, sie hätten vergangene Woche noch Angst vor Polizeigewalt gehabt - aber die Fernsehbilder der Massendemonstrationen hätten sie animiert, auch zu kommen.
+++ Journalistenverband fordert Ende der Schikanen +++
[17.59] Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, die Schikanen gegen Journalisten unverzüglich einzustellen und Korrespondenten ungehindert arbeiten zu lassen. "Es ist die Aufgabe der Berichterstatter aus aller Welt, über die revolutionären Ereignisse in Ägypten zu berichten", sagt der DJV-Vorsitzende Michael Konken. "Niemand hat das Recht, die Journalisten in ihrer Arbeit zu behindern." Mehrfach haben ägyptische Sicherheitskräfte in der vergangenen Woche versucht, internationale Korrespondenten einzuschüchtern oder ihr Material zu beschlagnahmen.
+++ US-Senator Kerry fordert Mubarak-Rücktritt +++
[17.49] Deutliches Statement aus den USA: Der demokratische Senator und frühere Präsidentschaftskandidat John Kerry hat den ägyptischen Staatschef zum Rückzug aufgefordert: "Mubarak soll zurücktreten, um den Weg für eine neue politische Struktur freizumachen."
+++ Friedensappell des israelischen Ministerpräsidenten +++
[17.36] Israel sorgt sich seit Tagen wegen der Unruhen in Ägypten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärt nun, er unterstütze den Vormarsch von Freiheit und Demokratie im Nahen Osten. Wenn aber wie in Iran und andernorts in der Region Regierungen durch radikale Regime ersetzt würden, könne dies große Gefahren für Frieden und Demokratie bedeute. Die Staatengemeinschaft müsse den Frieden zwischen Israel und Ägypten sichern.
+++ ElBaradei spricht mit westlichen Botschaftern +++
[17.29] Oppositionsführer hat im Gespräch mit westlichen Vertretern Szenarien für die Übergangszeit im Falle eines Rücktritts von Staatschef Husni Mubarak vorgestellt. ElBaradei habe darüber Telefonate mit den Botschaftern der USA und Großbritanniens geführt, hieß es aus politischen Kreisen in Kairo. Der Oppositionspolitiker schlug demnach vor, den neuen Vize-Präsidenten Omar Suleiman als Übergangspräsidenten einzusetzen.
Sprechchöre im ganzen Land
+++ Sprechchöre im ganzen Land +++
[17.17 Uhr] Kairo, Suez, Alexandria und andere Städte. Al-Dschasira-Reporter berichten, dass bei den Demonstranten in vielen Städten die gleichen Slogans skandiert werden. "Hau ab, hau ab, Revolution überall" oder "Wach auf, heute ist Dein letzter Tag". Damit fordern sie das Ende der seit 30 Jahren währenden Ära Mubarak.
+++ Demonstranten teilen Essen und Getränke +++
[17.01 Uhr] Es ist inzwischen dunkel geworden in Ägypten. Auf dem Tahrir-Platz harren die Menschen unvermindert aus. Seit dem Sonnenuntergang ist es deutlich abgekühlt. Reporter berichten, dass Demonstranten, die Nahrungsmittel dabei haben, diese mit denen teilen, die nichts dabei haben.
+++ Iran hofft auf islamistischen Umsturz +++
[16.52 Uhr] Die iranische Führung wünscht sich eine Verschiebung des Machtgleichgewichts in der Region. Teheran hofft nach eigenem Bekunden auf einen islamistischen Umsturz in Ägypten. "Wir hoffen, dass die Entwicklungen dazu führen, dass wir einen islamischen und mächtigen Nahen Osten sehen werden", sagte der Sprecher des Außenministeriums. Das neue Machtgefüge in der Region solle auch den "zionistischen Besatzern widerstehen".
+++ Standard & Poor's stuft Ägypten herab +++
[16.44 Uhr] Wegen der andauernden Unruhen hat die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Ägyptens weiter herabgestuft. Das Rating befand sich bereits auf dem Niveau von Ramschanleihen: BB+. Nun liegt es bei BB. Weitere Herabstufungen wurden nicht ausgeschlossen. Bereits am Montag hatte Moody's das Rating gesenkt.
