
HMS "Queen Elizabeth": Flugzeugträger ohne Flugzeuge
HMS "Queen Elizabeth" Queen tauft Flugzeugträger ohne Flugzeuge
London - Die britische Royal Navy hat ein neues Flaggschiff: Königin Elizabeth II. tauft am Freitag den ersten von zwei bestellten Flugzeugträgern auf den Namen HMS "Queen Elizabeth". Die schwimmende Festung soll in den kommenden Jahrzehnten Großbritanniens Ruf als globale Seemacht festigen.
Weil die Schiffstaufe im schottischen Rosyth stattfindet, haben sich die Verantwortlichen einen kleinen PR-Gag überlegt: Statt des üblichen Champagners lässt die Königin eine Flasche Single-Malt-Whisky aus der Bowmore-Brennerei auf der Insel Islay am Schiffsrumpf zerschellen. Premierminister David Cameron wird ebenfalls anwesend sein. Drei Monate vor dem Referendum über die schottische Unabhängigkeit will er ein Signal der nationalen Einheit senden.
Der neue Flugzeugträger ist das größte Kriegsschiff, das Großbritannien je gebaut hat. So gewaltig sind die Dimensionen des 65.000-Tonnen-Kolosses, dass er derzeit noch nicht einmal in seinen künftigen Heimathafen Portsmouth in Südengland passt. Zufahrt und Hafenbecken müssen erst ausgebaggert werden.
Bis zu 40 Kampfflugzeuge vom Typ F-35B finden auf dem Schiff Platz. Zwei Kräne können sie binnen 60 Sekunden aus dem Hangar auf das Flugdeck heben. Im Normalbetrieb wird der Träger mit zwölf Maschinen unterwegs sein.
Erste Probefahrten auf See sind für 2016 geplant. Einsatzbereit ist das Schiff jedoch frühestens 2020, erst dann sollen die Flugzeuge an Bord kommen. Vorher werden von dem 280 Meter langen Flugdeck allenfalls Hubschrauber abheben.
Kosten auf 6,2 Milliarden Pfund verdoppelt
Die Vorstellung eines nagelneuen Flugzeugträgers ohne Flugzeuge hat in Großbritannien für einigen Spott und in Militärkreisen auch für Unmut gesorgt. Der Grund ist schlicht Geldmangel. Die Cameron-Regierung hatte 2010 als Sparmaßnahme den alten Flugzeugträger HMS "Ark Royal" außer Dienst gestellt und alle 80 Harrier-Kampfjets abgeschafft. Seitdem besitzen Navy und Air Force keine Flugzeuge mehr, die von einem Schiff abheben können. Erst ab 2018 sollen nach und nach die amerikanischen Senkrechtstarter vom Typ F-35B geliefert werden.
Der Bau der HMS "Queen Elizabeth" und ihres Schwesterschiffs HMS "Prince of Wales" war von Anfang an umstritten. Große Militärprojekte gelten in Zeiten schrumpfender Verteidigungsbudgets als nicht mehr zeitgemäß. Die Kosten für die beiden Flugzeugträger haben sich seit dem Baubeginn vor fünf Jahren auf 6,2 Milliarden Pfund verdoppelt.
Zeitweise hatte die Regierung sogar überlegt, den Auftrag zu stornieren. Doch hätte dies hohe Ausfallzahlungen an die Werften bedeutet. Auch war der Lobbydruck der Admiräle zu groß. Es ist jedoch unklar, ob am Ende zwei Flugzeugträger unter britischer Flagge fahren werden - oder doch nur einer. Das Weißbuch des Verteidigungsministeriums empfiehlt, die "Prince of Wales" gleich nach der Fertigstellung einzumotten oder zu verkaufen. Eine endgültige Entscheidung soll nach der Unterhauswahl 2015 fallen.