Prozess in Moskau Polizei riegelt Gericht vor Pussy-Riot-Urteil ab

Prozess in Moskau: Polizei riegelt Gericht vor Pussy-Riot-Urteil ab
Foto: TATYANA MAKEYEVA/ REUTERSMoskau - Wenige Stunden vor dem mit Spannung erwarteten Urteil gegen drei Mitglieder der Kreml-kritischen Punkband Pussy Riot hat die Moskauer Polizei das Gerichtsgebäude weiträumig abgesperrt. Eisengitter würden an beiden Seiten die Zufahrt zu der Straße blockieren, in der das Gericht liegt, meldete die Agentur Interfax am Freitagmorgen. Etwa ein Dutzend Polizeibusse sei vorgefahren.
Unterstützer und auch Gegner der angeklagten jungen Frauen haben Proteste angekündigt. Die drei jungen Musikerinnen im Alter von 22, 24 und 30 Jahren hatten im Februar die Christ-Erlöser-Kathedrale der russisch-orthodoxen Kirche gestürmt und in einer schrillen Aktion die Jungfrau Maria um Erlösung von Präsident Wladimir Putin angerufen. Damit wollten sie nach eigenen Angaben gegen die Unterstützung der russischen Regierung durch die orthodoxe Kirche protestieren.
Die Staatsanwaltschaft dagegen wirft ihnen "religiösen Hass und Feindseligkeit" vor und fordert drei Jahre Haft. Sie blieb damit unter den Höchststrafe von sieben Jahren.

Pussy Riot: Punk gegen Putin
Die Anklage hat international Empörung ausgelöst. Kreml-Kritiker sehen dahinter den Versuch, die Gegner Putins einzuschüchtern. Die Künstlerinnen, von denen zwei Mütter sind, sitzen seit gut fünf Monaten in Untersuchungshaft. Amnesty International erkennt sie als politische Gefangene an.
Weltweit fordern Stars wie Madonna, Sting oder Paul McCartney "Freiheit für Pussy Riot". Auch die Bundesregierung kritisierte den Prozess. Die Frauen selbst hatten sich am Tag vor der Urteilsverkündung siegessicher gezeigt. "Ganz egal, wie das Urteil lautet: Wir und ihr gewinnen sowieso", schrieb Nadeschda Tolokonnikowa am Donnerstag nach Angaben ihres Anwalts Mark Fejgin aus der Untersuchungshaft an ihre Unterstützer. "Wir und ihr gestalten derzeit eine große und wichtige politische Bewegung, und Putins System kann immer schwieriger damit umgehen."