+++ Armee schützt Präsidentenpalast mit Stacheldraht +++
[16.38 Uhr] Das Militär hat Vorkehrungen zum Schutz des Präsidentenpalasts von Husni Mubarak getroffen. Laut al-Dschasira schotten die Soldaten die Residenz in der Innenstadt Kairos ab, um mögliche Eindringlinge abhalten zu können.
+++ Über Kairo senkt sich die Nacht +++
[16.33 Uhr] In Kairo beginnt am späten Nachmittag die Abenddämmerung. Doch bisher machen die Menschen auf dem zentralen Tahrir-Platz keine Anstalten, die Demonstration zu verlassen. Al-Dschasira berichtet, viele Demonstranten hätten sich darauf eingerichtet, dort zu bleiben, bis Präsident Mubarak zurücktritt. Manche Menschen hätten Zelte und Schlafsäcke dabei, heißt es dort.
+++ Britische Regierung schickt Flugzeug +++
[16.20 Uhr] Großbritannien hat angekündigt, am Mittwoch alle ausreisewilligen Landsleute aus Ägypten abzuholen. Die Regierung werde ein gechartertes Flugzeug nach Kairo schicken, kündigte Außenminister William Hague an. Er versicherte, falls nötig weitere Flugzeuge nach Ägypten zu schicken.
+++ Zahl der Demonstranten wächst weiter +++
[16.12 Uhr] Eine Korrespondentin von al-Dschasira berichtet, dass am Nachmittag noch immer weitere Menschen auf den Tahrir-Platz strömen. Die Menge sei energiegeladen.
+++ EU-Politiker Schulz vermisst Freude über Entwicklung ++
[16.08 Uhr] Der SPD-Europapolitiker Martin Schulz vermisst positive Reaktionen auf die jüngsten Entwicklungen in Ägypten. "Ich wundere mich, dass die politische Klasse in Europa nicht in der Lage ist, sich über die Freiheitsbewegung einfach zu freuen", sagte der Fraktionschef der Sozialisten im Europaparlament der WAZ-Gruppe. "Überall hört man von großer Sorge, nirgendwo von großer Freude", fügte er hinzu.
US-Regierung zieht Personal ab
+++ Nahrungsmittelangebot wird angeblich knapp +++
[16.01 Uhr] Angeblich wird die Versorgung mit Lebensmitteln in der ägyptischen Hauptstadt allmählich schwierig. Der Sender al-Dschasira berichtet, in den Läden würde das Essen knapp.
+++ Merkel lobt ägyptische Armee für Zurückhaltung +++
[15.52 Uhr] Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die ägyptische Armee für ihre Zurückhaltung während der Unruhen gelobt. "Es war ein wichtiges Signal, dass die Armee gesagt hat, es ist ein Recht der Menschen zu demonstrieren", sagte Merkel während ihres Besuchs in Tel Aviv. "Trotzdem ist damit eine Unbestimmtheit verbunden, wie der politische Prozess in Ägypten weitergehen wird. Wir können nur hoffen, dass all das wirklich friedlich verlaufen wird."
+++ Reiseveranstalter stornieren Ägypten-Reisen bis Mitte Februar +++
[15.40 Uhr] Die Reiseveranstalter bringen bis Mitte Februar keine Urlauber mehr in die Krisenregion. Dem Deutschen Reiseverband zufolge haben viele Veranstalter bereits bestehende Verträge mit Kunden einseitig gekündigt. Umbuchungen seien bei vielen Veranstaltern bis Ende Februar möglich.
+++ Heftige Proteste auch in Alexandria +++
[15.33 Uhr] Aus Alexandria berichtet ein BBC-Reporter von Massendemonstrationen. Dort seien Zehntausende Menschen unterwegs, etliche seien auf Hausdächer, Autos und Bäume geklettert, um bessere Sicht zu haben.
