

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bereitet sich auf die Schlacht um Ramadi vor. Die Dschihadisten errichten Verteidigungsanlagen am Stadtrand und legen Minenfelder an. Das berichten Augenzeugen gegenüber der BBC und mehreren Nachrichtenagenturen.
Der IS hatte Ramadi, das etwa 110 Kilometer westlich von Bagdad liegt, am vergangenen Wochenende erobert. Es war einer der größten militärischen Erfolge für die Terrororganisation seit Monaten.
Laut Augenzeugenberichten durchkämmen IS-Milizionäre die Stadt von Haus zu Haus auf der Suche nach Unterstützern der irakischen Regierung. Die Terroristen brüsten sich auf Twitter damit, sunnitische Stammeskämpfer getötet zu haben, die sich dem Einmarsch der Dschihadisten in den Weg gestellt hatten.
Einwohner berichten, dass IS-Schergen zahlreiche Leichen in den Euphrat geworfen hätten. Trotzdem rief ein Vertreter der von Bagdad eingesetzten Provinzregierung die verbliebenen Bewohner auf, sich gegen die Eroberer zu erheben. Laut Augenzeugen traue sich derzeit kaum noch jemand aus dem Haus, trotzdem zwinge der IS manche Ladenbesitzer dazu, ihre Geschäfte zu öffnen.
Etwa 25.000 Iraker sind bereits vor dem Terror aus Ramadi geflohen. Viele von ihnen müssen unter freiem Himmel schlafen.
Irakische Regierungstruppen hatten die Stadt am Wochenende fluchtartig verlassen. Dem IS fielen deshalb unter anderem Panzer, gepanzerte Truppentransporter und Artilleriegeschütze in die Hände, mit denen die Miliz den Ort nun verteidigen kann. Zudem befreiten die Eroberer Hunderte Gefangene aus dem Gefängnis von Ramadi. Laut IS-Propaganda sollen sie nun in den Reihen der Dschihadisten kämpfen.
In der Kleinstadt Habbaniya, etwa 20 Kilometer östlich von Ramadi, bereiten sich nun schiitische Milizen auf eine Offensive gegen den IS vor. Etwa 3000 Kämpfer sollen dort zusammengezogen worden sein. Sie sollen gemeinsam mit der irakischen Armee die Stadt in den nächsten Wochen zurückerobern. Die von Iran aufgerüsteten Milizionäre sprechen von einer bevorstehenden "Schlacht um Anbar" - so heißt die Provinz, in der Ramadi liegt und die mittlerweile zu großen Teilen vom IS kontrolliert wird.
Die US-Regierung steht angesichts der Lage vor einem Dilemma: Der panikartige Rückzug der irakischen Armee aus Ramadi unterstreicht die Schwäche der staatlichen Truppen. Für die Rückeroberung der Stadt ist Washington nun auf die Mithilfe der von Iran unterstützten schiitischen Milizen angewiesen.
Im Video: Terrormiliz zeigt Ramadi als Geisterstadt
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Dieses Bild verbreitet der IS aus Ramadi: Es zeigt, dass die Dschihadisten das Zentrum der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht haben.
Etwa 25.000 Menschen sind vor dem IS-Terror aus ihrer Heimatstadt geflohen. Sie versuchen zu Fuß nach Bagdad zu gelangen.
Viele Flüchtlinge sind von dem Fußmarsch durch die karge Landschaft des Zentralirak entkräftet. Hier kümmert sich ein Soldat um ein Kleinkind.
In Najaf tragen Iraker einen Soldaten zu Grabe, der beim Kampf um Ramadi getötet wurde.
Schiitische Milizionäre und Regierungssoldaten in der Provinz Anbar. Sie sollen Ramadi nun zurückerobern. Doch der IS bereitet sich auf die bevorstehende Offensive vor.
In der Ortschaft Habbaniya haben schiitische Milizen etwa 3000 Kämpfer und Militärfahrzeuge zusammengezogen. In den nächsten Tagen könnte die Mission Rückeroberung starten.
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