Iranisches Atomabkommen Rohani weigert sich, Nuklearanlagen abzubauen

Irans Präsident Hassan Rohani: Nein, "zu 100 Prozent"
Foto: AFPTeheran - Würde Iran sich Forderungen aus Israel und dem US-Kongress beugen und seine Nuklearanlagen abbauen? Nein, "zu 100 Prozent" - die Antwort des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in einem Interview mit der "Financial Times" ("FT") war klar und eindeutig. Sein Land werde weiterhin Uran anreichern, aber ausschließlich zu friedlichen Zwecken. "Nuklearwaffen haben keinen Platz in der iranischen Verteidigungsstrategie", sagte Rohani der "FT".
Gleichzeitig stellte der moderate Präsident eine weitere Annäherung an die USA in Aussicht: "Wir müssen Schritt für Schritt gegenseitiges Vertrauen aufbauen", sagte Rohani. Probleme, die über mehr als 35 Jahre gewachsen seien, ließen sich nicht so einfach wieder lösen. Das Atomabkommen sei der beste Test dafür, ob die Länder es schaffen könnten, sich wieder anzunähern. US-Präsident Barack Obama sei ein Mann mit "höflicher und kluger Sprache", sagte Rohani der Zeitung. In den vergangenen 100 Tagen habe sich ein Fenster für eine Annäherung geöffnet.
Die klare Weigerung, seine Nuklearanlagen abzubauen, hat in den USA trotzdem Besorgnis ausgelöst: "Das ist genau die Aussage, die einige Kongressabgeordnete sehr nervös machen wird", heißt es laut "FT" im US-Senat. Das Misstrauen ist groß, in den USA und vor allem in Israel befürchten viele, dass es Iran mit dem Abkommen nicht ernst ist.
Hassan Rohani ist im vergangenen Juni ins Amt gewählt worden und hat sich vorgenommen, die iranische Wirtschaft wiederzubeleben. "Diese Regierung hat ernste wirtschaftliche Probleme geerbt", sagte er, "wir hoffen aber, die Probleme in kurzer Zeit in den Griff zu bekommen." Ein Grund für das vorläufige Atomabkommen, das Rohani in der vergangenen Woche in Genf unterzeichnete, sind die Wirtschaftssanktionen. In dem Deal verpflichtet sich Iran unter anderem dazu, die Urananreicherung zu deckeln und seinen Schwerwasserreaktor herunterzufahren - im Gegenzug lockert die Weltgemeinschaft Sanktionen in einem Gegenwert von sieben Milliarden Dollar.
Deutsche Unternehmen wittern schon große Chancen in dem Land: Iran war lange ihr wichtigster Handelspartner in der Region und ist heute ein attraktiver Partner: Die Islamische Republik hat gewaltige Öl- und Gasvorkommen und eine große Zahl junger, arbeitswilliger Menschen. Zudem muss dringend die marode Infrastruktur modernisiert werden, nachdem der jahrelange Boykott das Land ökonomisch in die Knie gezwungen hat - vor allem Baufirmen und Maschinenbauer rechnen sich Chancen auf gute Geschäfte aus.
In der Deutsch-iranischen Handelskammer stehen seit der Einigung auf das Übergangsabkommen die Telefone nicht mehr still. "Wir sprechen den ganzen Tag mit Unternehmen, die an Geschäften mit Iran interessiert sind", sagt der Direktor der Handelskammer, Michael Tockuss. Auch US-Firmen hätten großes Interesse an einer Wiederbelebung der Wirtschaftsbeziehungen.
Ein US-Regierungsvertreter warnte zwar bereits vor zu viel Euphorie, weil die USA energisch die verbleibenden Sanktionen durchsetzen wollten. "Aber es besteht kein Zweifel: Einige Geschäfte werden nach Iran zurückkehren." Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour mahnt dagegen zur Vorsicht. Der Deutsch-Iraner rät den deutschen Unternehmen: "Geht in den Iran, schaut es euch an, und dann wartet ab. Wir müssen sehen, was in den nächsten sechs Monaten passiert."