Die USA werden 2004 mit dem Aufbau der umstrittenen nationalen Raketenabwehr beginnen. Präsident Bush erklärte, diese Entscheidung sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Bedrohungen des 21. Jahrhunderts. Die europäischen Kritiker der amerikanischen Pläne sind verstummt.
Washington - George W. Bush teilte am Dienstag in einer schriftlichen Erklärung mit, dass er die Anweisung
zur Stationierung erster Systeme in Fort Greeley (Alaska) gegeben
habe. Sie sollen bis zum Jahr 2004 einsatzbereit sein und land- wie
seegestützte Elemente enthalten. Weitere zehn Abfangraketen sollen 2005 oder 2006 folgen. Wie Bush weiter sagte, soll auch an
Systemen zum Schutz befreundeter und verbündeter Staaten gearbeitet
werden.
"Während meiner gesamten Regierungszeit habe ich deutlich gemacht, dass die USA alle notwendigen Schritte unternehmen werden, um ihre Bürger zu schützen", erklärte Bush. Die größte Gefahr gehe dabei von Massenvernichtungswaffen aus, die in die Hände von feindlichen Staaten oder terroristischen Gruppen gelangten.
Die USA hatten nach dem Rückzug aus dem ABM-Vertrag im Sommer zügig mit dem Bau von sechs unterirdischen Silos für Abfangraketen in Fort Greely begonnen, rund 160 Kilometer südöstlich von Fairbanks in Alaska.
Regierungssprecher Ari Fleischer sagte, die Entscheidung zum Aufbau einer Raketenabwehr hänge nicht mit den jüngsten Spannungen mit Nordkorea zusammen. Er verwies jedoch darauf, dass Bush Nordkorea als eine Bedrohung bezeichnet habe, als er sich im Wahlkampf für die Raketenabwehr ausgesprochen habe.
Die Vereinigten Staaten baten am Dienstag Großbritannien und Dänemark offiziell um Hilfe beim Aufbau der Raketenabwehr. Die britische Regierung erklärte, die USA hätten um die Nutzung einer Radaranlage in Nordengland gebeten. Der Luftwaffenstützpunkt Fylingdaler in North Yorkshire solle Teil eines weltweiten
Raketenabwehrschilds werden. Aus dem Büro von Premierminister Tony Blair hieß es, der Regierungschef habe sich noch nicht entschieden.
In Dänemark fragte Washington an, ob die Anlage auf dem grönländischen US-Luftwaffenstützpunkt Thule als Teil der nationalen Raketenabwehr auf den neusten Stand gebracht werden könne. Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen erklärte dazu, die Anfrage werde eingehend geprüft. Er bezeichnete die Raketenabwehr als Friedensprojekt, "weil sie nicht nur die Vereinigten Staaten einbezieht, sondern auch die Nato und Russland".
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