Obamas Rede in Warschau "Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf uns alle"

Polen feiert 25 Jahre freie Wahlen. US-Präsident Obama würdigt den Einsatz der Polen für die Freiheit - und verurteilt Russland erneut als Aggressor.
Obama in Warschau: "Wir stehen zusammen für alle Zeiten, denn ihre Freiheit ist auch unsere Freiheit"

Obama in Warschau: "Wir stehen zusammen für alle Zeiten, denn ihre Freiheit ist auch unsere Freiheit"

Foto: KACPER PEMPEL/ REUTERS

Warschau - "Der Funke für das revolutionäre Handeln ging von Polen aus, hier wurde Geschichte gemacht." US-Präsident Barack Obama hat bei einer Rede in Warschau die Leistung der Polen für die Freiheit gewürdigt. Obama sprach anlässlich des 25. Jahrestags der ersten teilweise freien Wahlen in dem osteuropäischen Land.

Das Votum am 4. Juni 1989 wurde zu einem Triumph für die Demokratiebewegung und die Gewerkschaft Solidarnosc. Es leitete den Beginn des politischen Wandels in Europa bis zum Fall der Mauer ein.

In seiner Rede zog Obama Parallelen zwischen Polen vor 25 Jahren und der Situation in der heutigen Ukraine. Die Bevölkerung habe für eine demokratische Regierung gekämpft. Die USA werde das Land unterstützen wie einst Polen in der Phase des Umbruchs.

"Größere Nationen dürfen die kleineren nicht herumstoßen"

Die Ukraine müsse die Freiheit haben, über sich selbst zu bestimmen, betonte Obama. "Größere Nationen dürfen die kleineren nicht herumstoßen," sagte er in Bezug auf Russland und verurteilte erneut die Annexion der Krim. Weitere russische Provokationen bedeuteten eine weitere Isolation für Russland, so Obama.

"Wie wir durch Russlands Aggression wieder gewahr werden: Freie Nationen dürfen sich nicht ausruhen, wir müssen an der Seite der freien Nationen stehen." Damit sicherte Obama erneut den Nachbarländern der Ukraine und Russlands Solidarität zu.

"Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf uns alle, wir stehen zusammen für alle Zeiten, denn ihre Freiheit ist auch unsere Freiheit. Auch Estland, Litauen, Lettland und Rumänien stehen nicht allein. Das sind keine Worte, das sind Verpflichtungen," sagte Obama. Applaus brandete auf, erneut und für jedes Land, dem Obama Unterstützung zusicherte.

An Obamas Rede waren in Erinnerung an seine Vorgänger John F. Kennedy ("Ich bin ein Berliner") oder Ronald Reagan ("Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor (...) reißen Sie diese Mauer nieder!") große Erwartungen geknüpft. Obama gemahnte an die Pflicht, sich immer wieder für die Freiheit einzusetzen: "Die Geschichte erinnert uns daran, dass die Früchte der Freiheit von jeder Generation neu geerntet werden müssen", sagte Obama und rief auch das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in China in Erinnerung, das sich heute ebenfalls zum 25. Mal jährt.

Langfristige Unterstützung für die Ukraine

Im Vorfeld der Feierlichkeiten war Obama bereits mit dem designierten ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko zusammengekommen. Obama hatte Poroschenko da bereits umfassende Hilfe zugesagt. "Die Vereinigten Staaten stehen hinter dem ukrainischen Volk - nicht nur in den kommenden Tagen oder Wochen, sondern in den kommenden Jahren." Der US-Präsident zeigte sich "zutiefst beeindruckt" von Poroschenkos Vision für das Land.

Poroschenko hatte bei einer Veranstaltung am Dienstagabend Polen und den westlichen Staaten für die Solidarität gedankt, die seinem Land entgegengebracht werde. "Wir sehen, dass in diesem Moment die ganze Welt an unserer Seite steht", sagte er. "Der Aggressor ist zur Isolation verurteilt."

Russland sieht sich durch eine Westanbindung der Ukraine bedrängt und unterstützt prorussische Separatisten in dem Land. Die Kämpfe zwischen ihnen und der ukrainischen Armee im Osten des Landes haben seit der ukrainischen Präsidentenwahl deutlich zugenommen.

sun/dpa/Reuters
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