+++ USA ziehen Personal ab +++
[15.17 Uhr] Angesichts der anhaltenden Massenproteste in Ägypten zieht die US-Regierung einen Großteil ihrer Mitarbeiter ab. Lediglich eine diplomatische Notbesetzung solle in dem Land verbleiben, alle anderen US-Vertreter und ihre Angehörigen sollten heimkehren, teilte das Außenministerium am Dienstag in Washington mit. Begründet wurde die Anweisung mit den "jüngsten Entwicklungen". Das Ministerium warnte US-Bürger in Ägypten, dass Flüge vom Flughafen Kairo ausfallen könnten und dass es wegen der Demonstrationen schwierig sein könnte, zum Flughafen zu gelangen. Es richtete eine Telefon-Hotline für Betroffene und Angehörige ein.
+++ Touristen warten weiter auf Ausreise aus Ägypten +++
[15.05 Uhr] Tausende Menschen warten am Flughafen von Kairo weiter auf einen Flug ins Ausland. Vor dem Terminal 1 fanden Hunderte Reisende, die noch keinen Zutritt zur Eingangshalle erhielten, Unterschlupf in einem großen Zelt, wie AFP-Reporter berichteten. An den Sicherheitsschleusen gab es bis zu 40 Meter lange Warteschlangen.
+++ Opposition einigt sich auf gemeinsame Linie +++
[14.59 Uhr] Vertreter aller größeren Oppositionsparteien und -bewegungen in Ägypten haben sich auf eine gemeinsame Linie für einen Neubeginn in dem Land verständigt. Sie fordern einen Rücktritt von Präsident Husni Mubarak und eine "Regierung der nationalen Allianz". Zu den nach einem Treffen am Dienstag in Kairo erhobenen Forderungen gehört auch die Auflösung der beiden Parlamentskammern sowie der Regionalparlamente. Eine Arbeitsgruppe soll eine neue Verfassung ausarbeiten.
+++ Demonstrationen im ganzen Land +++
[14.50 Uhr] Der Protest gegen Präsident Husni Mubarak beschränkt sich nicht auf die Hauptstadt Kairo. Er habe sich inzwischen auf alle großen Städte des Landes ausgeweitet, berichtet der arabische TV-Sender al-Dschasira.
+++ Kairos Hauptbahnhof geschlossen +++
[14.30 Uhr] Bis auf weiteres ist der Ramses-Bahnhof, der größte Bahnhof Kairos geschlossen, berichtet SPIEGEL-Korrespondent Volkhard Windfuhr. Damit gibt es keine Zugverbindungen mehr zwischen der ägyptischen Hauptstadt und anderen Großstädten wie Alexandria oder Assuan.
+++ Amr Mussa bringt sich ins Gespräch +++
[14.20 Uhr] Amr Mussa, Generalsekretär der Arabischen Liga, bringt sich in der politischen Krise Ägyptens ins Gespräch. Er sei bereit, die Geschicke des Landes zu führen, wenn er danach gefragt werde, erklärte der Ägypter arabischen TV-Sendern zufolge. Mussa gilt als populärster Politiker der arabischen Welt.
+++ Mubarak-Anhänger verteilen Flugblätter +++
[14.15 Uhr] Im Kairoer Stadtteil Muhandissin verteilen gutgekleidete junge Männer mit Sonnenbrillen Flugblätter, wie SPIEGEL-Reporter Daniel Steinvorth berichtet: "Hört auf zu demonstrieren. Die Botschaft ist bei der Regierung angekommen. Geduldet euch, die Veränderung passiert nicht über Nacht. Hört auf zu demonstrieren."
