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Fotostrecke: Proben für die Krim-Parade

Foto: YURI LASHOV/ AFP

Gerüchte um Krim-Besuch von Putin Kreml plant neue Provokation

Ausgerechnet auf der annektierten Halbinsel Krim will Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag eine Militärparade abhalten lassen. Der Westen ist entsetzt.

Moskau - Immer wenn Russland am 9. Mai des Sieges über Hitlerdeutschland gedenkt, donnern auch Kampfjets im Tiefflug über den Roten Platz. In diesem Jahr müssen die Zuschauer in Moskau allerdings auf die Künste der Fliegerstaffeln "Schwalben" und "Russische Recken" verzichten. Sie sind abkommandiert, ihre Kunststücke fern der Hauptstadt vorzuführen: Die Maschinen werden am 9. Mai über die Stadt Sewastopol jagen - auf der von Russland annektierten Krim.

Die Triumph-Waffenschau wird Putin noch höhere Zustimmungswerte in der Heimat bringen - und noch mehr Ärger international. Sollte er gar persönlich an der Siegesparade auf der Krim teilnehmen, wäre dies nur ein weiteres Zeichen, dass er an einer Beilegung der Krise offenbar kein Interesse habe, heißt es in Brüssel.

Mehr als 1200 Soldaten will der Kreml-Chef auf der Halbinsel aufmarschieren lassen und rund 40 Militärfahrzeuge aufbieten, darunter Panzerwagen vom Typ Tiger, die Russland auch bei der Besetzung der Krim im März eingesetzt hatte.

In Moskau gilt als ausgemacht, dass Putin am 9. Mai vormittags erst wie gewohnt die Parade in der russischen Hauptstadt abnimmt und dann nach Sewastopol reist, um dort an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Kommersant" wollte der Kreml weder bestätigen noch dementieren. Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow erklärte lediglich, der Termin tauche bislang nicht im Kalender des Staatsoberhauptes auf. Die Krim-Verwaltung in Simferopol dagegen teilte stolz mit: Putin und Premierminister Dmitrij Medwedew "kommen nach Sewastopol zur Parade".

Fataler Imageschaden

Putin würde sich dort als "Sammler russischer Erde" in der Tradition der Zaren präsentieren. In der Bevölkerung käme das gut an, die Krim-Annexion hat seine Beliebtheitswerte auf Rekordhöhe getrieben. Russlands Imageschaden in Europa und den USA dagegen wäre fatal. Dabei ist es gerade vier Jahre her, dass sogar noch Nato-Offiziere zum 9. Mai gemeinsam mit russischen Soldaten über den Roten Platz defilierten. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel saß auf der Ehrentribüne.

Der 9. Mai hat in Russland inzwischen den Rang eines Nationalfeiertages, für viele Bürger ist er eines der wichtigsten Feste im Jahr, vergleichbar mit Weihnachten und Silvester. 60 Prozent der Russen sehen im Sieg über Hitlerdeutschland die "größte Errungenschaft der Sowjetunion".

Zum Feiertag schlagen Medien und Politiker extra-nationalistische Töne an: Ein Kolumnist der Kreml-treuen "Iswestija" zum Beispiel forderte Putin zum militärischen Eingreifen in der Ostukraine auf. Dort werfe ein "verwundeter russischer Widerstandskämpfer mit erschlaffender Hand einen Molotowcocktail auf einen Faschisten-Panzer", heißt es. Russlands Präsident solle deshalb nach dem Ende der Mai-Parade den Panzerbesatzungen Befehl geben, die Motoren laufen zu lassen - und sie "nach Donezk schicken".

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