Republikaner-Duell McCain triumphiert über Romney
Washington - Es läuft bestens für Senator John McCain. Der Senator aus Arizona hat die Vorwahlen in seinem Heimatstaat gewonnen, außerdem in den beiden wichtigen Staaten New York und Kalifornien sowie New Jersey, Illinois, Delaware, Missouri, Oklahoma und Connecticut. In der großen Vorwahlnacht küren die Republikaner in 21 Staaten ihre Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur. Die Entscheidung kam zum Schluss: Auch in Kalifornien, dem größten Staat dieser Runde, machte McCain das Rennen um die 173 Delegiertenstimmen. Gouverneur Arnold Schwarzenegger hatte dort um Unterstützung für McCain geworben, was diesem den Umfragen zufolge viel Zustimmung brachte.
In Kalifornien profitierte McCain zudem von der Unterstützung von liberalen und gemäßigten Wählern - die Konservativen stimmten lieber für Romney. Auch seine liberalere Haltung zu den Themen illegale Einwanderung, Abtreibung und Irak-Krieg brachte dem 71-jährigen McCain Stimmen ein.
Der Sieg in New York war für McCain ebenfalls wichtig: Hier waren 101 Delegiertenstimmen zu vergeben, die sämtlich der Gewinner bekommt. McCain profitierte von den Stimmen gemäßigter Republikaner und der Unterstützung des einstigen Bürgermeisters von New York City, Rudolph Giuliani. Dieser war vor einer Woche aus dem Rennen um die Kandidatur der Republikaner ausgestiegen und hatte seinen Wählern McCain empfohlen.
Seine Anhänger empfingen McCain mit den inzwischen schon obligatorischen "Mac is back"-Sprechchören in Phoenix, Arizona. Ein strahlender McCain dankte allen Unterstützern, übte sich aber in Zurückhaltung. "Wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns", sagte er. "Aber ich erlaube mir zu sagen: Wir sind dem Ziel, für das wir alle so hart gearbeitet haben, heute ein gutes Stück näher gekommen."
Er habe das Rennen als Außenseiter begonnen, "und das war in Ordnung", sagte McCain. Nun sei seine Favoritenrolle offensichtlich, "und ich habe nicht das Mindeste dagegen."
Was McCain heute einen uneinholbaren Vorsprung bringen könnte, droht Kontrahent Mitt Romney ins Aus zu schießen. Dieser hat bislang seine hochgesteckten Ziele verfehlt und nur sechs Staaten für sich entscheiden können - zwei davon waren absolute Pflichtsiege. Er gewann in Massachusetts (er war dort vier Jahre lang Gouverneur, sanierte den Haushalt des Bundesstaats und glänzte in der Rolle des Krisenmanagers), Utah (der Mormonenstaat - hier stimmten viele für Glaubensbruder Romney), Alaska, Minnesota, Montana und North Dakota. Aufgeben will Romney aber nicht - im Gegenteil. "Einst ist klar", rief er seinen Unterstützern in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts zu, "dieser Wahlkampf geht weiter."
Er gehe davon aus, das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur noch für sich entscheiden zu können. "Wir werden gewinnen und ins Weiße Haus einziehen." Abermals brachte er seine Qualitäten als Wirtschaftsexperte ins Spiel. "Wenn sich in Washington nicht etwas ändert, werden uns andere Wirtschaftsmächte überholen" - und er sei der Kandidat mit der größten Erfahrung.
Überraschungssieger des Abends ist der Ex-Baptistenprediger Mike Huckabee. "Noch vor kurzem haben die Leute gesagt, dass es hier nur um ein Rennen zwischen zwei Leuten geht", sagte er in Anspielung auf die Favoritenrolle McCains und Romneys. "Und wisst ihr was? So ist es! Und wir sind dabei!" Huckabee hat die Vorwahlen in Alabama, Tennessee, West Virginia und in seinem Heimatstaat Arkansas gewonnen.
Huckabee dankte in Little Rock, Arkansas, seinen Anhängern für die Unterstützung. Er sei nun auf dem besten Weg ins Weiße Haus. "In ein paar Monaten werdet ihr mir helfen, der 44. Präsident der Vereinigten Staaten zu werden", rief Huckabee der jubelnden Menge zu.
Bei den Republikanern ging es heute um 1081 Delegierte. Um auf dem republikanischen Nominierungsparteitag im Sommer zu gewinnen, muss ein Bewerber mindestens 1191 der insgesamt 2380 Delegiertenstimmen auf sich vereinen. John McCain liegt nun bei 522 Delegierten, Romney bei 223, Huckabee hat derzeit 142.
Als wichtigstes Thema gaben Wähler beider Parteien die Entwicklung der Wirtschaft an. Für die Republikaner war die Einwanderung das zweitwichtigste Thema und erst danach die Entwicklung im Irak.
Der Super Tuesday, der wegen der hohen Zahl an Vorwahlen an diesem Tag so heißt, läuft noch bis in den Vormittag deutscher Zeit hinein. In Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Staat der USA, schließen die Wahllokale am Mittwochmorgen um 5 Uhr MEZ, an der Ostküste bereits um 1 Uhr MEZ. SPIEGEL ONLINE wird die ganze Nacht hindurch berichten.
ffr