Zwei Millionen Demonstranten im Zentrum von Kairo
+++ Miss-Kandidatinnen flüchten aus Ägypten +++
[14.06 Uhr] Die 24 Kandidatinnen zur Wahl der "Miss Germany 2011" packen wegen der Unruhen in Ägypten vorzeitig ihre Koffer. Die Vorbereitung der jungen Frauen im Touristenzentrum Hurghada werde aus Sicherheitsgründen früher beendet als geplant, sagte ein Sprecher der Organisatoren am Dienstag. Statt wie vorgesehen am Samstag, werden die Frauen bereits am Donnerstagabend nach Deutschland zurückkehren. Wegen der sich zuspitzenden Lage hatte die deutsche Regierung am Dienstag erstmals eine Reisewarnung für ganz Ägypten ausgesprochen.
+++ Al-Dschasira meldet zwei Millionen Demonstranten +++
[14.04 Uhr] Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira korrigiert die Anzahl der Demonstranten nach oben. Inzwischen seien auf dem Tahrir-Platz in Kairo und in der Umgebung zwei Millionen Menschen unterwegs.
+++ Bürgerwehren sind auch außerhalb der Ausgangssperre aktiv +++
[13.57 Uhr] SPIEGEL-Korrespondent Volkhard Windfuhr meldet, dass in der Umgebung der Redaktionsvertretung in einem Kairoer Vorort links des Nils die Bürgerwehren im Einsatz sind, die sonst nur nach Beginn der Ausgangssperre aktiv waren. Sie kontrollieren jedes Auto, dass sich nähert. Die meisten Familien des Viertels haben ihr Zuhause verlassen und anderswo Zuflucht gesucht. Weder Armee noch Polizei sind präsent.
+++ "Die Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben"
[13.49 Uhr] Ein BBC-Reporter kürt das beste Spruchband, das er bisher in Kairo gesehen hat. "Das Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, die Regierung sollte eher Angst vor ihrem Volk haben", steht darauf zu lesen.
+++ Erdogan verschiebt Staatsbesuch in Ägypten +++
[13.38 Uhr] Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kündigt nach Reuters-Angaben an, seinen Staatsbesuch in Ägypten zu verschieben. Ursprünglich war die Visite für den 8. und 9. Februar geplant. Erdogan wolle seine Reise nachholen, wenn das Land wieder "zur Normalität zurückgekehrt" sei.
+++ Demonstranten fürchten Aufrührer in ihren Reihen +++
[13.17 Uhr] Unter den Demonstranten geht die Angst um, Kräfte des Regimes könnten sich unter die Menge mischen und versuchen, Gewalt in den bisher friedlichen Protest zu tragen. Als SPIEGEL-ONLINE-Reporter Gebauer per Satellitentelefon gerade seine Eindrücke in die Hamburger Redaktion durchgibt, wird er von einer wütenden Menschenmenge umringt. Die Protestierenden halten ihn für einen Mitarbeiter des Geheimdienstes, lassen sich aber beruhigen, als Gebauer seinen Presseausweis vorzeigt. Die Männer entschuldigen sich.
+++ U-Bahn-System steht kurz vor dem Kollaps +++
[13.08 Uhr] Auch aus den Kairoer Vorstädten strömen die Massen gen Innenstadt. Die U-Bahnen sind derart voll, dass man sich kaum bewegen kann, meldet SPIEGEL-Mann Daniel Steinvorth.
+++ Menge applaudiert ElBaradei +++
[12.51 Uhr] Die Demonstranten verfolgen die Ansprache von Mohamed ElBaradei auf Fernsehbildschirmen und applaudieren ihm. Es wird immer klarer, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer, dass die Menge sich nicht mit Kompromissen zufriedengeben wird. Mustafa Amer, 35, sagte dazu: "Wir spüren den Geruch der Freiheit, mit Mubarak sind keine Kompromisse mehr möglich. Er muss noch heute ausreisen."
+++ Kampfansage der Demonstranten +++
[12.47 Uhr] Der CNN-Reporter Ben Wedeman twittert einen Slogan der ägyptischen Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz, der gegen den verhassten Präsidenten Husni Mubarak gerichtet ist: "Mubarak may have thick skin but we have sharper nails." Damit wollen sie zum Ausdruck bringen, dass sie einen längeren Atem haben werden als der Präsident, der bislang nicht zum Rücktritt bereit ist.
