Referendum Kroaten stimmen für EU-Beitritt

Es ist ein historischer Tag für Kroatien: Ersten Ergebnissen zufolge haben 67 Prozent der Wähler für eine EU-Mitgliedschaft ihres Landes gestimmt. Am 1. Juli 2013 soll es soweit sein. Nur die bisherigen EU-Staaten müssen dem Termin noch zustimmen.
Die EU bekommt Zuwachs: Der Balkanstaat Kroatien soll das 28. Mitglied werden

Die EU bekommt Zuwachs: Der Balkanstaat Kroatien soll das 28. Mitglied werden

Foto: Filip Horvat/ AP

Zagreb - Die Europäische Union vergrößert sich: Bei einem Referendum am Sonntag stimmten 68 Prozent der kroatischen Wähler für eine EU-Mitgliedschaft ihres Landes, 32 Prozent votierten dagegen, wie die Wahlkommission nach Auszählung fast aller abgegebenen Stimmen bekanntgab. Von den 4,5 Millionen Stimmberechtigten nahmen allerdings nur 43,6 Prozent an der Abstimmung teil.

Damit kann Kroatien am 1. Juli 2013 das 28. Mitglied der Europäischen Union werden. Die bis dahin notwendige Ratifizierung des Beitrittsvertrages durch alle bisherigen EU-Staaten gilt als Formsache. Allerdings muss der Adriastaat bis zu diesem Zeitpunkt noch einige schmerzhafte Wirtschaftsreformen umsetzen, dazu gehört unter anderem die Sanierung der maroden Werftindustrie.

"Die EU ist eine Chance für den Fortschritt und die Entwicklung aller kroatischen Talente", sagte Regierungschef Zoran Milanovic. Und Staatspräsident Ivo Josipovic verkündete: "Es freut mich, dass Europa mein Zuhause wird." Dies sei ein Tag von großer Bedeutung für Kroatien.

Auch die EU selbst freute sich über das Wahlergebnis. Es sei eine gute Nachricht für die gesamte Balkanregion, hieß es am Sonntagabend in einer Erklärung aus Brüssel. Der bevorstehende Beitritt Kroatiens zeige, dass die EU-Mitgliedschaft durch politischen Mut und entschlossene Reformen erreichbar ist".

Forderungen nach Wahlwiederholung

Doch während sich die einen freuten, verlangten die kroatischen EU-Gegner wegen der niedrigen Wahlbeteiligung eine Wiederholung des Referendums. "Die Abstimmung war nicht legitim, weil nicht die Mehrheit des Volkes teilgenommen hat", begründeten sie ihren Standpunkt. Schon einen Tag vor dem Referendum hatten mehr als 1000 Menschen in Zagreb gegen einen Beitritt protestiert. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Nein zur EU" und "Ich liebe Kroatien".

Die Verhandlungen zwischen Zagreb und Brüssel laufen bereits seit 2005, allerdings gerieten sie wegen eines Grenzkonflikts mit Slowenien immer wieder ins Stocken. Im Dezember unterzeichnete Kroatien, das 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hatte, schließlich den Beitrittsvertrag.

Im Vorfeld des Referendums galt die Zustimmung der Bevölkerung als knapp, aber sicher - zwischen 50 und 60 Prozent der Wahlberechtigen wollten letzten Umfragen zufolge in die EU. Kritisiert wurde Kroatien zuletzt wegen der mangelnden Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte. Die Bevölkerung sehe sich ausschließlich als Opfervolk - und leugne darüber die eigene Verantwortung, so die Vorwürfe.

aar/AFP/dpa/dapd
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