Saudi-arabischer Blogger Ehefrau nimmt Sacharow-Preis für Badawi entgegen

Raif Badawi sitzt seit drei Jahren im Gefängnis, eine Begnadigung ist nicht in Sicht. Das EU-Parlament hat den saudi-arabischen Blogger nun in Abwesenheit geehrt: Er sei eine Symbolfigur im Kampf für Menschenrechte.
Ehefrau Haidar: Internationaler Kampf für die Freilassung ihres Mannes

Ehefrau Haidar: Internationaler Kampf für die Freilassung ihres Mannes

Foto: EU/ EU-Parlament

Stellvertretend für ihren in Saudi-Arabien inhaftierten Ehemann Raif Badawi hat Ensaf Haidar in Straßburg den Sacharow-Preis des Europaparlaments entgegengenommen. Kurz vor der Ehrung hielt sie ein Foto des Bloggers hoch. Es sei bedauernswert, dass der Ausdruck des freien Denkens in arabischen Ländern häufig als Gotteslästerung betrachtet werde, sagte Haidar in ihrer Dankesrede. Der Preis "für die geistige Freiheit" ist mit 50.000 Euro dotiert.

Ihr Mann habe in seinem Blog die Einschüchterungsversuche der Religionsvertreter damit erklärt, dass die Religionsvertreter "Gefahr laufen, dass die Denker ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen und eines Tages ihre Lügen und ihre Ignoranz offenlegen könnten". Arabische Intellektuelle könnten nicht frei ihre Meinung äußern, sagte Haidar. "Sie müssen sich immer drehen und winden, um ihre Botschaft zu übermitteln."

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Saudi-arabischer Blogger: Kampf um Badawis Freilassung

Foto: STEPHANE DE SAKUTIN/ AFP

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz würdigte Badawi als "Symbolfigur für die Menschen, die weltweit für die Grundrechte kämpfen". Die Schließung seiner Webseite sei ein großer Verlust für die Meinungsfreiheit in seiner Heimat. Schulz forderte das islamisch-konservative Königreich auf, Badawi freizulassen. Haidar sagte, sie habe Zeichen erhalten, dass ihr Mann bald freigelassen werden könnte. Sie lebt mit den drei gemeinsamen Kindern im kanadischen Exil.

Badawi hatte 2008 das Internetforum "Freie Saudische Liberale" gegründet, das fortan ins Visier der Behörden in dem konservativen Königreich geriet. 2011 erhob die Justiz Anklage. Weil Badawi islamische Autoritäten beleidigt haben soll und theologische Grundsatzfragen erörterte, wurde er beschuldigt, religiöse Werte angegriffen zu haben.

Im Juni 2014 wurde er zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilt. Obwohl der Fall Badawi internationale Proteste auslöste und sich westliche Regierungen einschalteten, ist eine Begnadigung bislang nicht in Sicht. Im November hatte Haidar mitgeteilt, dass es ihrem Mann nicht gut gehe. Vor knapp einer Woche trat er ihren Angaben zufolge in einen Hungerstreik.

Der nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannte Preis wird vom Europaparlament seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen.

brk/dpa
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