Auswärtiges Amt rät von Ägypten-Reisen ab
+++ Human Rights Watch wirft Mubarak-Regierung Folter vor +++
[12.31 Uhr] Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft der ägyptischen Regierung unter Präsident Husni Mubarak stillschweigende Duldung von Foltermethoden vor. "Das völlig inakzeptable bisherige Vorgehen der ägyptischen Regierung in dieser Sache ist ein wesentlicher Grund, warum die Massen weiter auf die Straße gehen", sagte Joe Stork, stellvertretender Direktor der Abteilung Naher Osten und Nordafrika von Human Rights Watch, am Dienstag in Kairo. Folter sei ein erhebliches Problem in Ägypten.
+++ Auswärtiges Amt rät dringend von Ägypten-Reisen ab +++
[12.30 Uhr] Die Bundesregierung hat angesichts der Entwicklung in Ägypten am Dienstag ihren Reisehinweis für das Land abermals verschärft. "Das Auswärtige Amt rät von Reisen nach ganz Ägypten dringend ab", sagte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin. "Das schließt ausdrücklich die Touristengebiete am Roten Meer ein." Das gelte, auch wenn dort die Lage derzeit ruhig sei.
+++ ElBaradei fordert Mubarak zur ultimativen Ausreise auf +++
[12.25 Uhr] Der ägyptische Oppositionspolitiker Mohamed ElBaradei fordert Präsident Husni Mubarak zum Rücktritt auf. Mubarak müsse sein Amt niederlegen, um ein Blutvergießen zu verhindern, sagte ElBaradei laut einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders al-Arabija. Mubarak müsse Ägypten verlassen, sagte ElBaradei demnach. Die Demonstranten wollten, dass "dies ein Ende hat, wenn nicht heute, dann spätestens am Freitag", sagte er. Die Ägypter hätten Freitag den "Tag des Abgangs" getauft.
+++ Al-Dschasira berichtet von mehr als einer Million Demonstranten +++
[12.22] Der Protest gegen Präsident Mubarak nimmt gigantische Ausmaße an. Es seien inzwischen mehr als eine Million Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz und den angrenzenden Straßen unterwegs, berichtet der arabische Sender al-Dschasira.
+++ Demo-Aufruf erreicht breite Bevölkerungsschichten +++
[12.16 Uhr] Das ägyptische Staatsfernsehen überträgt Bilder von Pro-Mubarak-Demonstrationen, von Gegnern der Regierung ist nichts zu sehen. Wo die Bilder aufgenommen wurden, ist unklar, sie erwecken aber den Eindruck, als werde vornehmlich für Mubarak demonstriert. Derweil ist der Aufruf zur Millionen-Demo augenscheinlich in der Masse der Bevölkerung angekommen, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Auf den Straßen sind nun auch Gruppen zu sehen, die zuvor nicht in Erscheinung getreten sind - Alte, Frauen, Geschäftsleute, sogar Menschen in Rollstühlen haben sich in die Innenstadt bringen lassen.
+++ Rating-Agentur stuft Ägypten herab +++
[12.13 Uhr] Wegen der Unruhen in Ägypten hat nach Moody's auch die Rating-Agentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit des arabischen Landes herabgestuft. Eine Zuspitzung der politischen Krise könnte innerhalb von drei Monaten zu einer weiteren Senkung um mehr als eine Stufe führen, teilten die Bonitätswächter mit. S&P senkte das langfristige Rating innerhalb des mittleren Bereichs um eine Note auf BB von zuvor BB+. Der Ausblick sei negativ.
+++ Vereinte Nationen gehen von 300 Toten in Ägypten aus +++
[12.07 Uhr] Die Vereinten Nationen gehen von deutlich mehr Todesopfern bei den Unruhen in Ägypten aus als bisher bekannt. "Unbestätigte Berichte sprechen von bisher 300 Toten und mehr als 3000 Verletzten", sagte die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, in Genf. Die Entwicklung sei besorgniserregend. "Die Behörden haben die eindeutige Verpflichtung zum Schutz der Bevölkerung, einschließlich ihres Rechtes auf Unversehrtheit, der Versammlungs- und Meinungsfreiheit", mahnte Pillay die Führung in Kairo. Auch müsse die Informationsfreiheit einschließlich des Internets wiederhergestellt werden.
