Reaktionen auf Chávez' Tod "Ein großer Lateinamerikaner ist tot"

Chávez 2012 in Caracas: Charismatisch, herausragend, umstritten
Foto: JORGE SILVA/ REUTERSCaracas - Der Tod von Hugo Chávez kommt nicht überraschend: Nach langer Krankheit ist der venezolanische Präsident am Dienstag gestorben. Die Reaktion aus Washington ist eher kühl, Hollywood dagegen trauert um einen "guten Freund". Lateinamerika findet warme Worte.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff zeigte sich nach Chávez' Tod bestürzt und sprach von einem "unersetzlichen Verlust": "Ein großer Lateinamerikaner ist tot." Chávez hinterlasse eine "Leere im Herzen, in der Geschichte und den Kämpfen Lateinamerikas".
Mehrere Staatschefs aus der Region wollen zur Trauerfeier am Freitag nach Caracas reisen. Neben Rousseff haben sich Argentiniens Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner, Boliviens Präsident Evo Morales und Uruguays Staatschef José Mujica angekündigt. Ob auch Kubas Staatschef Raúl Castro oder gar sein Bruder Fidel nach Caracas kommen, ist noch unklar. Beide waren engste Weggefährten von Chávez. Einige südamerikanische Staaten haben mehrtägige Staatstrauer verordnet: Bolivien verhängte sieben Tage offizielle Trauer, Argentinien drei Tage.

Hugo Chávez: Lateinamerikas letzter Revolutionär
Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach der Familie von Chávez, der Regierung und dem venezolanischen Volk sein "tiefes Beileid" aus. Er würdigte in einer kurzen Ansprache den "Beitrag zur Entwicklung seines Landes", den Chávez während seiner Amtszeit geleistet habe.
Aus den USA kam eine verhaltene Reaktion. Präsident Barack Obama sagte, Venezuela schlage nun ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf. "Die Vereinigten Staaten setzen sich weiter für eine Politik ein, die demokratische Prinzipien, den Rechtsstaat und die Achtung von Menschenrechten fördert." Das Verhältnis zwischen Washington und Caracas war unter Chávez angespannt. Während seiner 14-jährigen Regierungszeit pflegte der Venezolaner sein Image als Erzfeind der USA mit Leidenschaft.
Russlands Staatschef Wladimir Putin dagegen würdigte den verstorbenen venezolanischen Präsidenten als "herausragenden Anführer". "Er war ein außerordentlicher und starker Mensch, der in die Zukunft blickte und sich selbst stets die höchsten Maßstäbe auferlegte", schrieb Putin nach Kreml-Angaben an Vizepräsident Nicolás Maduro. Moskau und Caracas sind enge Partner. Venezuela ist einer der wichtigsten Käufer russischer Waffen.
Die Regierung in Teheran rief nach der Nachricht des Todes einen landesweiten Trauertag aus. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad nannte Chávez ein "Symbol des Widerstands gegen den Imperialismus": "Der Geist einer großen Persönlichkeit, die immer für Freiheit und Gerechtigkeit gefochten hat, ist nun im Himmel. Die Welt betrauert den Tod eines mutigen, weisen und revolutionären Führers."
Als "hervorragenden Staatschef" und "guten Freund" beschrieb Chinas Führung den verstorbenen Präsidenten. Xi Jinping und Staatspräsident Hu Jintao drückten in einem Schreiben ihr tiefstes Mitgefühl aus, sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

Hugo Chávez: Ein Land trauert um den "Comandante"
Auch aus Europa kamen Kondolenzschreiben. Bundesaußenminister Guido Westerwelle bezeichnete den Tod von Chávez als "tiefen Einschnitt" für das südamerikanische Land. "Wir empfinden Anteilnahme mit dem Schmerz der Familie des Verstorbenen und der Trauer des venezolanischen Volkes." Er "setze darauf, dass Venezuela nach Tagen der Trauer den Aufbruch in eine neue Zeit schafft". Das Land habe "ein großes Potential, und Demokratie und Freiheit sind der richtige Weg, um dieses Potential zu verwirklichen".
Frankreichs Staatschef François Hollande bezeichnete Chávez als streitbaren Kämpfer für Gerechtigkeit: "Der verstorbene Präsident stand für sein Temperament und für Orientierungen, die nicht von jedem geteilt wurden, aber darüber hinaus für einen nicht zu leugnenden Willen, für Gerechtigkeit und Entwicklung zu kämpfen."
Der britische Außenminister William Hague erklärte, er sei sehr betroffen gewesen, als er von dem Tod des Politikers erfahren habe: "In 14 Jahren als Präsident von Venezuela hat er eine bleibendes Erbe in seinem Land und darüber hinaus hinterlassen." Irlands Präsident Michael Higgins sagte, seine Gedanken seien bei den Menschen in Venezuela. Chávez habe in seiner Amtszeit sehr viel erreicht, vor allem für die Entwicklung seines Landes und die Armutsbekämpfung.
Schwedens Außenminister Carl Bildt bezeichnete Chávez als "charismatischen und starken Führer". In einer Twitter-Mitteilung schrieb Bildt am Mittwoch: "Aber seine Politik hat sein Land mit ernsten wirtschaftlichen Konsequenzen ins Abseits geführt."
Hollywood reagiert ebenfalls auf den Tod von Chávez. Regisseur Oliver Stone würdigte den sozialistischen Staatschef auf Twitter als "großen Helden für die Mehrheit seiner Leute". Auch Oscar-Preisträger Sean Penn trauert. "Ich habe einen Freund verloren", sagte er in einer Mitteilung, die das Branchenblatt "The Hollywood Reporter" veröffentlichte. Penn und Stone waren seit Jahren Sympathisanten des umstrittenen Staatschefs. Stone hatte Chávez für seine Dokumentation "South of the Border" (2009) besucht und interviewt. Penn war im vergangenen August zu einer Wahlkampfveranstaltung für Chávez nach Venezuela gereist.
Filmemacher Michael Moore schrieb auf Twitter, in den US-Medien werde nicht viel Gutes über den Verstorbenen zu hören sein, "da dachte ich mir, ich sorge für etwas Ausgewogenheit". Moore postete auch Fotos, die ihn zusammen mit dem venezolanischen Politiker beim Filmfestival in Venedig 2009 zeigen. Chávez habe sich gefreut, "dass er endlich jemanden traf, den (der frühere US-Präsident George W.) Bush mehr hasste als ihn selber".