Italien Migranten dürfen Rettungsschiff "Diciotti" verlassen

Tagelang saßen die Menschen auf dem Schiff "Diciotti" fest. Die italienische Regierung ließ sie nicht an Land, solange ihr Verbleib nicht geregelt war.
Rettungsschiff "Diciotti"

Rettungsschiff "Diciotti"

Foto: ORIETTA SCARDINO/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Die seit Tagen im Hafen von Catania festsitzenden Migranten sollen in den kommenden Stunden das Rettungsschiff "Diciotti" verlassen können. Um den Großteil der Menschen werde sich die italienische katholische Kirche kümmern, sagte Innenminister Matteo Salvini bei einem Auftritt in Pinzolo. Einige der Migranten nehmen Albanien und Irland auf. Bislang konnten nur Minderjährige und Kranke von Bord gehen.

Die italienische Justiz hat Medienberichten zufolge ein Ermittlungsverfahren gegen Innenminister Salvini eingeleitet. Im Zusammenhang mit den auf dem Boot "Diciotti" festgehaltenen Flüchtlingen werde gegen Salvini wegen "Freiheitsberaubung, der illegalen Festnahme und des Machtmissbrauchs" ermittelt, berichteten italienische Medien am Samstagabend.

Die Untersuchung schließe auch Salvinis Bürochef ein. Salvini selbst sagte der Nachrichtenagentur Ansa zufolge am Abend, es sei eine "Schande", dass gegen den Minister ermittelt werde, der sich für den Schutz der Grenzen des Landes einsetze.

Mehrere Migranten traten in Hungerstreik

Die italienische Küstenwache hatte die mehr als 170 Migranten bereits am 16. August im Mittelmeer aufgenommen. Kurz nach der Rettung wurden 13 von ihnen zur medizinischen Versorgung nach Lampedusa gebracht. Die "Diciotti" durfte Anfang der Woche zwar in den Hafen von Catania einlaufen. Die Regierung wollte die geretteten Menschen aber nicht an Land lassen, bevor andere EU-Staaten ihre Aufnahme zugesagt haben.

Mitte der Woche hatten bereits 27 unbegleitete Minderjährige von Bord gehen dürfen. Aus Protest gegen ihre Festsetzung auf dem Schiff sind mehrere Migranten in einen Hungerstreik getreten. Ein Vertreter des Roten Kreuzes sagte, die gesundheitliche Lage der meisten Menschen an Bord sei nicht ausgesprochen kritisch. Ihre Probleme seien "mehr psychologisch als körperlich".

Vertreter von zehn EU-Staaten hatten sich am Freitag nicht auf eine Lösung für die Migranten einigen können. Die Vereinten Nationen appellierten am Samstag an die Vernunft aller Beteiligten. Menschen, die möglicherweise internationalen Schutz benötigten, dürften nicht in den Strudel der Politik geraten.

tin/dpa/Reuters
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