+++ Mubarak-Anhänger mischen sich unter Demonstranten +++
[12.02 Uhr] Rund 200 Anhänger von Präsident Husni Mubarak mischen sich unter die Regimegegner auf dem Kairoer Tahrir-Platz. "Mubarak ist besser als ihr denkt", rufen sie, wie SPIEGEL-Reporter Daniel Steinvorth berichtet. Dazu: "Wir wollen keinen Gottesstaat" - eine Warnung vor dem möglicherweise wachsenden Einfluss der bisher als Partei verbotenen radikalen Muslimbruderschaft. Auf dem Tahrir-Platz kommt es zu Handgreiflichkeiten. Auch vor dem ehemaligen Königspalast im Kairoer Stadtteil Abdin haben sich inzwischen die Regimegegner versammelt - die Demonstration gegen Mubarak weitet sich aus.
300 Tote bei den Protesten
+++ Erdogan gibt Mubarak "sehr aufrichtigen Ratschlag" +++
[11.51 Uhr] Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan fordert Mubarak auf, "ohne Zögern" auf die Forderungen des ägyptischen Volkes nach einem Wandel einzugehen. Mubarak müsse den "Schrei der Menschen und ihre zutiefst menschlichen Forderungen" hören, sagt Erdogan vor dem Parlament in Ankara und bezeichnet seinen eigenen Appell an den ägyptischen Präsidenten als "sehr aufrichtigen Ratschlag".
+++ Armee sperrt Zugänge nach Kairo +++
[11.51 Uhr] Die ägyptische Armee hat die Zugänge zur Hauptstadt Kairo und weiteren Städten gesperrt, in denen sich Demonstranten zum sogenannten Marsch der Million zusammenfinden wollten. Die Autobahn zwischen Kairo und der Hafenmetropole Alexandria war kurz vor der Hauptstadt durch Blockaden des Militärs gesperrt, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Einem anderen AFP-Korrespondenten zufolge kommen die Menschen auch aus den Städten Mansura im Norden und Suez im Osten des Landes sowie aus Fajjum südlich von Kairo nicht in Richtung Hauptstadt heraus. Seit Montag sind außerdem der Zugverkehr und Metroverbindungen in die Innenstadt Kairos unterbrochen.
+++ Ein symbolischer Sarg für Mubarak +++
[11.48 Uhr] Eine Gruppe Jugendlicher hat aus Plastikkisten und Stoff einen Sarg gebastelt, der symbolisch für den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak stehen soll, berichtet SPIEGEL-Reporter Daniel Steinvorth. Die Gruppe läuft damit über den Kairoer Tahrir-Platz und ruft: "Mubarak, dieser Sarg ist für dich." Ein Passant ruft ihnen entgegen: "Übertreibt es nicht." Es gibt Gerüchte, dass sich Mubarak-Anhänger und zivil gekleidete Sicherheitskräfte unter die Demonstranten gemischt haben. Auf den Dächern der angrenzenden Hotels soll sich die Polizei postiert haben.
+++ Omar Sharif unterstützt Opposition +++
[11.35 Uhr] Auch Schauspieler Omar Sharif fordert den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak. "Das Volk ist der König", sagte der gebürtige Ägypter der Zeitschrift "Bunte". "Die Menschen wollen, dass Mubarak geht. Seine Zeit ist abgelaufen. Er sollte sich einen angenehmen Lebensabend gönnen."
+++ Staatsfernsehen zeigt Straßenszenen ohne Demonstranten +++
[11.34 Uhr] Das ägyptische Staatsfernsehen Nile TV zeigt minutenlang die Auffahrt einer Schnellstraße. Von den Protesten, die ganz in der Nähe stattfinden, ist nichts zu sehen.
