Ex-US-Präsidentschaftsbewerber Saubermann Edwards kommt davon

Ex-Präsidentschaftsbewerber Edwards (mit Tochter, Eltern): "Meine Sünden"
Foto: JOHN ADKISSON/ REUTERSNeun Tage haben die Geschworenen beraten - und sich am Ende doch nicht auf ein Urteil im Prozess gegen den ehemaligen Präsidentschaftsbewerber John Edwards einigen können. Fazit: Die Jury gescheitert, der Prozess geplatzt, Edwards vorerst frei.
Der 58-Jährige stand in Greensboro im Bundesstaat North Carolina vor Gericht, weil er während des Demokraten-Vorwahlkampfs 2008 insgesamt fast eine Million Dollar von zwei Gönnern erhalten haben soll, um eine Sex-Affäre und sein uneheliches Kind zu verschleiern. So der Vorwurf der Anklage.
Die damals erlaubte Maximal-Spende von 2300 Dollar pro Person wäre damit weit übertroffen. Edwards drohten bis zu 30 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 1,5 Millionen Dollar. Edwards' Gegenargumentation: Es habe sich nicht um Wahlkampfspenden gehandelt, sondern einfach um Geschenke von Freunden.

In einem von sechs Anklagepunkten sprachen die Geschworenen den einstigen Konkurrenten des heutigen US-Präsidenten Barack Obama nun für unschuldig, in weiteren fünf kamen sie zu keinem Ergebnis. Richterin Catherine Eagles erklärte daraufhin den Prozess in diesen Punkten für gescheitert. Eine Neuaufnahme gilt allerdings Experten zufolge als weniger wahrscheinlich; Eagles selbst bemerkte, dass sie vor September ohnehin keine Zeit für eine Wiederaufnahme des Verfahrens habe.
Edwards zeigte sich nach dem gescheiterten Prozess vorm Gerichtsgebäude, gemeinsam mit seiner Tochter sowie den Eltern. "Ich habe schrecklich, schrecklich viel getan, das falsch war", gestand er ein: "Niemand außer mir trägt die Verantwortung für meine Sünden." Der Mann vergaß aber auch nicht zu beteuern, dass er nie das Gesetz gebrochen habe.
Edwards deutete sogar an, dass er sich weiterhin politisch zu engagieren gedenke: "Ich glaube nicht, dass Gott schon mit mir durch ist. Ich denke, dass er annimmt, ich könne noch ein paar gute Dinge bewirken." Edwards erwähnte in diesem Zusammenhang das Schicksal armer Kinder.
Dennoch: Der geplatzte Prozess ist kein Freispruch, das einstige Saubermann-Image dahin. Als Edwards sich 2008 unter anderem gegen Barack Obama, Hillary Clinton und den heutigen Vizepräsidenten Joe Biden um die demokratische Präsidentschaftskandidatur bewarb, inszenierte er sich als aalglatt. Politik für die kleinen Leute wollte er machen, das arme und das reiche Amerika versöhnen. Und stets trat er mit seiner krebskranken Frau Elizabeth auf. Die Botschaft: Zusammenhalt, Ehrlichkeit - und Treue. Das Privatleben von Kandidaten sage "etwas darüber aus, was für eine Art Mensch sie sind" und "was für eine Art Präsident sie wären". Seit 30 Jahren liebe er seine Frau.
Wie sich später herausstellte, hatte er da schon die Affäre mit Rielle Hunter, der Video-Filmerin seines Wahlkampfteams. Und nicht nur das. Er schwängerte sie, anschließend bekannte sich einer seiner Gehilfen zur Vaterschaft - um den Kandidaten aus der Schusslinie zu nehmen. Der Geliebten finanzierte Edwards Flüge in Privatjets, Einkaufstrips nach Los Angeles, Übernachtungen in Luxushotels oder die Miete eines Hauses im kalifornischen Santa Barbara. Das Geld dafür stammte von besagten Gönnern: 725.000 Dollar kamen von Rachel Mellon, einer reichen Erbin. Den Rest steuerten Fred und Lisa Blue Baron bei, enge Freunde der Familie Edwards - wohlgemerkt auch Freunde der Ehefrau.
"Edwards wusste, die öffentliche Enthüllung der Affäre und der Schwangerschaft seiner Geliebten würde seine Kandidatur unter anderem dadurch zerstören, dass sie das von ihm vermittelte Bild als Familienmensch in Frage gestellt hätte", hieß es in der Anklageschrift von Greensboro.
Der einstige Vorzeigepolitiker und Ex-Vizepräsidentschaftskandidat 2004 ist tief gefallen. In seiner Partei wollen sie mit ihm nichts mehr zu tun haben. In der Bevölkerung kreiden sie ihm die Sexaffäre an - die Sympathien sind klar auf Seiten seiner früheren Frau.
Die ist vor zwei Jahren ihrem Krebsleiden erlegen, noch kurz vor dem Tod hat sie die Affäre ihres Mannes in einem Buch verarbeitet: "Ich hatte immer gedacht, dass ich diese Sorte Frau war, der ein Ehemann treu sein müsse", schrieb sie. Bis zum Dezember 2006. Da habe John ihr sein Fremdgehen gestanden, und da habe sie "geweint, gebrüllt, und dann ging ich ins Badezimmer und übergab mich".