+++ Auch Mubarak-Anhänger demonstrieren +++
[11.22 Uhr] Parallel zu der Massenkundgebung gegen den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak in Kairo versammeln sich auch Anhänger des greisen Staatschefs. Etwa 2000 Teilnehmer rufen "Ja zu Mubarak, nein zu Demonstrationen und Sabotage". Zusammenstöße mit den anderen Demonstranten gab es zunächst nicht, wie eine dpa-Reporterin berichtet. Die Stimmung ist aber sehr aufgeheizt.
+++ Gebetszeit auf dem Tahrir-Platz +++
[11.16 Uhr] Zur Gebetszeit kehrt auf dem Tahrir-Platz für Minuten absolute Stille ein, berichtete SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Ein Großteil der Demonstranten lässt sich zum Gebet nieder, viele knien auf der ägyptischen Fahne. Über Lautsprecher ist der Ruf "Allahu akbar" zu hören, "Gott ist groß".
+++ "Wir sind bereit, für diese Revolution zu sterben" +++
[11.14 Uhr] Eine Gruppe von 20 Männern in weißen Hemden steht in der Menschenmenge auf dem Kairoer Tahrir-Platz, berichtet SPIEGEL-Reporter Daniel Steinvorth. Auf den Hemden tragen die Männer einen Schriftzug: "Dies ist unser Totenhemd". Einer der Männer sagt: "Wenn die Polizei uns heute erschießen sollte: Wir sind bereit, für diese Revolution zu sterben."
+++ China verschärft Zensur zu Unruhen in Ägypten +++
[10.59 Uhr] Die chinesische Zensur hat die Kontrolle der Berichterstattung über die Unruhen in Ägypten verschärft. Die Suche im chinesischen Internet ergab am Dienstag nur wenige Berichte wie etwa über das Treffen von Staatspräsident Husni Mubarak mit seinem neuen Kabinett oder den Rücktransport gestrandeter Chinesen. Mit zwei Flugzeugen flogen am Dienstag 480 Chinesen zurück. Zwei weitere Maschinen waren auf dem Weg nach Kairo. Der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, bestritt vor Journalisten die Online-Zensur oder Sperrung des Suchworts "Ägypten" in Mikroblogging-Diensten: "Chinas Internet ist offen."
+++ "Mubarak, hau ab!" +++
[10.49 Uhr] Aus allen Himmelsrichtungen strömen Tausende auf den Kairoer Tahrir-Platz. Die Stimmung ist ausgelassen und euphorisch. Die Demonstranten trommeln und tanzen. "Hau ab, Mubarak, das Flugzeug wartet auf dich", skandieren manche. Andere rufen: "Mubarak, stell dich dem Volk. Heute ist dein letzter Tag." Das Militär beobachtet die Szenerie, greift aber nicht ein.
+++ Immer mehr Menschen auf den Kairoer Straßen +++
[10.43 Uhr] Die Zahl der Demonstranten wächst und wächst: Einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge sind bereits 100.000 Regimegegner auf dem Kairoer Tahrir-Platz und den angrenzenden Straßen versammelt. In Sprechchören und auf Transparenten verlangen sie erneut den Rücktritt von Präsident Husni Mubarak.
Menschenrechtler fordern Mubarak-Rücktritt
+++ Menschenrechtsorganisationen fordern Mubarak-Rücktritt +++
[10.39 Uhr] Dutzende ägyptische Menschenrechtsorganisationen haben Präsident Husni Mubarak zum Rückzug aufgefordert. "Präsident Mubarak muss den Willen des ägyptischen Volkes respektieren und sich zurückziehen, um ein Blutbad zu verhindern", hieß es in der Erklärung von 50 Organisationen. Zu den Unterzeichnern gehören die wichtigsten Menschenrechtsgruppen des Landes, darunter das Zentrum für Menschenrechtsstudien in Kairo, der Verband für wirtschaftliche und soziale Rechte sowie das arabische Zentrum für die Unabhängigkeit der Justiz.
+++ Abgeschottet in Scharm al-Scheich +++
[10.14 Uhr] In dem Touristenort Scharm al-Scheich auf der Sinai-Halbinsel läuft das Leben wie gewohnt, berichtet ein Tauchbasisleiter SPIEGEL ONLINE. Das Militär hat die beiden Zugangsstraßen von El-Tor und Dahab abgeriegelt und ist in dem Urlauberzentrum ansonsten nicht sichtbar. Die Ausgangssperre ist komplett aufgehoben. Bisher gibt es keine Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln und Benzin, lediglich kleinere Läden mussten schließen. Die Stimmung bei den Tauchgästen sei gut, sagt der Basisleiter. Bei den Einheimischen wird die große Demonstration in Kairo mit Spannung erwartet.
+++ Ägyptische Sicherheitskräfte konfiszieren Journalistenausrüstung +++
[10.09 Uhr] Dem Rundfunksender BBC zufolge konfiszieren Sicherheitskräfte am Kairoer Flughafen sämtliche Ausrüstungen von internationalen Journalistenteams, die in das Land einreisen.
+++ Schon 30.000 Mubarak-Gegner auf dem Tahrir-Platz +++
[10.07 Uhr] Dem britischen Nachrichtensender BBC zufolge sind schon in den Morgenstunden rund 30.000 Demonstranten auf Kairos zentralen Tahrir-Platz gekommen, um gegen das Regime zu protestieren und den Rücktritt von Präsident Husni Mubarak zu fordern.
+++ Straßen in Kairo gesperrt +++
[10.02 Uhr] Die Sicherheitskräfte in Kairo haben vor der erwarteten Großkundgebung gegen Staatspräsident Mubarak alle in die Hauptstadt führenden Straßen gesperrt, der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt. Alle innerstädtischen Schnellstraßen seien blockiert, verlautete aus Sicherheitskreisen. Der Eisenbahnverkehr in Ägypten war den zweiten Tag in Folge eingestellt, alle Busverbindungen zwischen den Städten waren unterbrochen.
+++ Hubschrauber kreist über Tahrir-Platz +++
[9.55 Uhr] Vor dem Tahrir-Platz kontrolliert das Militär die herbeiströmenden Demonstranten auf Waffen. Immer wieder skandieren die Leute "Nieder mit Mubarak". Ein Hubschrauber kreist über dem Platz, die Demonstranten reagieren mit einem Pfeifkonzert auf den Helikopter des Militärs. "Game over Mubarak", steht auf manchen Plakaten der Protestierenden.
+++ Westerwelle warnt vor Erstarken der Radikalen +++
[9.51 Uhr] Angesichts der Unruhen in Ägypten hat Außenminister Guido Westerwelle vor einem Erstarken radikaler Kräfte gewarnt und die bisherige Rolle von Staatschef Husni Mubarak gewürdigt. Westerwelle sagte am Dienstag im ARD-Morgenmagazin, Europa stehe auf der Seite des demokratischen Prozesses, habe aber auch ein Interesse daran, dass Ägypten stabil bleibe: "Dass es wirklich eine demokratische Entwicklung und Bewegung ist und nicht am Schluss Fundamentalisten und Radikale über Umwege an die Macht kommen", sagte der FDP-Politiker.
+++ Tausende versammeln sich auf Tahrir-Platz in Kairo +++
[9.43 Uhr] Am achten Tag der Proteste gegen das Regime des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak haben sich an diesem Dienstag auf dem Tahrir-Platz in Kairo wieder Tausende Demonstranten versammelt. Die Protestierer verlangen den Rücktritt Mubaraks. Die Regimegegner wollen, dass eine Million Menschen gegen Mubarak marschieren. Die Armee zeigt Präsenz, ohne die Proteste dort zu behindern. Am Montagabend hatte das Militär erklärt, dass es nicht auf friedliche Demonstranten schießen werde.